Börsen-Zeitung: Comeback der BRIC-Märkte, Börsenkommentar 'Marktplatz'
von Christopher Kalbhenn.
Frankfurt (ots) - Ohne die Rally der zurückliegenden Wochen würden
die Aktienmärkte der Schwellenländer erneut für lange Gesichter bei
den Anlegern sorgen. Rund 14% hat der Sammelindex MSCI Emerging
Markets seit Jahresbeginn zugelegt und damit zumindest ein weiteres
Debakel vermieden. Der Verlust des zurückliegenden Jahres von etwas
mehr als 20% konnte damit aber nicht wettgemacht werden. Seit Mitte
2011 zeigen die Aktienmärkte der Schwellenländer eine
Underperformance. Die Verunsicherung aufgrund der Eskalation der
Schuldenkrise führte im Sommer zu einem Rückzug der Investoren. Hinzu
kam die Verlangsamung der Weltwirtschaft, die die stark zyklisch
geprägten Schwellenländer überproportional traf. Im Vergleich zur
Jahresmitte weist der MSCI Emerging Markets immer noch ein Minus von
8% auf, während der MSCI World mit 1,5% im Plus liegt.
Hinter dem Sammelindex verbergen sich allerdings sehr vielfältige
und unterschiedliche Aktienmärkte, die sich keinesfalls im
Gleichmarsch bewegen und daher auch nicht über einen Kamm geschoren
werden dürfen. Bei genauerem Hinschauen zeigt sich, dass im zu Ende
gehenden Jahr an vielen Emerging Markets sehr gute Anlageergebnisse
erzielt werden konnten. Dazu zählen z.B. die Türkei (50%), Ägypten
(43%) und Thailand (34%). Zurückgehalten wurde der MSCI Emerging
Markets dagegen von den Schwergewichten der BRIC-Gruppe (Brasilien,
Russland, Indien, China). Das gilt insbesondere für China, wo der
Shanghai Composite seit Jahresbeginn 2% verloren hat. Aber auch in
Brasilien und Russland haben sich die Indizes Bovespa und RTS mit
Zuwächsen von 6,5% und 9% unterdurchschnittlich entwickelt.
Es mehren sich jedoch die Anzeichen dafür, dass gerade die
BRIC-Länder unter der Führung Chinas die Wende geschafft haben und im
neuen Jahr zu den stärksten Märkten gehören werden, womit auch der
MSCI Emerging Markets eine überdurchschnittliche Entwicklung zeigen
wird. Im Reich der Mitte haben die Konjunkturindikatoren im Herbst
eine scharfe Wende nach oben vollzogen, nachdem das Wachstum zuvor
mehrere Quartale in Folge zurückgegangen war. Für Impulse wird auch
der gerade vollzogene Führungswechsel sorgen, der zuvor als hemmender
Faktor gewirkt hatte. Konjunkturankurbelungsmaßnahmen, die allerdings
nicht das monströse Ausmaß der Programme des Jahres 2009 annehmen
werden, werden für Impulse sorgen. Das Gleiche gilt auch für den
geldpolitischen Lockerungskurs, den die People's Bank of China
eingeschlagen hat.
Zieht der chinesische Aktienmarkt an, wird sich dies im MSCI
Emerging Markets deutlich niederschlagen. Denn das Reich der Mitte
ist mit 18% das am stärksten gewichtete Land. Weitere 12% steuert
Brasilien bei. Dieses rohstoffreiche Land wird eine Belebung Chinas
in Form deutlich steigender Rohwarenausfuhren direkt zu spüren
bekommen. Allerdings setzt es auch eigene Impulse. Aufgrund der
deutlich nachlassenden Inflation hat sich für Zentralbank erheblicher
Spielraum für Zinssenkungen ergeben. Die Folge ist ein
rekordniedriges Leitzinsniveau. Hinzu kommen Wachstumsimpulse durch
umfangreiche Infrastrukturinvestitionen, die u.a. wegen der
bevorstehenden Sportgroßereignisse in Brasilien, der
Fußballweltmeisterschaft und der Olympischen Spiele, angestoßen
worden sind.
Welches Potenzial in Brasilien und China besteht, hat der indische
Aktienmarkt in diesem Jahr gezeigt. Noch bis zum Sommer der am
wenigsten geschätzte BRIC-Aktienmarkt, begann er stark anzuziehen,
nachdem die Regierung erklärt hatte, den lähmenden Reformstillstand
beenden zu wollen. Rund 25% haben die Aktien des Subkontinents,
gemessen am Index Sensex, seit dem Jahresbeginn zugelegt. Die
fundamentale Ausgangsposition der BRIC-Märkte für das nächste Jahr
könnte gar nicht besser sein. Niedrige bzw. noch nachgebende Zinsen
kombinieren sich mit deutlich überdurchschnittlichen Wachstumsraten.
Laut Goldman Sachs werden die BRIC-Länder in den Jahren 2013 und 2014
ein Wirtschaftswachstum von 6,9% und 7,1% erzielen, die entwickelten
Volkswirtschaften dagegen lediglich eines von 1,4% und 2%. Dabei ist
die Bewertung in der BRIC-Länder teilweise auch noch ausgesprochen
günstig. Die Schanghaier A-Aktien weisen ein Kurs-Gewinn-Verhältnis
(KGV) auf Basis der Konsenprognosen für das nächste Jahr von
lediglich 9 auf. Im Falle Russlands liegt das KGV sogar nur bei 5,5.
