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Veröffentlicht am 04.05.2012, 20:27
Aktualisiert 04.05.2012, 20:28
Börsen-Zeitung: Lange Durststrecke voraus, Börsenkommentar

'Marktplatz', von Georg Blaha.

Frankfurt (ots) - Es klingt wie die Frage vom Personalberater: 'Wo

sehen Sie sich in zehn Jahren?' Gestellt hat sie aber kein Vertreter

der Headhunter-Zunft, sondern Mario Draghi, Chef der Europäischen

Zentralbank (EZB), in Bezug auf seine Forderung, die Eurozone müsse

einen Zehnjahresplan entwickeln. Darin steckt der Appell von Europas

oberstem Währungshüter an die Politik, mehr zur Bewältigung der

historischen Schulden- und Vertrauenskrise im Währungsraum zu

leisten.

Konkret forderte Draghi für einen 'Wachstumspakt' der Eurozone,

mehr Reformen anzupacken, die die Wettbewerbsfähigkeit der

Krisenländer stärken. Und er schickte gleich die Mahnung hinterher:

'Manche Regierungen könnten ehrgeiziger sein.'

Draghis Worte machen deutlich, dass sich die Diskussion verschoben

hat. Nach Austerität um jeden Preis steht nun Wachstum im Zentrum der

Debatten. So richtig mit Leben gefüllt ist der auch bei Politikern

beliebte Begriff 'Wachstum' indes noch nicht. Die Märkte hat diese

Verlagerung der Prioritäten - berechtigterweise - noch nicht

beflügelt. Zu wenig ist an Umsetzung zu erkennen, zu sehr verharren

die Forderungen im Allgemeinen. Ohne Richtung driften daher die

europäischen Indizes dahin, und der Euro verharrt in einer engen

Handelsspanne.

Die gute Nachricht dabei ist, dass es trotz neuer Sorgen und

Unsicherheiten in der Eurozone bislang keine Kursrutsche gab. Die

schlechte ist, dass es wohl erst schlimmer wird, bevor es besser

werden kann. Die Konjunkturzeichen für den Euroraum stehen auf

Rezession. Kurzfristig werden die Sparmaßnahmen, von denen nicht nur

Krisenstaaten, sondern auch Kernländer wie Österreich oder die

Niederlande betroffen sind, Wachstum hemmen, was möglicherweise neue

Kürzungen notwendig macht. Auf die Zentralbanken sollten die Märkte

nicht zu viele Hoffnungen setzen. Sowohl die EZB als auch die

amerikanische Federal Reserve zeigten sich zuletzt unwillig, mit

neuen Lockerungsmaßnahmen in der Geldpolitik aufzuwarten.

Kurzfristig werden immer wieder politische Ereignisse für

Nervosität sorgen. Allerdings dürfte hier schon einiges an

Pessimismus eingepreist sein. Dass in Griechenland die beiden großen

Volksparteien aller Voraussicht nach mit kleineren und extremeren

Parteien koalieren müssen, ist Anlass zur Sorge, überraschen dürfte

es niemanden. Für Frankreich scheint es Marktakteuren gleichgültig zu

sein, ob Staatspräsident Nicolas Sarkozy oder sein Herausforderer

François Hollande in den Élysée-Palast einzieht: Bei den Auktionen

französischer Staatspapiere in der beendeten Woche waren

gleichbleibende oder sogar sinkende Renditen zu verzeichnen.

Für Marktteilnehmer scheint die Zehnjahresfrist indes die richtige

Periode zu sein, innerhalb der realistischerweise Verbesserungen im

Euroraum bzw. in den Krisenstaaten umgesetzt werden können. Eine

Studie von Goldman Sachs zieht einen Vergleich zu Deutschland in der

Zeit von 1995 bis 2005. Dem Papier zufolge kämpfte das Land mit einer

überbewerteten Währung, den Kosten für die Einheit, hoher

Arbeitslosigkeit bei starren Arbeitsmärkten und deflationären

Tendenzen. Bis die Wirkungen der Reformen der Regierung unter Gerhard

Schröder etwa 2006 einsetzten, lag Deutschlands Wachstumsrate unter

dem europäischen Durchschnitt, und auch der Dax konnte mit der

Wertentwicklung von Europas anderen Indizes nicht mithalten. Erst

später begannen sich die Reformen auszuzahlen. Die Analysten weisen

darauf hin, dass ein Vergleich nur begrenzt möglich sei, schließlich

hatte das Land kein Schuldenproblem oder steigende Zinsen am

Bondmarkt zu zahlen.

Bei der Frage, wo Staaten wie Spanien oder Italien ansetzen

sollten, sieht man bei der Commerzbank eine Reduzierung der

Lohnstückkosten als den 'Königsweg'. Deutschland sei in den Jahren

vor der Krise eine Senkung um 0,5% pro Jahr gelungen. Diese

Größenordnung würde auch Portugal oder Spanien helfen, bereits in

fünf Jahren eine preisliche Wettbewerbsfähigkeit herzustellen.

Für die europäischen Aktienmärkte bedeutet dies jedoch auf Jahre

hinaus eine Underperformance im internationalen Vergleich -

unterstellt man den politischen Willen der Staatschefs, solche

Maßnahmen in einem längeren Prozess auch tatsächlich umzusetzen. In

jedem Fall steht eine lange Durststrecke bevor. Bis die Reformen

wirksam werden, rät Goldman Sachs dazu, auf die Exportwerte der

europäischen Krisenstaaten zu setzen: Diese Strategie habe sich auch

für deutsche Titel von 1995 bis 2005 bewährt.

(Börsen-Zeitung, 5.5.2012)

Originaltext: Börsen-Zeitung

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