Börsen-Zeitung: Ende und Neuanfang, Kommentar zu Eon von Andreas
Heitker
Frankfurt (ots) - Für den Eon-Konzern bedeutet die geplante
Abspaltung der konventionellen Stromerzeugung den größten Einschnitt
seit der Fusion der Vorgängerunternehmen Veba und Viag vor gut 14
Jahren. Weder die Weichenstellung in Richtung eines reinrassigen
Energieversorgers im Zuge des Powergen-Kaufs, noch die
Ruhrgas-Übernahme oder der milliardenschwere Endesa-Poker in Spanien
oder gar der (zu späte) Einstieg in das Erneuerbare-Energien-Geschäft
hat solche Veränderungen mit sich gebracht, wie sie nun im Konzern
anstehen.
Eon kappt die Wurzeln, die das Unternehmen - und auch schon seine
Vorgänger - lange Jahre genährt und groß gemacht haben. Atom-, Kohle-
und Gaskraftwerke waren immer der mit Abstand wichtigste
Ergebnislieferant gewesen. Doch die Energiewelt mit den klassischen
Wertschöpfungsketten funktioniert nicht mehr. Und das Geschäftsmodell
des voll integrierten europäischen Energieversorgers hat mittlerweile
einfach ausgedient.
Die von Eon jetzt verkündete Neuaufstellung ist trotzdem mutig.
Die neue Welt, auf die Vorstandschef Johannes Teyssen den Konzern
jetzt ausrichtet, ist nämlich ein viel kleinteiligeres Geschäft. Es
geht dort um Photovoltaik-Panels, um Mikro-Kraftwärme-Kopplung, um
Batteriespeicher, um Dienstleistungsangebote zum Energiesparen oder
auch Smart-Home-Lösungen. Diese Bereiche entwickeln sich zum Teil
erst noch und haben durchaus Wachstumspotenzial. Es muss aber jedem
klar sein, dass die fehlenden Ergebnisbeiträge aus dem
Großkraftwerksgeschäft damit auf absehbare Zeit nicht aufzufangen
sind.
Die Aufspaltung begründet Eon auch mit den unterschiedlichen
Geschwindigkeiten, in denen sich die alten und die neuen
Energiemärkte entwickeln, mit den unterschiedlichen
Steuerungsinstrumenten und Kapitalausstattungen, die notwendig sind.
Der Konzern versucht sich mit der Neuaufstellung aber natürlich auch
der zahlreichen Problemfälle zu entledigen, die das Geschäft zurzeit
lähmen.
Den Atomausstieg hat Eon längst abgehakt - der Rückbau der Anlagen
und die Lagerung des Atommülls wird den Konzern aber noch lange
beschäftigen. Und auf die Kohlekraftwerke, die ohnehin kaum noch Geld
verdienen, haben sich die Kritiker schon intensiv eingeschossen. Die
Expansion in Brasilien läuft nicht wie ursprünglich geplant. Und der
russische Markt macht in jüngster Zeit auch nicht gerade kleine
Probleme. Nicht wenige Eon-Investoren werden froh sein, diese
Geschäfte aus dem Portfolio zu bekommen.
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