Börsen-Zeitung: Dollar auf der Überholspur, Börsenkommentar
'Marktplatz', von Christopher Kalbhenn.
Frankfurt (ots) - Von der Stärke, die der Euro zum Jahresbeginn
gezeigt hat, ist bereits zum Schluss der gerade beendeten Woche
nichts mehr übrig geblieben. War die Währung nach dem Kompromiss im
US-Haushaltsstreit von der sich verstärkenden Risikobereitschaft noch
bis auf 1,33 Dollar und damit bis in die Nähe des vor Weihnachten
erreichten Achtmonatshochs getrieben worden, lag sie am Freitagabend
nur noch bei 1,3040 Dollar. Kurzzeitig war sie sogar schon unter die
Schwelle von 1,30 Dollar abgetaucht. Neben der wieder einsetzenden
Verunsicherung um die amerikanischen Staatsfinanzen war vor allem das
Protokoll der zurückliegenden Zinssitzung der US-Notenbank Fed vom
11. und 12. Dezember für die Bewegung verantwortlich.
Das Dokument erwischte die Akteure mit der Information auf dem
falschen Fuß, dass im Offenmarktausschuss der Fed erhebliche Bedenken
hinsichtlich des Nutzens und potenzieller Risiken der Anleihekäufe
der Notenbank bestehen und mehrere Gremienmitglieder dafür eintreten,
die Käufe bereits deutlich vor dem Jahresende substanziell zu
reduzieren oder sogar ganz einzustellen. Damit ist ein wichtiger
Baustein im Szenario der Marktteilnehmer - bis zum Jahresende
anhaltende Anleihekäufe der Fed - ins Wanken geraten. Dies schlug
nicht nur am Devisenmarkt hohe Wellen. So zogen die Renditen der
US-Staats- und auch der Bundesanleihen deutlich an und der Goldpreis
sackte auf den niedrigsten Stand seit viereinhalb Monaten ab.
Das Ende der Anleihekäufe mag nun einige Monate früher kommen als
bisher angenommen. Von einer grundlegenden Kehrtwende der Fed bzw.
einem frühzeitigen Ende der ultralockeren Geldpolitik kann jedoch
keinesfalls geredet werden. Selbst wenn die Zentralbank die Käufe
bereits Mitte des Jahres komplett einstellen sollte, so argumentiert
die Bank Barclays, wird sie bis dahin noch Papiere für rund 460 Mrd.
Dollar erwerben, was für deutlich niedrigere Anleiherenditen spreche.
Das britische Institut geht weiterhin davon aus, dass die Fed im
zweiten Halbjahr dazu übergehen wird, ihre Käufe allmählich zu
reduzieren. Vor allem aber haben die US-Währungshüter in keiner Weise
an der Planung gerüttelt, dass die Nullzinspolitik bis zum Jahr 2015
beibehalten wird.
Dennoch sind die kritischeren Töne aus der Fed bezüglich der
Anleihekäufe ein weiterer Anhaltspunkt dafür, dass der Dollar in
diesem Jahr zu den stärkeren Valuten unter den
Industrieländerwährungen zählen wird. Er profitiert nicht nur von
seinem Status als Fluchtwährung. Vielmehr spielen ihm zunehmend die
Wachstums- und Zinsdifferenzen in die Hände. So erwarten zum Beispiel
die Volkswirte der Citigroup für das Bruttoinlandsprodukt der USA ein
Wachstum von 1,6%. Für Deutschland und Japan werden lediglich
Wachstumsraten von 0,5% und 0,7% und für den Euroraum ein Rückgang
der Wirtschaftsleistung um 0,7% vorausgesagt.
Zwar verharrt der US-Leitzins voraussichtlich bei 0,25%. Trotzdem
wird sich die Differenz zum Euroraum zugunsten des Dollar verändern.
Die Citigroup rechnet mit zwei Leitzinssenkungen der Europäischen
Zentralbank von 0,75% auf 0,25%. Für die Rendite der zehnjährigen
amerikanischen Staatsanleihen prognostiziert das Institut einen
Anstieg auf 2,5% (derzeit 1,93%), für die Verzinsung zehnjähriger
Bundesanleihen dagegen mit 1,5% (aktuell 1,54%) Stagnation.
Allerdings sind vorübergehende Korrekturen einzukalkulieren. Das
gilt insbesondere im Vergleich zur japanischen Währung. Nach dem
Fed-Protokoll hat der Dollar am Freitag in einem Zug die Schwellen
von 87 und 88 Yen überstiegen und bei 88,11 Yen den höchsten Stand
seit dem Juli 2010 erklommen. Seit dem September 2012 hat die Währung
gegen den Yen um nahezu 15% zugelegt.
Trotz des kurzfristigen Korrekturbedarfs unterstreicht das
Protokoll jedoch das Aufwärtspotenzial der amerikanischen Währung
gegenüber dem Yen. Denn die Vorbehalte von Mitgliedern des
Offenmarktausschusses gegen den ultralockeren geldpolitischen Kurs
erfolgen in einer Phase, in der der neue japanische Premierminister
Shinzo Abe die Währungshüter des fernöstlichen Landes drängt, monetär
Vollgas zu geben mit dem erklärten Ziel der Reflationierung und der
fortgesetzten Abwertung der eigenen Landeswährung. Aus historischer
Sicht besteht hier durchaus noch Potenzial. In den Jahren 2007 und
2002 erreichte der Dollar noch Höchstkurse von 124 und 135 Yen. Der
Greenback wird auf der Überholspur bleiben.
