Börsen-Zeitung: Schluss mit lustig, Kommentar zu RWE von Andreas
Heitker
Frankfurt (ots) - Eigentlich hätte der heutige Aschermittwoch
besser zur Bilanzvorlage von RWE gepasst als der Karnevalsdienstag.
Die ersten roten Zahlen der Nachkriegszeit musste Vorstandschef Peter
Terium gestern verkünden. Und der Nettoverlust ist mit 2,8 Mrd. Euro
auch durchaus deftig ausgefallen. Die Feierlaune ist Terium gründlich
vergangen: 'Für uns ist schon seit längerem Schluss mit lustig.' RWE
verdient mit Kohle- und Gaskraftwerken, also im eigentlichen Kern des
Unternehmens, kaum noch Geld. Wertberichtigungen von satten 4,8 Mrd.
Euro hauptsächlich in der konventionellen Stromerzeugung waren 2013
die Folge. Dies waren zwar nur einmalige Belastungen. Aber der Trend
ist eindeutig und die Entwicklungen sind unumkehrbar, wie es auch
Terium in dankenswert klaren und deutlichen Worten festgestellt hat.
Es geht hier also nicht um eine Schwächeperiode, sondern um die
vielleicht größte Krise in der mehr als 100-jährigen Geschichte des
Unternehmens.
Die Energiewende ist mittlerweile voll bei RWE angekommen. Sie
trifft Tausende Mitarbeiter, die jetzt ihren Arbeitsplatz verlieren.
Sie trifft die Aktionäre, die für 2013 nur noch die Hälfte ihrer
letztjährigen Dividende erhalten. Und sie trifft damit auch
zahlreiche Kommunen, denen neue Löcher in ihre Haushalte gerissen
werden. Die Kämmerer aus Städten wie Dortmund, Essen oder Mülheim,
die RWE bisher die Treue gehalten haben, werden ihren Bürgern künftig
verstärkt die Zusammenhänge zwischen der Energiewende und fehlendem
Geld für Kindergärten und Schwimmbäder erklären müssen.
Peter Terium hat keine schlüssige Strategie für die Zukunft von
RWE. Das ist ihm aber zurzeit noch nicht so recht vorzuwerfen, steht
er damit doch beileibe nicht allein da. In der gesamten Branche sind
die Geschäftsmodelle weggebrochen. Überall ist Schluss mit lustig.
Und überall wird verzweifelt nach neuen Chancen gesucht. Terium setzt
darauf, RWE zunächst finanziell zu stabilisieren und zugleich mit
neuen Angeboten im Vertriebs- und Netzgeschäft wieder Boden unter die
Füße zu bekommen. Dass diese neuen, eher kleinteiligen
Geschäftsbereiche die wegbrechenden Gewinne im Kraftwerkssektor nicht
kompensieren können, steht aber heute schon fest.
Helfen würde sicher auch ein neuer Vergütungsrahmen für das
Bereitstellen von Kraftwerksleistung. Doch dass die Politik dazu
schon bereit ist, muss trotz der immer deutlicher werdenden Krise in
der konventionellen Energiewirtschaft noch arg bezweifelt werden.
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