Börsen-Zeitung: Die Korrekturrisiken steigen, Marktkommentar von
Christopher Kalbhenn
Frankfurt (ots) - In angeschlagener Verfassung haben sich die
Risiko-Assets am Freitag ins Wochenende verabschiedet. Sie sind von
zwei Faktoren, die die Marktteilnehmer verunsichern, in die Zange
genommen worden. Dadurch wurden die mit den Notenbankenhilfsmaßnahmen
verbundenen Hoffnungen zurückgedrängt. So hat sich in der gerade
abgelaufenen Woche die Schuldenkrise des Euroraums als
Belastungsfaktor zurückgemeldet. Griechenland sorgte mit den
widersprüchlichen Aussagen zu den dringend benötigten Hilfszahlungen
für Nervosität. Schlimmer noch: Neue Horrormeldung machten deutlich,
wie hoffnungslos die Lage des Landes ist. Der zusätzliche
Finanzbedarf soll, wie Agenturen berichten, nun bei rund 30 Mrd. Euro
liegen, und der Internationale Währungsfonds geht davon aus, dass die
Hellenen ihr Verschuldungsziel deutlich verfehlen werden. Statt wie
vereinbart 120% wird der Schuldenstand im Jahr 2020 bei 136% des
Bruttoinlandsprodukts erwartet, und selbst diese Schätzung fußt auf
sehr optimistischen Voraussetzungen.
Berichtssaison verunsichert
Der zweite Faktor, der die Stimmung eintrübte, ist die
Berichtssaison. Zwar gibt es durchaus auch positive Überraschungen,
etwa durch SAP oder sogar Facebook. Insgesamt spiegelt die
Berichterstattung sowohl in Asien als auch in Europa und Nordamerika
die Verlangsamung der Weltwirtschaft deutlich wider. Hinter den
Erwartungen zurückbleibende Ergebnisse, kassierte bzw. reduzierte
Prognosen, skeptische Ausblicke auf das nächste Jahr und umfangreiche
Stellenkürzungen prägen derzeit das Bild. So schockte z.B. der
US-Chemiekonzern Dupont den Markt mit schwachen Quartalszahlen, einer
um rund ein Viertel gesenkten Ergebnisprognose und der Ankündigung,
1500 Stellen abzubauen. Im Stahlsektor beunruhigte die südkoreanische
Posco mit einem um 25% gesunkenen Ergebnis und der dritten
Reduzierung der Erlösprognose in diesem Jahr die Gemüter.
Bei den europäischen Unternehmen sorgten die Autohersteller für
Negativschlagzeilen. Der starke Absatzeinbruch hat Peugeot
veranlasst, Hilfe beim französischen Staat zu suchen, Daimler
schockte mit einer erneuten Prognosekappung, und Renault senkte am
Freitag ihr Absatzziel. Hinzu kamen die vom US-Autohersteller Ford
angekündigten Werksschließungen auf dem europäischen Kontinent. Auch
die Konjunkturdaten bereiteten wenig Grund zur Freude. Zwar ist der
chinesische Einkaufsmanagerindex zum dritten Mal in Folge gestiegen.
Am Mittwoch wurden die Marktteilnehmer jedoch von dem erneuten
Rückgang des Ifo-Index verschreckt. Der Dax verlor innerhalb von 30
Minuten 55 Zähler auf sein Wochentief von 7121 Punkten.
Das alles ist Wasser auf den Mühlen derjenigen, die schon seit
einiger Zeit eine Korrektur am Aktienmarkt voraussagen, und die
Chancen, dass sie Recht bekommen, sind merklich gestiegen. Die DZ
Bank ist überzeugt, dass der Dax wieder unter die Marke von 7000
zurückfallen wird. 'Angesichts der bisher schon erreichten
Jahresentwicklung sind wir unverändert der Ansicht, dass
Konsolidierungsbedarf besteht, weil die Aktienkurse die
zwischenzeitlich erfolgte Reduktion der Gewinnschätzungen nicht
abbilden.' Im Dax belaufe sich die Reduktion gegenüber den jeweiligen
Maximalwerten im Frühjahr auf 5% bis 8%, im Euro Stoxx 50 sogar auf
17%.
Mehr als eine moderate Korrektur zeichnet sich derzeit aber nicht
ab. Denn die umfangreichen Hilfsmaßnahmen der Notenbanken bzw. die
damit verbundenen Hoffnungen der Marktteilnehmer federn den
Aktienmarkt nach unten ab. Zudem reduzieren die Prognosesenkungen der
Unternehmen das Enttäuschungspotenzial im nächsten Jahr. 'Das nun
ermäßigte Niveau der Gewinnerwartungen', so die DZ Bank, 'macht nach
unserer Einschätzung größere Enttäuschungen unwahrscheinlich. Die
vielfach initiierten Spar- und Restrukturierungsprogramme dürften den
Grundstein dafür legen, dass die berichteten Unternehmenszahlen ab
dem kommenden Jahr wieder besser werden.'
Zudem bleibt es trotz der jüngsten Irritationen um Griechenland
dabei, dass die Schuldenkrise als Risikofaktor für den Aktienmarkt
entschärft worden ist. Durch die in Aussicht gestellten
Staatsanleihekäufe der Europäischen Zentralbank ist die Gefahr des
Auseinanderbrechens der Währungsunion für die absehbare Zukunft
gebannt. Und auch um Griechenland wird wahrscheinlich bald wieder
Ruhe einkehren. Angesichts der bisher gezeigten Bereitschaft, den
Euro um jeden Preis zu erhalten bzw. zu schützen, wäre es
verwunderlich, wenn das Land nun fallen gelassen würde.
