Börsen-Zeitung: Nicht gut für Deutschland, Kommentar zu Sparkassen von
Bernd Wittkowski
Frankfurt (ots) - Was reitet nur Georg Fahrenschon? Seit zwei
Tagen rührt er die Trommel für einen europäischen
Schuldentilgungsfonds gemäß dem Vorschlag des Sachverständigenrats
und gibt 'dem politischen Europa' einschlägige Empfehlungen. Gut, der
frühere bayerische Finanzminister ist seit Mai Präsident nicht des
Bundes der Steuerzahler, sondern des Deutschen Sparkassen- und
Giroverbandes. Aber mal davon abgesehen, dass die Schnittmenge von
Steuerzahlern und Sparern ohnehin sehr groß ist: Wenn Solidität und
Stabilität von Staaten auf dem Spiel stehen oder teilweise schon
perdu sind, berührt das die Interessen der Sparer direkt.
Schon deshalb müsste man von Fahrenschon bei den eng miteinander
verknüpften Themen Staatsschuldenkrise und Bankenunion eine
stringente Argumentation erwarten können. Schließlich ist er höchster
Repräsentant einer Organisation, die sich, zumal in Zeiten wie
diesen, als Lobby nicht allein der Sparkassen, sondern gerade auch
der Sparer verstehen sollte. Nebenbei: Helmut Geiger, der 'ewige
Sparkassenpräsident' (von 1972 bis 1993), war im Nebenamt, im Wechsel
mit anderen Verbandsoberen, noch Vorsitzender der
Sparerschutzgemeinschaft gewesen, deren Existenz die Beteiligten mit
Beginn der Währungsunion nicht mehr für opportun hielten. Es ist aber
überhaupt nicht stringent, sondern wirkt ziemlich beliebig, wenn
Fahrenschon fast im selben Atemzug für und gegen Umverteilung in
Europa ist. Geht es um die Bankenunion mit gemeinsamer
Einlagensicherung, warnt er seit Monaten - zu Recht - davor, die
Soliden anzuzapfen, um den Unsoliden ihr Geschäftsmodell zu erhalten.
Oder mit dem anschaulichen Bild: Wenn bei ausländischen Banken schon
die Hütte brenne, könne niemand von den deutschen Sparkassen
erwarten, dass sie diesen Wettbewerbern noch eine Feuerversicherung
anböten. Geht es aber um die Staatsschulden, setzt er sich nun
plötzlich für die Vergemeinschaftung der 60% der Wirtschaftsleistung
übersteigenden Beträge ein. Das wäre in Euroland die Kleinigkeit von
2,3 Bill. Euro (Ende 2011), wovon allein 958 Mrd. Euro auf Italien
entfielen.
'Sparkassen. Gut für Deutschland'? In diesem Fall eher nicht. Wie
tröstlich, dass - bei gemeinschaftlicher Haftung nach außen - die
Verantwortung für die eigenen Schulden im Innenverhältnis beim
jeweiligen Mitgliedsland bleiben soll. Einen ersten Vorgeschmack, was
sie sich von dieser Verantwortung kaufen können, haben Steuerzahler
und Sparer im Fall Griechenland schon mal bekommen. Die Kostprobe hat
nicht unbedingt nach mehr geschmeckt.
Originaltext: Börsen-Zeitung
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Börsen-Zeitung
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Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de
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Tagen rührt er die Trommel für einen europäischen
Schuldentilgungsfonds gemäß dem Vorschlag des Sachverständigenrats
und gibt 'dem politischen Europa' einschlägige Empfehlungen. Gut, der
frühere bayerische Finanzminister ist seit Mai Präsident nicht des
Bundes der Steuerzahler, sondern des Deutschen Sparkassen- und
Giroverbandes. Aber mal davon abgesehen, dass die Schnittmenge von
Steuerzahlern und Sparern ohnehin sehr groß ist: Wenn Solidität und
Stabilität von Staaten auf dem Spiel stehen oder teilweise schon
perdu sind, berührt das die Interessen der Sparer direkt.
Schon deshalb müsste man von Fahrenschon bei den eng miteinander
verknüpften Themen Staatsschuldenkrise und Bankenunion eine
stringente Argumentation erwarten können. Schließlich ist er höchster
Repräsentant einer Organisation, die sich, zumal in Zeiten wie
diesen, als Lobby nicht allein der Sparkassen, sondern gerade auch
der Sparer verstehen sollte. Nebenbei: Helmut Geiger, der 'ewige
Sparkassenpräsident' (von 1972 bis 1993), war im Nebenamt, im Wechsel
mit anderen Verbandsoberen, noch Vorsitzender der
Sparerschutzgemeinschaft gewesen, deren Existenz die Beteiligten mit
Beginn der Währungsunion nicht mehr für opportun hielten. Es ist aber
überhaupt nicht stringent, sondern wirkt ziemlich beliebig, wenn
Fahrenschon fast im selben Atemzug für und gegen Umverteilung in
Europa ist. Geht es um die Bankenunion mit gemeinsamer
Einlagensicherung, warnt er seit Monaten - zu Recht - davor, die
Soliden anzuzapfen, um den Unsoliden ihr Geschäftsmodell zu erhalten.
Oder mit dem anschaulichen Bild: Wenn bei ausländischen Banken schon
die Hütte brenne, könne niemand von den deutschen Sparkassen
erwarten, dass sie diesen Wettbewerbern noch eine Feuerversicherung
anböten. Geht es aber um die Staatsschulden, setzt er sich nun
plötzlich für die Vergemeinschaftung der 60% der Wirtschaftsleistung
übersteigenden Beträge ein. Das wäre in Euroland die Kleinigkeit von
2,3 Bill. Euro (Ende 2011), wovon allein 958 Mrd. Euro auf Italien
entfielen.
'Sparkassen. Gut für Deutschland'? In diesem Fall eher nicht. Wie
tröstlich, dass - bei gemeinschaftlicher Haftung nach außen - die
Verantwortung für die eigenen Schulden im Innenverhältnis beim
jeweiligen Mitgliedsland bleiben soll. Einen ersten Vorgeschmack, was
sie sich von dieser Verantwortung kaufen können, haben Steuerzahler
und Sparer im Fall Griechenland schon mal bekommen. Die Kostprobe hat
nicht unbedingt nach mehr geschmeckt.
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