Börsen-Zeitung: Der überschätzte Hebel, Kommentar zur erneut
aufgekommenen Diskussion um die Schlagkraft des Euro-Rettungsschirms,
von Detlef Fechtner.
Frankfurt (ots) - Es gibt wohl kein anderes Instrument der
Finanztechnik, das so lebhafte Diskussionen auslöst wie der Hebel.
Einige seiner Befürworter wittern in ihm die Möglichkeit zur
wundersamen Geldvermehrung, manche Kritiker wähnen in ihm eine fiese
List der Politik, um sich unbegrenzt am Geld des Steuerzahlers
bedienen zu können.
Natürlich haben weder die einen noch die anderen Recht. Im Grunde
wird der Hebel nämlich von beiden Seiten überschätzt. Die
Begeisterung über die vermeintliche Lösung aller staatlichen
Finanzierungsprobleme ist ebenso unangebracht wie die Schnappatmung
und Empörung über den angeblich offensichtlichen Betrug am
Wahlbürger.
Vor diesem Hintergrund sind zwei Argumente, die öfter zu hören
sind, irreführend. Einerseits ist es allenfalls die halbe Wahrheit,
wenn die Verfechter der Hebelung beschwören, am Einsatz der
Steuerzahler ändere sich ja nichts. Das stimmt zwar mit Blick auf das
Volumen - 190 Mrd. Euro bleiben 190 Mrd. Euro. Aber
selbstverständlich steigt das Ausfallrisiko, wenn mit diesem Geld
nicht Staatsanleihen von Euro-Partnern gekauft, sondern
Erstverlust-Tranchen übernommen oder Teilverluste anderer Investoren
abgesichert werden.
Andererseits irren die Kritiker, wenn sie behaupten, die privaten
Investoren könnten auf Staatskosten Trittbrett fahren, ihnen würde
das Risiko komplett abgenommen. Nein. Das wäre nur der Fall, wenn der
Hebel eins wäre - und dann könnte man ihn sich ja sowieso sparen.
Sehr schnell wird deutlich: Die Frage, ob ein Hebel sinnvoll ist
oder nicht, verlangt einen unaufgeregteren, zweiten Blick. Gegen den
Hebel spricht, dass Steuergeld noch mehr ins Feuer gestellt wird. Für
den Hebel indes lässt sich ins Feld führen, dass private Investoren
mitbeteiligt werden, was eine spätere vollständige Rückkehr des
Euro-Staats an den Markt erleichtert.
Als der Hebel im vergangenen Herbst diskutiert wurde, ging es vor
allem darum, besorgte Investoren zu beruhigen, die fürchteten, die
Kapazitäten würden nicht reichen. Das ist heute anders. Nach den
Staatsanleihe-Ansagen der Europäischen Zentralbank hat die Angst der
Investoren nachgelassen, die Feuerkraft des Euro-Krisenmanagements
werde nicht ausreichen.
Damit ist die Voraussetzung gegeben, um ohne akuten Druck der
Finanzmärkte über Sinn und Unsinn des Hebelns zu diskutieren und
darüber politisch zu entscheiden. Jedenfalls kann man sich dieses Mal
den Glaubenskrieg von damals sparen, ob denn nun ein Faktor drei oder
ein Faktor vier realistisch sei.
(Börsen-Zeitung, 25.9.2012)
Originaltext: Börsen-Zeitung
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von Detlef Fechtner.
Frankfurt (ots) - Es gibt wohl kein anderes Instrument der
Finanztechnik, das so lebhafte Diskussionen auslöst wie der Hebel.
Einige seiner Befürworter wittern in ihm die Möglichkeit zur
wundersamen Geldvermehrung, manche Kritiker wähnen in ihm eine fiese
List der Politik, um sich unbegrenzt am Geld des Steuerzahlers
bedienen zu können.
Natürlich haben weder die einen noch die anderen Recht. Im Grunde
wird der Hebel nämlich von beiden Seiten überschätzt. Die
Begeisterung über die vermeintliche Lösung aller staatlichen
Finanzierungsprobleme ist ebenso unangebracht wie die Schnappatmung
und Empörung über den angeblich offensichtlichen Betrug am
Wahlbürger.
Vor diesem Hintergrund sind zwei Argumente, die öfter zu hören
sind, irreführend. Einerseits ist es allenfalls die halbe Wahrheit,
wenn die Verfechter der Hebelung beschwören, am Einsatz der
Steuerzahler ändere sich ja nichts. Das stimmt zwar mit Blick auf das
Volumen - 190 Mrd. Euro bleiben 190 Mrd. Euro. Aber
selbstverständlich steigt das Ausfallrisiko, wenn mit diesem Geld
nicht Staatsanleihen von Euro-Partnern gekauft, sondern
Erstverlust-Tranchen übernommen oder Teilverluste anderer Investoren
abgesichert werden.
Andererseits irren die Kritiker, wenn sie behaupten, die privaten
Investoren könnten auf Staatskosten Trittbrett fahren, ihnen würde
das Risiko komplett abgenommen. Nein. Das wäre nur der Fall, wenn der
Hebel eins wäre - und dann könnte man ihn sich ja sowieso sparen.
Sehr schnell wird deutlich: Die Frage, ob ein Hebel sinnvoll ist
oder nicht, verlangt einen unaufgeregteren, zweiten Blick. Gegen den
Hebel spricht, dass Steuergeld noch mehr ins Feuer gestellt wird. Für
den Hebel indes lässt sich ins Feld führen, dass private Investoren
mitbeteiligt werden, was eine spätere vollständige Rückkehr des
Euro-Staats an den Markt erleichtert.
Als der Hebel im vergangenen Herbst diskutiert wurde, ging es vor
allem darum, besorgte Investoren zu beruhigen, die fürchteten, die
Kapazitäten würden nicht reichen. Das ist heute anders. Nach den
Staatsanleihe-Ansagen der Europäischen Zentralbank hat die Angst der
Investoren nachgelassen, die Feuerkraft des Euro-Krisenmanagements
werde nicht ausreichen.
Damit ist die Voraussetzung gegeben, um ohne akuten Druck der
Finanzmärkte über Sinn und Unsinn des Hebelns zu diskutieren und
darüber politisch zu entscheiden. Jedenfalls kann man sich dieses Mal
den Glaubenskrieg von damals sparen, ob denn nun ein Faktor drei oder
ein Faktor vier realistisch sei.
(Börsen-Zeitung, 25.9.2012)
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