Börsen-Zeitung: Auf dem Schleudersitz, Kommentar zum Wechsel des
Lufthansa-Finanzchefs Stephan Gemkow an die Führungsspitze von Haniel,
von Lisa Schmelzer.
Frankfurt (ots) - Der Abschied von Stephan Gemkow als
Finanzvorstand kommt für die Deutsche Lufthansa zur Unzeit. Die von
der Führungsmannschaft lancierten Umbauarbeiten sorgen im Konzern für
große Unruhe, an den Märkten hat sich das indes bisher noch wenig
niedergeschlagen. Das ist auch ein Verdienst von Gemkow, der bei den
Investoren hoch angesehen ist.
Der Lufthansa-CFO ist ehrgeizig und es war ihm stets anzumerken,
dass er auf der Karriereleiter noch weiter nach oben will. Der Weg
war ihm bei der Airline spätestens seit der Amtsübernahme von
Lufthansa-Chef Christoph Franz vor gut einem Jahr verbaut, also sucht
er nun - so wie schon sein Vorgänger, Merck-Chef Karl-Ludwig Kley -
sein Heil außerhalb des Luftfahrtkonzerns.
Mit dem Chefsessel bei Haniel hat sich Gemkow indes einen
Schleudersitz ausgesucht, hat das Unternehmen doch in jüngster
Vergangenheit einen ziemlichen Verschleiß an Führungskräften.
Noch-Haniel-Chef Jürgen Kluge, seit Januar 2010 an Bord, kam der
absehbaren Nichtvertragsverlängerung - ähnlich wie Eckhard Cordes bei
der wichtigen Beteiligung Metro - mit dem angekündigten freiwilligen
Rückzug zuvor. Aufsichtsratschef Franz Markus Haniel steht nun bei
den 650 Familiengesellschaftern unter Druck, Erfolge zu liefern.
Diesen Druck wird er vermutlich von Anfang an an Gemkow weitergeben.
Eine Fähigkeit kommt dem Finanzexperten bei Haniel auf alle Fälle
zugute. Bei der Lufthansa hat Gemkow bewiesen, dass die Finanzen
trotz magerer Margen, immer höherer Kosten und manchem Verlustbringer
im Portfolio in den Griff zu bekommen sind. Haniel wird in jüngster
Zeit von den Ratingagenturen immer wieder wegen der nicht konsequent
genug verfolgten Rückführung der Nettoverschuldung ermahnt. Auch
leidet das Beteiligungsvermögen unter Schwindsucht.
Um die Verschuldung abzubauen und die Ratingagenturen zu
besänftigen, hat sich Haniel nun den richtigen Mann ins Haus geholt.
Beweisen muss Gemkow aber noch, ob er anschließend auch den
angestrebten Portfolioumbau wertsteigernd umsetzen kann. Zuvor muss
er jedoch die Beteiligungen Metro oder Celesio auf Kurs bringen. Zwar
hatte er dafür bei Lufthansa durchaus Anschauungsmaterial - auch die
Fluggesellschaft hatte in den vergangenen Jahren ihre Mühe mit
diversen Beteiligungen. Gemkow trat dabei allerdings vorrangig als
Mahner auf, wenn die Kosten aus dem Ruder zu laufen drohten. Einen
Ruf als Stratege und beherzter Entscheider muss er sich erst noch
erwerben.
(Börsen-Zeitung, 26.4.2012)
Originaltext: Börsen-Zeitung
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Börsen-Zeitung
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www.boersen-zeitung.de
Lufthansa-Finanzchefs Stephan Gemkow an die Führungsspitze von Haniel,
von Lisa Schmelzer.
Frankfurt (ots) - Der Abschied von Stephan Gemkow als
Finanzvorstand kommt für die Deutsche Lufthansa zur Unzeit. Die von
der Führungsmannschaft lancierten Umbauarbeiten sorgen im Konzern für
große Unruhe, an den Märkten hat sich das indes bisher noch wenig
niedergeschlagen. Das ist auch ein Verdienst von Gemkow, der bei den
Investoren hoch angesehen ist.
Der Lufthansa-CFO ist ehrgeizig und es war ihm stets anzumerken,
dass er auf der Karriereleiter noch weiter nach oben will. Der Weg
war ihm bei der Airline spätestens seit der Amtsübernahme von
Lufthansa-Chef Christoph Franz vor gut einem Jahr verbaut, also sucht
er nun - so wie schon sein Vorgänger, Merck-Chef Karl-Ludwig Kley -
sein Heil außerhalb des Luftfahrtkonzerns.
Mit dem Chefsessel bei Haniel hat sich Gemkow indes einen
Schleudersitz ausgesucht, hat das Unternehmen doch in jüngster
Vergangenheit einen ziemlichen Verschleiß an Führungskräften.
Noch-Haniel-Chef Jürgen Kluge, seit Januar 2010 an Bord, kam der
absehbaren Nichtvertragsverlängerung - ähnlich wie Eckhard Cordes bei
der wichtigen Beteiligung Metro - mit dem angekündigten freiwilligen
Rückzug zuvor. Aufsichtsratschef Franz Markus Haniel steht nun bei
den 650 Familiengesellschaftern unter Druck, Erfolge zu liefern.
Diesen Druck wird er vermutlich von Anfang an an Gemkow weitergeben.
Eine Fähigkeit kommt dem Finanzexperten bei Haniel auf alle Fälle
zugute. Bei der Lufthansa hat Gemkow bewiesen, dass die Finanzen
trotz magerer Margen, immer höherer Kosten und manchem Verlustbringer
im Portfolio in den Griff zu bekommen sind. Haniel wird in jüngster
Zeit von den Ratingagenturen immer wieder wegen der nicht konsequent
genug verfolgten Rückführung der Nettoverschuldung ermahnt. Auch
leidet das Beteiligungsvermögen unter Schwindsucht.
Um die Verschuldung abzubauen und die Ratingagenturen zu
besänftigen, hat sich Haniel nun den richtigen Mann ins Haus geholt.
Beweisen muss Gemkow aber noch, ob er anschließend auch den
angestrebten Portfolioumbau wertsteigernd umsetzen kann. Zuvor muss
er jedoch die Beteiligungen Metro oder Celesio auf Kurs bringen. Zwar
hatte er dafür bei Lufthansa durchaus Anschauungsmaterial - auch die
Fluggesellschaft hatte in den vergangenen Jahren ihre Mühe mit
diversen Beteiligungen. Gemkow trat dabei allerdings vorrangig als
Mahner auf, wenn die Kosten aus dem Ruder zu laufen drohten. Einen
Ruf als Stratege und beherzter Entscheider muss er sich erst noch
erwerben.
(Börsen-Zeitung, 26.4.2012)
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