(Börsen-Zeitung, 5.1.2013)
Originaltext: Börsen-Zeitung
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Frankfurt (ots) - Von der Stärke, die der Euro zum Jahresbeginn
gezeigt hat, ist bereits zum Schluss der gerade beendeten Woche
nichts mehr übrig geblieben. War die Währung nach dem Kompromiss im
US-Haushaltsstreit von der sich verstärkenden Risikobereitschaft noch
bis auf 1,33 Dollar und damit bis in die Nähe des vor Weihnachten
erreichten Achtmonatshochs getrieben worden, lag sie am Freitagabend
nur noch bei 1,3040 Dollar. Kurzzeitig war sie sogar schon unter die
Schwelle von 1,30 Dollar abgetaucht. Neben der wieder einsetzenden
Verunsicherung um die amerikanischen Staatsfinanzen war vor allem das
Protokoll der zurückliegenden Zinssitzung der US-Notenbank Fed vom
11. und 12. Dezember für die Bewegung verantwortlich.
Das Dokument erwischte die Akteure mit der Information auf dem
falschen Fuß, dass im Offenmarktausschuss der Fed erhebliche Bedenken
hinsichtlich des Nutzens und potenzieller Risiken der Anleihekäufe
der Notenbank bestehen und mehrere Gremienmitglieder dafür eintreten,
die Käufe bereits deutlich vor dem Jahresende substanziell zu
reduzieren oder sogar ganz einzustellen. Damit ist ein wichtiger
Baustein im Szenario der Marktteilnehmer - bis zum Jahresende
anhaltende Anleihekäufe der Fed - ins Wanken geraten. Dies schlug
nicht nur am Devisenmarkt hohe Wellen. So zogen die Renditen der
US-Staats- und auch der Bundesanleihen deutlich an und der Goldpreis
sackte auf den niedrigsten Stand seit viereinhalb Monaten ab.
Das Ende der Anleihekäufe mag nun einige Monate früher kommen als
bisher angenommen. Von einer grundlegenden Kehrtwende der Fed bzw.
einem frühzeitigen Ende der ultralockeren Geldpolitik kann jedoch
keinesfalls geredet werden. Selbst wenn die Zentralbank die Käufe
bereits Mitte des Jahres komplett einstellen sollte, so argumentiert
die Bank Barclays, wird sie bis dahin noch Papiere für rund 460 Mrd.
Dollar erwerben, was für deutlich niedrigere Anleiherenditen spreche.
Das britische Institut geht weiterhin davon aus, dass die Fed im
zweiten Halbjahr dazu übergehen wird, ihre Käufe allmählich zu
reduzieren. Vor allem aber haben die US-Währungshüter in keiner Weise
an der Planung gerüttelt, dass die Nullzinspolitik bis zum Jahr 2015
beibehalten wird.
Dennoch sind die kritischeren Töne aus der Fed bezüglich der
Anleihekäufe ein weiterer Anhaltspunkt dafür, dass der Dollar in
diesem Jahr zu den stärkeren Valuten unter den
Industrieländerwährungen zählen wird. Er profitiert nicht nur von
seinem Status als Fluchtwährung. Vielmehr spielen ihm zunehmend die
Wachstums- und Zinsdifferenzen in die Hände. So erwarten zum Beispiel
die Volkswirte der Citigroup für das Bruttoinlandsprodukt der USA ein
Wachstum von 1,6%. Für Deutschland und Japan werden lediglich
Wachstumsraten von 0,5% und 0,7% und für den Euroraum ein Rückgang
der Wirtschaftsleistung um 0,7% vorausgesagt.
Zwar verharrt der US-Leitzins voraussichtlich bei 0,25%. Trotzdem
wird sich die Differenz zum Euroraum zugunsten des Dollar verändern.
Die Citigroup rechnet mit zwei Leitzinssenkungen der Europäischen
Zentralbank von 0,75% auf 0,25%. Für die Rendite der zehnjährigen
amerikanischen Staatsanleihen prognostiziert das Institut einen
Anstieg auf 2,5% (derzeit 1,93%), für die Verzinsung zehnjähriger
Bundesanleihen dagegen mit 1,5% (aktuell 1,54%) Stagnation.
Allerdings sind vorübergehende Korrekturen einzukalkulieren. Das
gilt insbesondere im Vergleich zur japanischen Währung. Nach dem
Fed-Protokoll hat der Dollar am Freitag in einem Zug die Schwellen
von 87 und 88 Yen überstiegen und bei 88,11 Yen den höchsten Stand
seit dem Juli 2010 erklommen. Seit dem September 2012 hat die Währung
gegen den Yen um nahezu 15% zugelegt.
Trotz des kurzfristigen Korrekturbedarfs unterstreicht das
Protokoll jedoch das Aufwärtspotenzial der amerikanischen Währung
gegenüber dem Yen. Denn die Vorbehalte von Mitgliedern des
Offenmarktausschusses gegen den ultralockeren geldpolitischen Kurs
erfolgen in einer Phase, in der der neue japanische Premierminister
Shinzo Abe die Währungshüter des fernöstlichen Landes drängt, monetär
Vollgas zu geben mit dem erklärten Ziel der Reflationierung und der
fortgesetzten Abwertung der eigenen Landeswährung. Aus historischer
Sicht besteht hier durchaus noch Potenzial. In den Jahren 2007 und
2002 erreichte der Dollar noch Höchstkurse von 124 und 135 Yen. Der
Greenback wird auf der Überholspur bleiben.
(Börsen-Zeitung, 5.1.2013)
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