Börsen-Zeitung: Déjà-vu, Kommentar zur Bund-Auktion von Kai Johannsen
Frankfurt (ots) - Es gleicht einem Déjà-vu mit dem zweiten
Halbjahr 2011. Der Bund tritt in einem mit Blick auf die
Eurozonen-Peripherie nervösen Marktumfeld auf und will planmäßig eine
Anleihe versteigern. Die Investoren reißen sich regelmäßig -
Stichwort: Flucht in Sicherheit - um Bundesanleihen. Nur in der
Momentaufnahme der Auktion reicht die Nachfrage der Banken nicht aus,
um das Emissionsvolumen vollständig zu platzieren. Eine Unterdeckung
in der Auktion ist die Konsequenz.
Gründe dafür ließen sich seinerzeit viele finden. Infolge der
Flucht in Qualität waren die Renditen auf immer neue Rekordtiefs
gesunken. Oder die Akteure hielten sich zurück, weil gerade eine
Anleiheauktion eines Peripherielandes schlecht lief oder ein solches
Land kurz nach dem Bund wieder an den Markt wollte und befürchtet
wurde, dass auch diese Auktion enttäuschen würde. Oder bei den
Bundesanleihen wurden just zum Zeitpunkt der Auktion Gewinne
mitgenommen, was in der Auktion zur Zurückhaltung mahnte. Für
Verunsicherung sorgte mitunter auch die Europäische Zentralbank
(EZB), wenn befürchtet wurde, sie könnte bei Bondkäufen extrem stark
zugreifen.
Und gestern? Gestern kam alles zusammen. In der vorigen Woche lief
eine Anleiheauktion der Spanier enttäuschend - erstmals in diesem
Jahr. Das erhöhte die Nervosität, wie an seit Tagen andauernden
Spread-Ausweitungen ablesbar ist. Befürchtet wurde, dass auch andere
Länder nun wieder unter Druck geraten könnten. Das zeigte sich
ebenfalls gestern. Die Italiener mussten am Geldmarkt kräftig
draufzahlen. Und vor allem: Heute kommen die Italiener auch noch mit
Bonds - kein gutes Omen.
Am Sekundärmarkt waren zudem Gewinnmitnahmen zu beobachten, denn
tags zuvor war der Bund-Future auf ein Rekordhoch geklettert - wegen
der Verunsicherung mit Blick auf die Peripherie. Da hielten sich
Anleger bei neuen Bund-Papieren ein wenig zurück. Und zu guter Letzt:
Auch die EZB mischte wieder mit: EZB-Direktoriumsmitglied Benoît
Coeuré hält den steigenden Druck der Finanzmärkte auf Spanien nicht
für gerechtfertigt und bringt Eingriffe über den Bondmarkt ins Spiel.
Und ein Marktteilnehmer, dem das alles nicht zur Zurückhaltung
ausreichte, der konnte sich ja noch die Rendite der neuen
zehnjährigen Bundesanleihe vor Augen führen: Ein rekordniedriger
Kupon von gerade einmal 1,75%, eine zwei Basispunkte höhere
Durchschnittsrendite. Real ist der Ertrag ohnehin negativ. Wer
wundert sich bei dieser Gemengelage über ein vorsichtiges Taktieren
der Anleger in der Auktion?
Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377
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Börsen-Zeitung
Redaktion
Telefon: 069--2732-0
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Halbjahr 2011. Der Bund tritt in einem mit Blick auf die
Eurozonen-Peripherie nervösen Marktumfeld auf und will planmäßig eine
Anleihe versteigern. Die Investoren reißen sich regelmäßig -
Stichwort: Flucht in Sicherheit - um Bundesanleihen. Nur in der
Momentaufnahme der Auktion reicht die Nachfrage der Banken nicht aus,
um das Emissionsvolumen vollständig zu platzieren. Eine Unterdeckung
in der Auktion ist die Konsequenz.
Gründe dafür ließen sich seinerzeit viele finden. Infolge der
Flucht in Qualität waren die Renditen auf immer neue Rekordtiefs
gesunken. Oder die Akteure hielten sich zurück, weil gerade eine
Anleiheauktion eines Peripherielandes schlecht lief oder ein solches
Land kurz nach dem Bund wieder an den Markt wollte und befürchtet
wurde, dass auch diese Auktion enttäuschen würde. Oder bei den
Bundesanleihen wurden just zum Zeitpunkt der Auktion Gewinne
mitgenommen, was in der Auktion zur Zurückhaltung mahnte. Für
Verunsicherung sorgte mitunter auch die Europäische Zentralbank
(EZB), wenn befürchtet wurde, sie könnte bei Bondkäufen extrem stark
zugreifen.
Und gestern? Gestern kam alles zusammen. In der vorigen Woche lief
eine Anleiheauktion der Spanier enttäuschend - erstmals in diesem
Jahr. Das erhöhte die Nervosität, wie an seit Tagen andauernden
Spread-Ausweitungen ablesbar ist. Befürchtet wurde, dass auch andere
Länder nun wieder unter Druck geraten könnten. Das zeigte sich
ebenfalls gestern. Die Italiener mussten am Geldmarkt kräftig
draufzahlen. Und vor allem: Heute kommen die Italiener auch noch mit
Bonds - kein gutes Omen.
Am Sekundärmarkt waren zudem Gewinnmitnahmen zu beobachten, denn
tags zuvor war der Bund-Future auf ein Rekordhoch geklettert - wegen
der Verunsicherung mit Blick auf die Peripherie. Da hielten sich
Anleger bei neuen Bund-Papieren ein wenig zurück. Und zu guter Letzt:
Auch die EZB mischte wieder mit: EZB-Direktoriumsmitglied Benoît
Coeuré hält den steigenden Druck der Finanzmärkte auf Spanien nicht
für gerechtfertigt und bringt Eingriffe über den Bondmarkt ins Spiel.
Und ein Marktteilnehmer, dem das alles nicht zur Zurückhaltung
ausreichte, der konnte sich ja noch die Rendite der neuen
zehnjährigen Bundesanleihe vor Augen führen: Ein rekordniedriger
Kupon von gerade einmal 1,75%, eine zwei Basispunkte höhere
Durchschnittsrendite. Real ist der Ertrag ohnehin negativ. Wer
wundert sich bei dieser Gemengelage über ein vorsichtiges Taktieren
der Anleger in der Auktion?
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