Originaltext: Börsen-Zeitung
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Börsen-Zeitung
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Telefon: 069--2732-0
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Frankfurt (ots) - In angeschlagener Verfassung haben sich die
Risiko-Assets am Freitag ins Wochenende verabschiedet. Sie sind von
zwei Faktoren, die die Marktteilnehmer verunsichern, in die Zange
genommen worden. Dadurch wurden die mit den Notenbankenhilfsmaßnahmen
verbundenen Hoffnungen zurückgedrängt. So hat sich in der gerade
abgelaufenen Woche die Schuldenkrise des Euroraums als
Belastungsfaktor zurückgemeldet. Griechenland sorgte mit den
widersprüchlichen Aussagen zu den dringend benötigten Hilfszahlungen
für Nervosität. Schlimmer noch: Neue Horrormeldung machten deutlich,
wie hoffnungslos die Lage des Landes ist. Der zusätzliche
Finanzbedarf soll, wie Agenturen berichten, nun bei rund 30 Mrd. Euro
liegen, und der Internationale Währungsfonds geht davon aus, dass die
Hellenen ihr Verschuldungsziel deutlich verfehlen werden. Statt wie
vereinbart 120% wird der Schuldenstand im Jahr 2020 bei 136% des
Bruttoinlandsprodukts erwartet, und selbst diese Schätzung fußt auf
sehr optimistischen Voraussetzungen.
Berichtssaison verunsichert
Der zweite Faktor, der die Stimmung eintrübte, ist die
Berichtssaison. Zwar gibt es durchaus auch positive Überraschungen,
etwa durch SAP oder sogar Facebook. Insgesamt spiegelt die
Berichterstattung sowohl in Asien als auch in Europa und Nordamerika
die Verlangsamung der Weltwirtschaft deutlich wider. Hinter den
Erwartungen zurückbleibende Ergebnisse, kassierte bzw. reduzierte
Prognosen, skeptische Ausblicke auf das nächste Jahr und umfangreiche
Stellenkürzungen prägen derzeit das Bild. So schockte z.B. der
US-Chemiekonzern Dupont den Markt mit schwachen Quartalszahlen, einer
um rund ein Viertel gesenkten Ergebnisprognose und der Ankündigung,
1500 Stellen abzubauen. Im Stahlsektor beunruhigte die südkoreanische
Posco mit einem um 25% gesunkenen Ergebnis und der dritten
Reduzierung der Erlösprognose in diesem Jahr die Gemüter.
Bei den europäischen Unternehmen sorgten die Autohersteller für
Negativschlagzeilen. Der starke Absatzeinbruch hat Peugeot
veranlasst, Hilfe beim französischen Staat zu suchen, Daimler
schockte mit einer erneuten Prognosekappung, und Renault senkte am
Freitag ihr Absatzziel. Hinzu kamen die vom US-Autohersteller Ford
angekündigten Werksschließungen auf dem europäischen Kontinent. Auch
die Konjunkturdaten bereiteten wenig Grund zur Freude. Zwar ist der
chinesische Einkaufsmanagerindex zum dritten Mal in Folge gestiegen.
Am Mittwoch wurden die Marktteilnehmer jedoch von dem erneuten
Rückgang des Ifo-Index verschreckt. Der Dax verlor innerhalb von 30
Minuten 55 Zähler auf sein Wochentief von 7121 Punkten.
Das alles ist Wasser auf den Mühlen derjenigen, die schon seit
einiger Zeit eine Korrektur am Aktienmarkt voraussagen, und die
Chancen, dass sie Recht bekommen, sind merklich gestiegen. Die DZ
Bank ist überzeugt, dass der Dax wieder unter die Marke von 7000
zurückfallen wird. 'Angesichts der bisher schon erreichten
Jahresentwicklung sind wir unverändert der Ansicht, dass
Konsolidierungsbedarf besteht, weil die Aktienkurse die
zwischenzeitlich erfolgte Reduktion der Gewinnschätzungen nicht
abbilden.' Im Dax belaufe sich die Reduktion gegenüber den jeweiligen
Maximalwerten im Frühjahr auf 5% bis 8%, im Euro Stoxx 50 sogar auf
17%.
Mehr als eine moderate Korrektur zeichnet sich derzeit aber nicht
ab. Denn die umfangreichen Hilfsmaßnahmen der Notenbanken bzw. die
damit verbundenen Hoffnungen der Marktteilnehmer federn den
Aktienmarkt nach unten ab. Zudem reduzieren die Prognosesenkungen der
Unternehmen das Enttäuschungspotenzial im nächsten Jahr. 'Das nun
ermäßigte Niveau der Gewinnerwartungen', so die DZ Bank, 'macht nach
unserer Einschätzung größere Enttäuschungen unwahrscheinlich. Die
vielfach initiierten Spar- und Restrukturierungsprogramme dürften den
Grundstein dafür legen, dass die berichteten Unternehmenszahlen ab
dem kommenden Jahr wieder besser werden.'
Zudem bleibt es trotz der jüngsten Irritationen um Griechenland
dabei, dass die Schuldenkrise als Risikofaktor für den Aktienmarkt
entschärft worden ist. Durch die in Aussicht gestellten
Staatsanleihekäufe der Europäischen Zentralbank ist die Gefahr des
Auseinanderbrechens der Währungsunion für die absehbare Zukunft
gebannt. Und auch um Griechenland wird wahrscheinlich bald wieder
Ruhe einkehren. Angesichts der bisher gezeigten Bereitschaft, den
Euro um jeden Preis zu erhalten bzw. zu schützen, wäre es
verwunderlich, wenn das Land nun fallen gelassen würde.
Originaltext: Börsen-Zeitung
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