Börsen-Zeitung: Auf Nummer sicher, Kommentar zur Bilanzpressekonferenz
der Deutschen Bundesbank, von Mark Schrörs.
Frankfurt (ots) - Ein Schelm, wer Böses dabei denkt: Als die
Finanzminister der Eurozone Griechenland im Herbst 2012 versprachen,
Gewinne der Euro-Notenbanken aus deren Geschäften mit griechischen
Staatsanleihen an das hilfsbedürftige Land weiterzureichen, sagte
Wolfgang Schäuble 600Mill. Euro aus Deutschland zu. Nun überweist die
Bundesbank für 2012 einen Gesamtjahresüberschuss von 664Mill. Euro
nach Berlin. Sie erspart es Schäuble somit zumindest, noch Geld
drauflegen zu müssen, um das Versprechen einzuhalten.
Ansonsten aber bleibt für Schäuble wenig übrig, und die
Überweisung liegt auch deutlich unterhalb der 1,5Mrd. Euro, die er
eingeplant hatte - und das, obwohl die Zinserträge der Bundesbank
2012 deutlich gestiegen sind, auf 8,3Mrd. Euro. Dass unter dem Strich
so wenig gen Berlin fließt, liegt daran, dass die Bundesbank ihre
Risikovorsorge nochmals kräftig aufgestockt hat - um 6,7Mrd. Euro auf
14,4Mrd. Euro.
So mancher in der Hauptstadt argwöhnt nun, die Bundesbank um ihren
Chef Jens Weidmann betreibe eine so hohe Vorsorge auch aus
politischem Kalkül: Er wolle so auf die Risiken aus der Euro-Krise
aufmerksam machen, die teils die Notenbanken übernommen haben, die am
Ende aber die nationalen Haushalte und so die Steuerzahler treffen.
Einige verweisen auch darauf, dass die Risiken zuletzt doch eher
abgenommen hätten.
Nun wird es Weidmann tatsächlich kaum stören, wenn einmal mehr
über die Risiken der Euro-Rettung gesprochen wird. Gerade auch in
Berlin werden die ja ungern thematisiert.
Letztendlich ist es für die Bundesbank aber auch zwingend, die
Risikovorsorge aufzustocken. Zwar hat sich die Lage in der zweiten
Jahreshälfte 2012 beruhigt. Im Gesamtjahr hat sich aber etwa das
Volumen der Refinanzierungskredite an Banken nochmals deutlich
erhöht, und zugleich sind die Anforderungen an die zu hinterlegenden
Sicherheiten in der Krise gesunken. Die Bundesbank will da auf Nummer
sicher gehen.
Zur ganzen Wahrheit gehört aber auch: Die Bundesbank allein kann
den deutschen Steuerzahler nicht schützen. Am Ende teilt sich das
Eurosystem alle Gewinne und Verluste. Wenn andere Notenbanken also
Risiken geringer einschätzen, muss im Notfall auch die Bundesbank
mitzahlen - wie vorsichtig auch immer sie gewesen sein mag.
Wenn die Krise aber abebbt, wird die Bundesbank die hohen
Rückstellungen wohl zumindest zum Teil auch wieder auflösen können.
Das würde dann auch Schäuble freuen - oder wer immer dann
Finanzminister ist.
(Börsen-Zeitung, 13.3.2013)
Originaltext: Börsen-Zeitung
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Börsen-Zeitung
Redaktion
Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de
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Frankfurt (ots) - Ein Schelm, wer Böses dabei denkt: Als die
Finanzminister der Eurozone Griechenland im Herbst 2012 versprachen,
Gewinne der Euro-Notenbanken aus deren Geschäften mit griechischen
Staatsanleihen an das hilfsbedürftige Land weiterzureichen, sagte
Wolfgang Schäuble 600Mill. Euro aus Deutschland zu. Nun überweist die
Bundesbank für 2012 einen Gesamtjahresüberschuss von 664Mill. Euro
nach Berlin. Sie erspart es Schäuble somit zumindest, noch Geld
drauflegen zu müssen, um das Versprechen einzuhalten.
Ansonsten aber bleibt für Schäuble wenig übrig, und die
Überweisung liegt auch deutlich unterhalb der 1,5Mrd. Euro, die er
eingeplant hatte - und das, obwohl die Zinserträge der Bundesbank
2012 deutlich gestiegen sind, auf 8,3Mrd. Euro. Dass unter dem Strich
so wenig gen Berlin fließt, liegt daran, dass die Bundesbank ihre
Risikovorsorge nochmals kräftig aufgestockt hat - um 6,7Mrd. Euro auf
14,4Mrd. Euro.
So mancher in der Hauptstadt argwöhnt nun, die Bundesbank um ihren
Chef Jens Weidmann betreibe eine so hohe Vorsorge auch aus
politischem Kalkül: Er wolle so auf die Risiken aus der Euro-Krise
aufmerksam machen, die teils die Notenbanken übernommen haben, die am
Ende aber die nationalen Haushalte und so die Steuerzahler treffen.
Einige verweisen auch darauf, dass die Risiken zuletzt doch eher
abgenommen hätten.
Nun wird es Weidmann tatsächlich kaum stören, wenn einmal mehr
über die Risiken der Euro-Rettung gesprochen wird. Gerade auch in
Berlin werden die ja ungern thematisiert.
Letztendlich ist es für die Bundesbank aber auch zwingend, die
Risikovorsorge aufzustocken. Zwar hat sich die Lage in der zweiten
Jahreshälfte 2012 beruhigt. Im Gesamtjahr hat sich aber etwa das
Volumen der Refinanzierungskredite an Banken nochmals deutlich
erhöht, und zugleich sind die Anforderungen an die zu hinterlegenden
Sicherheiten in der Krise gesunken. Die Bundesbank will da auf Nummer
sicher gehen.
Zur ganzen Wahrheit gehört aber auch: Die Bundesbank allein kann
den deutschen Steuerzahler nicht schützen. Am Ende teilt sich das
Eurosystem alle Gewinne und Verluste. Wenn andere Notenbanken also
Risiken geringer einschätzen, muss im Notfall auch die Bundesbank
mitzahlen - wie vorsichtig auch immer sie gewesen sein mag.
Wenn die Krise aber abebbt, wird die Bundesbank die hohen
Rückstellungen wohl zumindest zum Teil auch wieder auflösen können.
Das würde dann auch Schäuble freuen - oder wer immer dann
Finanzminister ist.
(Börsen-Zeitung, 13.3.2013)
Originaltext: Börsen-Zeitung
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