Börsen-Zeitung: Marshallplan statt Sparkurs, Kommentar zu den Wahlen
von Dieter Kuckelkorn
Frankfurt (ots) - Es gibt eine gute Nachricht hinsichtlich der
Wahlen in Griechenland: Alexis Tsipras, Chef des Linksbündnisses
Syriza, das bei der Abstimmung besonders gut abgeschnitten hat,
strebt keinen Austritt Griechenlands aus der Eurozone an.
Gleichzeitig gibt es aber auch eine schlechte Nachricht: Die Lösung
für die Probleme des von Schulden und Rosskur gebeutelten Landes
stellen er und offensichtlich auch viele seiner Landsleute sich in
Form eines gigantischen Marshallplans vor, der - auf Kosten von
finanzstarken Ländern wie Deutschland - den rigorosen Sparkurs der
bisherigen Regierung ersetzen soll. Nun wird es Tsipras wohl nicht
gelingen, eine Regierung zu formieren. Allerdings dürfte dies auch
denjenigen politischen Kräften schwerfallen, die den mit der EU
abgestimmten Sparkurs unterstützen. Damit steht in den Sternen, ob
die Sanierung Griechenlands, zu der auch die Griechen selbst viel
beisteuern müssen, noch gelingen kann. Das Land droht jedenfalls
unregierbar zu werden.
An den Märkten hat dies zu deutlichen Reaktionen geführt. Der
griechische Aktienmarkt ist, gemessen an der Tagesperformance des
Blue-Chip-Index ASE 20, um bis zu 9% abgetaucht, woran vor allem die
Finanzwerte ihren Anteil haben. Aber nicht nur in Athen gab es
deutliche Reaktionen, die Erschütterung hat fast alle europäischen
Kapitalmärkte erfasst. So erklomm der Bund-Future ein Allzeithoch,
während sich die Credit Default Swaps auf Staatsrisiken der
EU-Peripherie und Frankreichs verteuerten. Der Euro fiel kurzzeitig
unter die Marke von 1,30 Dollar, womit er zumindest zeitweilig seine
Spanne von 1,30 Dollar bis 1,35 Dollar verließ.
An den kräftigen europaweiten Reaktionen hatte der Wahlausgang in
Frankreich einen großen Anteil, auch wenn das Ergebnis längst
erwartet worden war. Zwar ist nicht damit zu rechnen, dass der neue
Staatspräsident François Hollande einen Großteil seiner
Wahlkampfforderungen in die Realität umsetzen kann. Es ist aber
dennoch wahrscheinlich, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel bei ihren
Bemühungen, die anderen Europäer zu weiteren Einsparungen zu bewegen,
künftig erheblichen Gegenwind spüren wird. Insbesondere bei Anlegern
von außerhalb Europas dürfte das Verunsicherung auslösen. Abgesehen
von sicheren Häfen wie Deutschland dürften Assets aus der Eurozone
und insbesondere der EU-Peripherie in nächster Zeit unter Druck
stehen, denn die Wahlausgänge in Griechenland und Frankreich haben
die Lösung der Schuldenkrise in weitere Ferne gerückt.
Originaltext: Börsen-Zeitung
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Wahlen in Griechenland: Alexis Tsipras, Chef des Linksbündnisses
Syriza, das bei der Abstimmung besonders gut abgeschnitten hat,
strebt keinen Austritt Griechenlands aus der Eurozone an.
Gleichzeitig gibt es aber auch eine schlechte Nachricht: Die Lösung
für die Probleme des von Schulden und Rosskur gebeutelten Landes
stellen er und offensichtlich auch viele seiner Landsleute sich in
Form eines gigantischen Marshallplans vor, der - auf Kosten von
finanzstarken Ländern wie Deutschland - den rigorosen Sparkurs der
bisherigen Regierung ersetzen soll. Nun wird es Tsipras wohl nicht
gelingen, eine Regierung zu formieren. Allerdings dürfte dies auch
denjenigen politischen Kräften schwerfallen, die den mit der EU
abgestimmten Sparkurs unterstützen. Damit steht in den Sternen, ob
die Sanierung Griechenlands, zu der auch die Griechen selbst viel
beisteuern müssen, noch gelingen kann. Das Land droht jedenfalls
unregierbar zu werden.
An den Märkten hat dies zu deutlichen Reaktionen geführt. Der
griechische Aktienmarkt ist, gemessen an der Tagesperformance des
Blue-Chip-Index ASE 20, um bis zu 9% abgetaucht, woran vor allem die
Finanzwerte ihren Anteil haben. Aber nicht nur in Athen gab es
deutliche Reaktionen, die Erschütterung hat fast alle europäischen
Kapitalmärkte erfasst. So erklomm der Bund-Future ein Allzeithoch,
während sich die Credit Default Swaps auf Staatsrisiken der
EU-Peripherie und Frankreichs verteuerten. Der Euro fiel kurzzeitig
unter die Marke von 1,30 Dollar, womit er zumindest zeitweilig seine
Spanne von 1,30 Dollar bis 1,35 Dollar verließ.
An den kräftigen europaweiten Reaktionen hatte der Wahlausgang in
Frankreich einen großen Anteil, auch wenn das Ergebnis längst
erwartet worden war. Zwar ist nicht damit zu rechnen, dass der neue
Staatspräsident François Hollande einen Großteil seiner
Wahlkampfforderungen in die Realität umsetzen kann. Es ist aber
dennoch wahrscheinlich, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel bei ihren
Bemühungen, die anderen Europäer zu weiteren Einsparungen zu bewegen,
künftig erheblichen Gegenwind spüren wird. Insbesondere bei Anlegern
von außerhalb Europas dürfte das Verunsicherung auslösen. Abgesehen
von sicheren Häfen wie Deutschland dürften Assets aus der Eurozone
und insbesondere der EU-Peripherie in nächster Zeit unter Druck
stehen, denn die Wahlausgänge in Griechenland und Frankreich haben
die Lösung der Schuldenkrise in weitere Ferne gerückt.
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