Börsen-Zeitung: Moskaus Launen ausgeliefert, Kommentar zu BP/Rosneft
von Peter Rásonyi
Frankfurt (ots) - Der Schulterschluss von BP und Rosneft bringt
auf den ersten Blick nur Gewinner. Der russische Staatskonzern wird
mit der Integration von TNK-BP zum größten börsennotierten
Erdölproduzenten der Welt. Und er verschafft sich Zugang zur
Technologie von BP, die für anspruchsvolle Explorationen in der
Arktis genutzt werden kann. Nebenbei wird Rosneft auch noch einen
lästigen Konkurrenten in der Heimat los.
Für BP bedeutet der Deal einen Durchbruch, der das Unternehmen aus
einer russischen Sackgasse herausführt. Das 2003 unter politischem
Druck in Russland mit vier Oligarchen gegründete
Gemeinschaftsunternehmen TNK-BP brachte den Briten zwar hohe
Dividenden ein. Doch es litt seit Jahren unter lähmenden
Führungsproblemen, weil sich BP und die Partner mehr stritten als
vertrauten.
Jetzt kann BP aus der Kooperation aussteigen und dafür einen
fairen Preis erzielen. Da BP für die mit 27 Mrd. Dollar bewertete
Beteiligung neben Rosneft-Aktien eine Barzahlung von 12 Mrd. Dollar
erhält, wird das wirtschaftliche Klumpenrisiko fast halbiert.
Gleichzeitig behalten die durch die Nachwirkungen der Katastrophe im
Golf von Mexiko geschwächten Briten Zugang zu den riesigen russischen
Erdölreserven. Mit Rosneft erhält BP gar den Wunschpartner, mit dem
eine strategische Kooperation im vorigen Jahr am Widerstand der
Partner bei TNK-BP gescheitert war.
BP-Chef Bob Dudley drückte seine Hoffnung aus, der strategische
Schulterschluss werde Jahrzehnte halten. Rosneft gilt als
verlässlicherer Partner als die Oligarchen von TNK-BP, weil das
Unternehmen mit dem Segen von Präsident Putin agiert. Doch wie lange
das so bleibt, kann niemand vorhersagen. BP bleibt von den Launen der
Macht in Moskau abhängig, und die sind unberechenbar. Es gehört
allerdings zur Normalität der Branche, dass die größten Ölreserven
unter der Kontrolle demokratisch zweifelhafter Regimes stehen.
Westlichen Konzernen bleibt nicht viel anderes übrig, als zu
kooperieren, wollen sie von den Vorkommen nicht ausgeschlossen
werden.
Fraglich ist auch aus russischer Sicht, ob die mit dem BP-Deal
vorangetriebene Monopolisierung und Verstaatlichung der Erdölbranche
dem Land langfristig dient. An die Stelle von Marktwirtschaft,
Wettbewerb und Vertrauen treten undurchsichtige, staatlich
kontrollierte Machtkolosse wie Rosneft oder Gazprom. Das weist nicht
in die Zukunft, sondern eher in die sowjetische Vergangenheit von
Ineffizienz, Korruption und Erstarrung.
Originaltext: Börsen-Zeitung
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Börsen-Zeitung
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Telefon: 069--2732-0
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Frankfurt (ots) - Der Schulterschluss von BP und Rosneft bringt
auf den ersten Blick nur Gewinner. Der russische Staatskonzern wird
mit der Integration von TNK-BP zum größten börsennotierten
Erdölproduzenten der Welt. Und er verschafft sich Zugang zur
Technologie von BP, die für anspruchsvolle Explorationen in der
Arktis genutzt werden kann. Nebenbei wird Rosneft auch noch einen
lästigen Konkurrenten in der Heimat los.
Für BP bedeutet der Deal einen Durchbruch, der das Unternehmen aus
einer russischen Sackgasse herausführt. Das 2003 unter politischem
Druck in Russland mit vier Oligarchen gegründete
Gemeinschaftsunternehmen TNK-BP brachte den Briten zwar hohe
Dividenden ein. Doch es litt seit Jahren unter lähmenden
Führungsproblemen, weil sich BP und die Partner mehr stritten als
vertrauten.
Jetzt kann BP aus der Kooperation aussteigen und dafür einen
fairen Preis erzielen. Da BP für die mit 27 Mrd. Dollar bewertete
Beteiligung neben Rosneft-Aktien eine Barzahlung von 12 Mrd. Dollar
erhält, wird das wirtschaftliche Klumpenrisiko fast halbiert.
Gleichzeitig behalten die durch die Nachwirkungen der Katastrophe im
Golf von Mexiko geschwächten Briten Zugang zu den riesigen russischen
Erdölreserven. Mit Rosneft erhält BP gar den Wunschpartner, mit dem
eine strategische Kooperation im vorigen Jahr am Widerstand der
Partner bei TNK-BP gescheitert war.
BP-Chef Bob Dudley drückte seine Hoffnung aus, der strategische
Schulterschluss werde Jahrzehnte halten. Rosneft gilt als
verlässlicherer Partner als die Oligarchen von TNK-BP, weil das
Unternehmen mit dem Segen von Präsident Putin agiert. Doch wie lange
das so bleibt, kann niemand vorhersagen. BP bleibt von den Launen der
Macht in Moskau abhängig, und die sind unberechenbar. Es gehört
allerdings zur Normalität der Branche, dass die größten Ölreserven
unter der Kontrolle demokratisch zweifelhafter Regimes stehen.
Westlichen Konzernen bleibt nicht viel anderes übrig, als zu
kooperieren, wollen sie von den Vorkommen nicht ausgeschlossen
werden.
Fraglich ist auch aus russischer Sicht, ob die mit dem BP-Deal
vorangetriebene Monopolisierung und Verstaatlichung der Erdölbranche
dem Land langfristig dient. An die Stelle von Marktwirtschaft,
Wettbewerb und Vertrauen treten undurchsichtige, staatlich
kontrollierte Machtkolosse wie Rosneft oder Gazprom. Das weist nicht
in die Zukunft, sondern eher in die sowjetische Vergangenheit von
Ineffizienz, Korruption und Erstarrung.
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