Börsen-Zeitung: Der Drache atmet auf, Kommentar zu China von Norbert
Hellmann
Frankfurt (ots) - In China sackt die Wachstumsrate weiter ab, doch
frohlockt Ministerpräsident Wen Jiabao über den relativ guten Zustand
der Wirtschaft. Die gute Laune ist dem Blick nach vorn geschuldet,
denn neueste Wirtschaftsdaten lassen nach einem sieben Quartale
währenden Abschwung zumindest Licht am Ende des Tunnels erkennen.
Im zurückliegenden Dreimonatsabschnitt ist die Wachstumsrate des
Bruttoinlandsprodukts (BIP) auf 7,4% und damit den niedrigsten Stand
seit drei Jahren zurückgeglitten, doch wirkt der Dynamikverlust in
Verbindung mit neuen Daten, die eine Belebung der Industrieproduktion
und des Einzelhandels für September ausweisen, nicht mehr
erschreckend.
Trotz der Risiken, die ein Anhalten der europäischen Schuldenkrise
und die damit in enger Verbindung stehende wackelige Verfassung der
chinesischen Exportwirtschaft für die chinesische Konjunktur noch
bergen, zeichnet sich eine Stabilisierung ab. Im Schlussquartal 2012
dürfte die Wachstumsrate wieder etwas höher liegen und das Thema
harte Landung in weitere Ferne rücken lassen. Für die
erfolgsverwöhnten chinesischen Wirtschaf tsplaner, die nichts mehr
als ungewohnten Kontrollverlust fürchten, ist das im Vorfeld des
großen Parteitages ab 8. November, der den nach zehn Jahren
anstehenden Regierungswechsel besiegeln wird, die beste aller
Nachrichten. Damit entfällt wohl auch der Zwang zu aufgeregt
wirkenden Stimulierungsprogrammen und einer sichtbaren
geldpolitischen Lockerung in den kommenden Monaten.
Nach den turbulenten Entwicklungen der letzten zwei Jahre vom
künstlichen Boom im Gefolge der Finanzkrise über die verzweifelte
Bekämpfung davonschießender Verbraucher- und Immobilienpreise bis zur
alarmierenden Konjunkturabkühlung der vergangenen Monate dürfte nun
eine vergleichsweise langweilige Phase einsetzen, die man in Peking
regelrecht genießen dürfte.
Eine Wachstumsrate von knapp 8%, die sich nun für absehbare Zeit
abzeichnet, liegt klar unter dem Durchschnitt der letzten Jahre. Sie
dürfte aber insbesondere auch für die neue Regierungsmannschaft
weniger als ein Manko angesehen werden, das es zu beheben gilt, denn
als ein tragfähiges Plateau, auf dem sich im Fünfjahresplan
angezeigte Transformationsziele, allen voran Reformen im
Finanzsektor, eine stärkere Einbindung privaten Kapitals in
strategisch wichtigen Wirtschaftssektoren und die schleichende
Verlagerung auf den Konsum als Wirtschaftstreiber, angehen lassen.
Originaltext: Börsen-Zeitung
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Frankfurt (ots) - In China sackt die Wachstumsrate weiter ab, doch
frohlockt Ministerpräsident Wen Jiabao über den relativ guten Zustand
der Wirtschaft. Die gute Laune ist dem Blick nach vorn geschuldet,
denn neueste Wirtschaftsdaten lassen nach einem sieben Quartale
währenden Abschwung zumindest Licht am Ende des Tunnels erkennen.
Im zurückliegenden Dreimonatsabschnitt ist die Wachstumsrate des
Bruttoinlandsprodukts (BIP) auf 7,4% und damit den niedrigsten Stand
seit drei Jahren zurückgeglitten, doch wirkt der Dynamikverlust in
Verbindung mit neuen Daten, die eine Belebung der Industrieproduktion
und des Einzelhandels für September ausweisen, nicht mehr
erschreckend.
Trotz der Risiken, die ein Anhalten der europäischen Schuldenkrise
und die damit in enger Verbindung stehende wackelige Verfassung der
chinesischen Exportwirtschaft für die chinesische Konjunktur noch
bergen, zeichnet sich eine Stabilisierung ab. Im Schlussquartal 2012
dürfte die Wachstumsrate wieder etwas höher liegen und das Thema
harte Landung in weitere Ferne rücken lassen. Für die
erfolgsverwöhnten chinesischen Wirtschaf tsplaner, die nichts mehr
als ungewohnten Kontrollverlust fürchten, ist das im Vorfeld des
großen Parteitages ab 8. November, der den nach zehn Jahren
anstehenden Regierungswechsel besiegeln wird, die beste aller
Nachrichten. Damit entfällt wohl auch der Zwang zu aufgeregt
wirkenden Stimulierungsprogrammen und einer sichtbaren
geldpolitischen Lockerung in den kommenden Monaten.
Nach den turbulenten Entwicklungen der letzten zwei Jahre vom
künstlichen Boom im Gefolge der Finanzkrise über die verzweifelte
Bekämpfung davonschießender Verbraucher- und Immobilienpreise bis zur
alarmierenden Konjunkturabkühlung der vergangenen Monate dürfte nun
eine vergleichsweise langweilige Phase einsetzen, die man in Peking
regelrecht genießen dürfte.
Eine Wachstumsrate von knapp 8%, die sich nun für absehbare Zeit
abzeichnet, liegt klar unter dem Durchschnitt der letzten Jahre. Sie
dürfte aber insbesondere auch für die neue Regierungsmannschaft
weniger als ein Manko angesehen werden, das es zu beheben gilt, denn
als ein tragfähiges Plateau, auf dem sich im Fünfjahresplan
angezeigte Transformationsziele, allen voran Reformen im
Finanzsektor, eine stärkere Einbindung privaten Kapitals in
strategisch wichtigen Wirtschaftssektoren und die schleichende
Verlagerung auf den Konsum als Wirtschaftstreiber, angehen lassen.
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