Börsen-Zeitung: Traumzinsen, Marktkommentar von Kai Johannsen
Frankfurt (ots) - Dem US-Staatsanleihemarkt ist ein guter Start
ins Jahr 2014 gelungen. Im Januar kamen die Renditen entlang der
gesamten Kurve von 2 bis 30 Jahren Laufzeit zurück. Anfang Februar
legte der Markt eine Verschnaufpause ein, danach tendierten die
Anleihen aber wieder zu niedrigeren Renditen. Und das alles, obwohl
die Fed mit dem Tapering begonnen hat, eine Entwicklung, die so
mancher im Markt sehr fürchtete. Sollten doch die Renditen kräftig
steigen, wenn einmal die Stütze durch die Bondkäufe der
US-Währungshüter wegfällt.
Ist es etwa wie so oft? Wenn alle eine schwerwiegende Entwicklung
befürchten, wird zumeist nichts draus. Und wenn alle eine am Anfang
stehende Entwicklung als 'Nichts' abtun, werden sie auf dem falschen
Fuß erwischt und es wird richtig heftig. In Sachen Zinsentwicklung in
den USA könnte es ersteres sein. Das Tapering der Fed hat ganz
offenkundig den Schrecken verloren, den es für viele in den
Sommermonaten 2013 hatte. Viele Beobachter gehen nicht mehr davon
aus, dass es zu kräftigen Renditeanstiegen der US-Treasuries kommen
muss, nur weil sich jetzt die Fed zurückzieht. Manch einer rechnet
sogar damit, dass die Renditen ihren Hochpunkt längst gesehen haben
und sich der Markt für den Rest des Jahres eher auf niedrigere
Renditen einstellen sollte. Teilweise werden sogar deutlich
niedrigere Renditen in Aussicht gestellt.
Eher früher als später
Der renommierte Steven Major, Global Head of Fixed Income Research
bei HSBC Bank, etwa erwartet die Rendite der zehnjährigen
US-Staatsanleihe im dritten Quartal bei 2,1%. Derzeit rentiert das
Papier mit um die 2,70%. Und er geht noch einen Schritt weiter: Die
2,1% müssten nicht erst im dritten Quartal erreicht werden, sie
könnten schon früher auf der Agenda stehen.
Und da hatte doch so mancher im Markt darauf gehofft, jetzt wieder
risikolos eine Drei vor dem Komma einstreichen zu können - vielleicht
sogar Sätze von 3,5% und irgendwann einmal wieder die 4% zu bekommen.
So wie es aussieht, wird daraus wohl nichts. Überhaupt müssen sich
die Anleger wohl auf ganz andere absolute Höhen in Sachen Zinsen
einstellen. Denn es stellt sich nicht gerade so dar, als würde der
US-Markt sehr schnell in Richtung von 5% oder gar 6% im zehnjährigen
Laufzeitenbereich wandern. Solche aus heutiger Sicht schon als
Traumrenditen zu bezeichnenden Sätze haben die US-Staatspapiere in
der Vergangenheit ja auch mal abgeworfen. Wie sagt Major dazu: '3%
ist das neue 5%.' Das ist mal eine Ansage.
Schützenhilfe bekommt der Renditeabstieg am US-Rentenmarkt - und
nicht nur dort - durch die Umschichtungen an den Märkten. Im Zuge des
erwarteten Tapering waren viele Experten davon ausgegangen, dass die
Gelder dann - wegen befürchteter Verluste - aus den
Fixed-Income-Segmenten, insbesondere aus den US-Treasuries, abgezogen
und dann in Aktien angelegt werden. Der ohnehin vorhandene
Liquiditätsschub an den Aktienmärkten würde dann nochmals
angetrieben, so die frühere Prognose. Und genau das zeichnet sich
eben nicht ab. Strategen hatten die große Rotation - raus aus
Anleihen, rein in Aktien - im Januar dann auf die lange Bank
geschoben. Erst im Jahresverlauf sei damit zu rechnen, und so mancher
fragte sich, ob sie denn überhaupt noch kommt.
Es kommt eben anders
Nun zeigen Zahlen, dass das Gegenteil eingetreten ist. Wenn alle
mit einer bestimmten Entwicklung rechnen, wird bekanntlich nichts
draus. So auch bei der großen Rotation - zumindest, wenn es nach den
jetzigen Zahlen geht. Die Anleger schichten nicht von Bonds in Aktien
um, sondern gehen aus Aktien raus und investieren in Anleihen. Das
belegen die Fund-flow- Daten. So verzeichneten die global agierenden
Aktienfonds in der Woche zum 5. Februar die stärksten Abflüsse seit
mehr als zwei Jahren! Und das geschieht in einer Zeit, in der die
Fed-Stütze geringere Wirkung entfaltet. Besonders starke Abflüsse von
Kapital verzeichneten unter anderem die US-Aktienfonds. Den Rücken
kehrten die Anleger aber auch den Emerging-Markets-Fonds.
Die freiwerdenden Gelder werden in Bonds investiert. Die
entsprechenden Fondsvehikel verzeichneten starke Zuflüsse.
Offenkundig sind die 3%, die die zehnjährigen US-Treasuries zum
Jahreswechsel abwarfen, für weite Anlegerkreise sehr interessant.
Denn es wird zugegriffen. Von daher spricht vieles dafür, dass Major
- wieder einmal - recht behält und die 3% tatsächlich die neuen 5%
werden und darüber hinausgehende Renditeanstiege ins Reich der Träume
verbannt werden müssen - echte Traumzinsen sozusagen.
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