Börsen-Zeitung: Schätzungen sind Blödsinn, Kommentar zur FMS
Wertpapiermanagement von Björn Godenrath
Frankfurt (ots) - Nein, Bankenrettung ist kein einträgliches
Geschäft. Und während in Spanien noch gerechnet wird, wie hoch unser
Solidaritätsbeitrag ausfallen soll, kriegen wir den größten Posten
der nationalen Rechnung für 2011 vorgelegt. Bei der Bad Bank der HRE,
der FMS Wertmanagement, ist im abgelaufenen Geschäftsjahr ein
Fehlbetrag von knapp 10 Mrd. Euro angefallen. Das ist noch mal gut 1
Mrd. Euro mehr, als der Schuldenschnitt für Griechenland in der
Verlustrechnung der FMS ausmacht. Denn es fiel zusätzliche
Risikovorsorge von gut 1,3 Mrd. Euro an, die Rückstellungen für
Derivate sowie Einzelwertberichtigungen für Kredite betraf.
Auch ohne Hellas hätte die FMS demnach einen Milliardenverlust
eingefahren, wurden doch 'vor Risikovorsorge' lediglich 263 Mill.
Euro verdient. Dass die Zinseinnahmen die Bewirtschaftung (sprich:
Verwaltungskosten) des Portfolios tragen, ist aber nur ein schwacher
Trost. Denn die Immobilienkredite sind zu 85% 'distressed' und über
die Qualität der Staatsfinanzierung möchte man eigentlich lieber das
Mäntelchen des Schweigens decken.
Das können und wollen wir aber nicht - vor allem, nachdem sich der
jetzt in Mallorca als Makler tätige Ex-HRE-Chef Georg Funke nun zu
Wort meldete und erneut jede Schuld für den Zusammenbruch der Bank
von sich weist. Das ist schon dreist, wird mit Abwicklung des
Portfolios doch immer transparenter, was für einen Mist Funke da
angehäuft hatte. Die Quote notleidender Kredite (natürlich mit
nachrangigen Positionen) spricht da Bände. Zudem hatte er sich mit
der Depfa einen Staatsfinanzierer ins Haus geholt, der fleißig
inflationsindexierte Anleihen zeichnete. Rund ein Viertel des
Public-Finance-Portfolios entfällt auf diesen Unsinn, der im Verbund
mit Zins-Swaps eine tickende (und anschwellende) Zeitbombe darstellt.
Welche Risiken im FMS-Portfolio schlummern, das verdeutlichen die
stillen Lasten von gut 21 Mrd. Euro. Gut 14 Mrd. Euro davon entfallen
auf die Euro-Peripherie - bei einem Kreditereignis in Italien stehen
gut 11 Mrd. Euro im Feuer. Vor dem Hintergrund einer anhaltenden
Euro-Krise sind Schätzungen über drohende Verluste aber Blödsinn,
überschattet das systemische Risiko eines weiteren Schuldenschnitts
doch die unvermeidbaren Einzelwertberichtigungen. Wobei Kreditrisiken
in den stillen Lasten gar nicht abgebildet werden sowie die gezeigten
3,5 Mrd. Euro bei ABS-Papieren ein ganz schöner Klotz sind. Diese
Bankenrettung kann für den deutschen Steuerzahler noch sehr viel
teurer werden.
Originaltext: Börsen-Zeitung
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Börsen-Zeitung
Redaktion
Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de
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Frankfurt (ots) - Nein, Bankenrettung ist kein einträgliches
Geschäft. Und während in Spanien noch gerechnet wird, wie hoch unser
Solidaritätsbeitrag ausfallen soll, kriegen wir den größten Posten
der nationalen Rechnung für 2011 vorgelegt. Bei der Bad Bank der HRE,
der FMS Wertmanagement, ist im abgelaufenen Geschäftsjahr ein
Fehlbetrag von knapp 10 Mrd. Euro angefallen. Das ist noch mal gut 1
Mrd. Euro mehr, als der Schuldenschnitt für Griechenland in der
Verlustrechnung der FMS ausmacht. Denn es fiel zusätzliche
Risikovorsorge von gut 1,3 Mrd. Euro an, die Rückstellungen für
Derivate sowie Einzelwertberichtigungen für Kredite betraf.
Auch ohne Hellas hätte die FMS demnach einen Milliardenverlust
eingefahren, wurden doch 'vor Risikovorsorge' lediglich 263 Mill.
Euro verdient. Dass die Zinseinnahmen die Bewirtschaftung (sprich:
Verwaltungskosten) des Portfolios tragen, ist aber nur ein schwacher
Trost. Denn die Immobilienkredite sind zu 85% 'distressed' und über
die Qualität der Staatsfinanzierung möchte man eigentlich lieber das
Mäntelchen des Schweigens decken.
Das können und wollen wir aber nicht - vor allem, nachdem sich der
jetzt in Mallorca als Makler tätige Ex-HRE-Chef Georg Funke nun zu
Wort meldete und erneut jede Schuld für den Zusammenbruch der Bank
von sich weist. Das ist schon dreist, wird mit Abwicklung des
Portfolios doch immer transparenter, was für einen Mist Funke da
angehäuft hatte. Die Quote notleidender Kredite (natürlich mit
nachrangigen Positionen) spricht da Bände. Zudem hatte er sich mit
der Depfa einen Staatsfinanzierer ins Haus geholt, der fleißig
inflationsindexierte Anleihen zeichnete. Rund ein Viertel des
Public-Finance-Portfolios entfällt auf diesen Unsinn, der im Verbund
mit Zins-Swaps eine tickende (und anschwellende) Zeitbombe darstellt.
Welche Risiken im FMS-Portfolio schlummern, das verdeutlichen die
stillen Lasten von gut 21 Mrd. Euro. Gut 14 Mrd. Euro davon entfallen
auf die Euro-Peripherie - bei einem Kreditereignis in Italien stehen
gut 11 Mrd. Euro im Feuer. Vor dem Hintergrund einer anhaltenden
Euro-Krise sind Schätzungen über drohende Verluste aber Blödsinn,
überschattet das systemische Risiko eines weiteren Schuldenschnitts
doch die unvermeidbaren Einzelwertberichtigungen. Wobei Kreditrisiken
in den stillen Lasten gar nicht abgebildet werden sowie die gezeigten
3,5 Mrd. Euro bei ABS-Papieren ein ganz schöner Klotz sind. Diese
Bankenrettung kann für den deutschen Steuerzahler noch sehr viel
teurer werden.
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