Börsen-Zeitung: Der nächste Tiefschlag, Kommentar zu den Auswirkungen
der Regulierungspläne der US-Notenbank auf die Deutsche Bank, von
Bernd Neubacher.
Frankfurt (ots) - In Anbetracht der zahlreichen Tiefschläge,
welche die Aktionäre der Deutschen Bank derzeit zu verkraften haben,
mag es schwerfallen, sich beim neuerlichen Kursverlust des Wertes zu
Wochenbeginn auf eine Begründung festzulegen. Nicht wenig aber
spricht dafür, dass die Regulierungspläne der Federal Reserve (Fed)
für bedeutende US-Töchter ausländischer Banken einen guten Teil dazu
beigetragen haben, dass die Anteilsscheine zu Wochenbeginn dem
breiten Markt hinterherhinkten.
Sicher: Sollte die Deutsche Bank in den USA mehr Kapital vorhalten
müssen, liefe dies nicht zwangsläufig darauf hinaus, dass der Konzern
bald in eine Kapitallücke starrt, die er nur durch eine
Aktienemission schließen kann. Fest steht aber: Zu einem
ungünstigeren Zeitpunkt könnte die US-Initiative das Haus kaum
treffen. Gebetsmühlenartig hat dessen Führung in den vergangenen
Monaten das Mantra gesungen, dass man die Kapitaldecke aufpolstern
will, ohne die Aktionäre um frische Mittel zu bitten. Angesichts
einer ohnehin unter dem Niveau wichtiger Wettbewerber liegenden
Kapitalquote aber ist in der Kapitalplanung der Spielraum dünn für
den Fall unliebsamer Überraschungen, wie sie etwa milliardenschwere
Rechtsrisiken, vielleicht aber auch die Ausgestaltung der
Fed-Anforderungen darstellen könnten. Welche Equity Story würde die
Bank im Falle eines Falles Anlegern nach den jüngsten Ereignissen
eigentlich erzählen wollen? Mit ihrem Vorstoß hat die US-Notenbank
dem Institut nun einen Blick in den Instrumentenkasten mit
Stresstests, Kapitalplänen und Verschuldungsgrenzen gewährt, und der
vermittelt nicht den Eindruck, als würde das Leben der Bank in
Übersee leichter.
Kurioserweise aber trüben sich die Perspektiven nicht nur für die
Deutsche Bank und deren Aktionäre ein, auch für eine globale
Bankenregulierung stehen die Zeichen nicht gut. Denn der Vorstoß der
Fed belegt auch: Die USA frönen weiter ihrem Faible für
Unilateralismus.
Es ist nichts dagegen einzuwenden, wenn Aufsehern strengere Regeln
für ein Institut wie die Deutsche Bank vorschweben, dessen knapp 3000
Rechtseinheiten zu gut der Hälfte in Amerika liegen und das von sich
selbst sagt, in London und New York konzentriere sich ein bedeutender
Teil seiner Risiken. Auch mögen regulatorische Alleingänge notfalls
geboten sein. Wer aber die Umsetzung von Basel III auf unbestimmt
verschiebt, um fast im selben Atemzug Teile des Regelwerks national
einzuführen, strickt ohne Not am regulatorischen Flickenteppich, der
als eine Ursache der Krise gilt.
(Börsen-Zeitung, 18.12.2012)
Originaltext: Börsen-Zeitung
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Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de
der Regulierungspläne der US-Notenbank auf die Deutsche Bank, von
Bernd Neubacher.
Frankfurt (ots) - In Anbetracht der zahlreichen Tiefschläge,
welche die Aktionäre der Deutschen Bank derzeit zu verkraften haben,
mag es schwerfallen, sich beim neuerlichen Kursverlust des Wertes zu
Wochenbeginn auf eine Begründung festzulegen. Nicht wenig aber
spricht dafür, dass die Regulierungspläne der Federal Reserve (Fed)
für bedeutende US-Töchter ausländischer Banken einen guten Teil dazu
beigetragen haben, dass die Anteilsscheine zu Wochenbeginn dem
breiten Markt hinterherhinkten.
Sicher: Sollte die Deutsche Bank in den USA mehr Kapital vorhalten
müssen, liefe dies nicht zwangsläufig darauf hinaus, dass der Konzern
bald in eine Kapitallücke starrt, die er nur durch eine
Aktienemission schließen kann. Fest steht aber: Zu einem
ungünstigeren Zeitpunkt könnte die US-Initiative das Haus kaum
treffen. Gebetsmühlenartig hat dessen Führung in den vergangenen
Monaten das Mantra gesungen, dass man die Kapitaldecke aufpolstern
will, ohne die Aktionäre um frische Mittel zu bitten. Angesichts
einer ohnehin unter dem Niveau wichtiger Wettbewerber liegenden
Kapitalquote aber ist in der Kapitalplanung der Spielraum dünn für
den Fall unliebsamer Überraschungen, wie sie etwa milliardenschwere
Rechtsrisiken, vielleicht aber auch die Ausgestaltung der
Fed-Anforderungen darstellen könnten. Welche Equity Story würde die
Bank im Falle eines Falles Anlegern nach den jüngsten Ereignissen
eigentlich erzählen wollen? Mit ihrem Vorstoß hat die US-Notenbank
dem Institut nun einen Blick in den Instrumentenkasten mit
Stresstests, Kapitalplänen und Verschuldungsgrenzen gewährt, und der
vermittelt nicht den Eindruck, als würde das Leben der Bank in
Übersee leichter.
Kurioserweise aber trüben sich die Perspektiven nicht nur für die
Deutsche Bank und deren Aktionäre ein, auch für eine globale
Bankenregulierung stehen die Zeichen nicht gut. Denn der Vorstoß der
Fed belegt auch: Die USA frönen weiter ihrem Faible für
Unilateralismus.
Es ist nichts dagegen einzuwenden, wenn Aufsehern strengere Regeln
für ein Institut wie die Deutsche Bank vorschweben, dessen knapp 3000
Rechtseinheiten zu gut der Hälfte in Amerika liegen und das von sich
selbst sagt, in London und New York konzentriere sich ein bedeutender
Teil seiner Risiken. Auch mögen regulatorische Alleingänge notfalls
geboten sein. Wer aber die Umsetzung von Basel III auf unbestimmt
verschiebt, um fast im selben Atemzug Teile des Regelwerks national
einzuführen, strickt ohne Not am regulatorischen Flickenteppich, der
als eine Ursache der Krise gilt.
(Börsen-Zeitung, 18.12.2012)
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