(Börsen-Zeitung, 22.12.2012)
Originaltext: Börsen-Zeitung
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von Christopher Kalbhenn.
Frankfurt (ots) - Ohne die Rally der zurückliegenden Wochen würden
die Aktienmärkte der Schwellenländer erneut für lange Gesichter bei
den Anlegern sorgen. Rund 14% hat der Sammelindex MSCI Emerging
Markets seit Jahresbeginn zugelegt und damit zumindest ein weiteres
Debakel vermieden. Der Verlust des zurückliegenden Jahres von etwas
mehr als 20% konnte damit aber nicht wettgemacht werden. Seit Mitte
2011 zeigen die Aktienmärkte der Schwellenländer eine
Underperformance. Die Verunsicherung aufgrund der Eskalation der
Schuldenkrise führte im Sommer zu einem Rückzug der Investoren. Hinzu
kam die Verlangsamung der Weltwirtschaft, die die stark zyklisch
geprägten Schwellenländer überproportional traf. Im Vergleich zur
Jahresmitte weist der MSCI Emerging Markets immer noch ein Minus von
8% auf, während der MSCI World mit 1,5% im Plus liegt.
Hinter dem Sammelindex verbergen sich allerdings sehr vielfältige
und unterschiedliche Aktienmärkte, die sich keinesfalls im
Gleichmarsch bewegen und daher auch nicht über einen Kamm geschoren
werden dürfen. Bei genauerem Hinschauen zeigt sich, dass im zu Ende
gehenden Jahr an vielen Emerging Markets sehr gute Anlageergebnisse
erzielt werden konnten. Dazu zählen z.B. die Türkei (50%), Ägypten
(43%) und Thailand (34%). Zurückgehalten wurde der MSCI Emerging
Markets dagegen von den Schwergewichten der BRIC-Gruppe (Brasilien,
Russland, Indien, China). Das gilt insbesondere für China, wo der
Shanghai Composite seit Jahresbeginn 2% verloren hat. Aber auch in
Brasilien und Russland haben sich die Indizes Bovespa und RTS mit
Zuwächsen von 6,5% und 9% unterdurchschnittlich entwickelt.
Es mehren sich jedoch die Anzeichen dafür, dass gerade die
BRIC-Länder unter der Führung Chinas die Wende geschafft haben und im
neuen Jahr zu den stärksten Märkten gehören werden, womit auch der
MSCI Emerging Markets eine überdurchschnittliche Entwicklung zeigen
wird. Im Reich der Mitte haben die Konjunkturindikatoren im Herbst
eine scharfe Wende nach oben vollzogen, nachdem das Wachstum zuvor
mehrere Quartale in Folge zurückgegangen war. Für Impulse wird auch
der gerade vollzogene Führungswechsel sorgen, der zuvor als hemmender
Faktor gewirkt hatte. Konjunkturankurbelungsmaßnahmen, die allerdings
nicht das monströse Ausmaß der Programme des Jahres 2009 annehmen
werden, werden für Impulse sorgen. Das Gleiche gilt auch für den
geldpolitischen Lockerungskurs, den die People's Bank of China
eingeschlagen hat.
Zieht der chinesische Aktienmarkt an, wird sich dies im MSCI
Emerging Markets deutlich niederschlagen. Denn das Reich der Mitte
ist mit 18% das am stärksten gewichtete Land. Weitere 12% steuert
Brasilien bei. Dieses rohstoffreiche Land wird eine Belebung Chinas
in Form deutlich steigender Rohwarenausfuhren direkt zu spüren
bekommen. Allerdings setzt es auch eigene Impulse. Aufgrund der
deutlich nachlassenden Inflation hat sich für Zentralbank erheblicher
Spielraum für Zinssenkungen ergeben. Die Folge ist ein
rekordniedriges Leitzinsniveau. Hinzu kommen Wachstumsimpulse durch
umfangreiche Infrastrukturinvestitionen, die u.a. wegen der
bevorstehenden Sportgroßereignisse in Brasilien, der
Fußballweltmeisterschaft und der Olympischen Spiele, angestoßen
worden sind.
Welches Potenzial in Brasilien und China besteht, hat der indische
Aktienmarkt in diesem Jahr gezeigt. Noch bis zum Sommer der am
wenigsten geschätzte BRIC-Aktienmarkt, begann er stark anzuziehen,
nachdem die Regierung erklärt hatte, den lähmenden Reformstillstand
beenden zu wollen. Rund 25% haben die Aktien des Subkontinents,
gemessen am Index Sensex, seit dem Jahresbeginn zugelegt. Die
fundamentale Ausgangsposition der BRIC-Märkte für das nächste Jahr
könnte gar nicht besser sein. Niedrige bzw. noch nachgebende Zinsen
kombinieren sich mit deutlich überdurchschnittlichen Wachstumsraten.
Laut Goldman Sachs werden die BRIC-Länder in den Jahren 2013 und 2014
ein Wirtschaftswachstum von 6,9% und 7,1% erzielen, die entwickelten
Volkswirtschaften dagegen lediglich eines von 1,4% und 2%. Dabei ist
die Bewertung in der BRIC-Länder teilweise auch noch ausgesprochen
günstig. Die Schanghaier A-Aktien weisen ein Kurs-Gewinn-Verhältnis
(KGV) auf Basis der Konsenprognosen für das nächste Jahr von
lediglich 9 auf. Im Falle Russlands liegt das KGV sogar nur bei 5,5.
(Börsen-Zeitung, 22.12.2012)
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