Börsen-Zeitung: Teures Öl für Europa, Kommentar zum neuerlichen
Anstieg des Ölpreises in Euro, von Dieter Kuckelkorn.
Frankfurt (ots) - Wer einen Blick auf den üblicherweise in Dollar
ausgewiesenen Ölpreis wirft, dürfte das Preisniveau bei dem
wichtigsten Energieträger mit Blick auf frühere Rekorde eher
unauffällig finden. Aus europäischer Sicht ist die Lage jedoch
dramatischer: In Euro gerechnet, befindet sich der Brent-Ölpreis mit
fast 95 Euro pro Barrel in unmittelbarer Nähe seine Allzeithochs von
etwas mehr als 97 Dollar.
Für die krisengeschüttelten europäischen Volkswirtschaften kommt
die Verteuerung der Energieversorgung zur Unzeit. Europa befindet
sich bereits in der Rezession: Das Bruttoinlandsprodukt der Eurozone
ist im zweiten Quartal um 0,2% gefallen. Sollte der Ölpreis weiter
anziehen, dürften die konjunkturellen Probleme an Schärfe zunehmen.
Und es sieht tatsächlich eher danach aus, dass der Ölpreis in Euro
weiter zulegt.
Ein Teil der Verteuerung des Energieträgers ist auf die Schwäche
des Euros zurückzuführen, wobei die größer werdende Brenn- und
Treibstoffrechnung die Vorteile der Währungsschwäche für
exportorientierte Industrien zumindest teilweise wieder kompensiert.
Mit Blick auf die anhaltende Schuldenkrise sieht es eher danach aus,
dass die Talfahrt des Euros anhält als dass sie sich nachhaltig
umkehrt. Zudem dürften auch geopolitische Sorgen für eine weitere
Verteuerung sorgen. So ist die Wahrscheinlichkeit für einen Angriff
Israels auf die Atomanlagen des Irans in den vergangenen Tagen
deutlich gestiegen. Die politische Führung in Jerusalem scheint die
Konfrontation zu wollen, zumal man davon überzeugt ist, dass die
Folgen iranischer Gegenangriffe minimal ausfallen. Sollte Israel den
Schritt wagen, dürfte der Ölpreis sehr kräftig anziehen.
Der Nahe Osten birgt noch weiteren Zündstoff: Die Stärkung der
Machtposition durch die neue islamistische Führung in Ägypten weckt
Ängste, dass diese mittel- oder langfristig den Suezkanal - über den
ein Teil der europäischen Ölversorgung läuft - sperren könnte. Dies
erklärt zumindest einen Teil des ungewöhnlich großen Aufpreises von
Brent gegenüber US-Leichtöl der Sorte WTI, der aktuell rund 20 Dollar
beträgt.
Hinzu kommt, dass derzeit viele Förderanlagen in der Nordsee
wartungsbedingt abgeschaltet sind. Angesichts des hohen Alters vieler
Anlagen rechnen Experten damit, dass die Förderung in der Nordsee
tendenziell abnimmt, was zu einem anhaltend großen Brent-WTI-Spread
beitragen dürfte.
Europäische Politiker, Notenbanker und Unternehmen sollten sich
über eines im Klaren sein: Entlastung für die europäische Konjunktur
ist von Seiten der Energiepreise nicht zu erwarten.
(Börsen-Zeitung, 17.8.2012)
Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_30377.rss2
Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion
Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de
Anstieg des Ölpreises in Euro, von Dieter Kuckelkorn.
Frankfurt (ots) - Wer einen Blick auf den üblicherweise in Dollar
ausgewiesenen Ölpreis wirft, dürfte das Preisniveau bei dem
wichtigsten Energieträger mit Blick auf frühere Rekorde eher
unauffällig finden. Aus europäischer Sicht ist die Lage jedoch
dramatischer: In Euro gerechnet, befindet sich der Brent-Ölpreis mit
fast 95 Euro pro Barrel in unmittelbarer Nähe seine Allzeithochs von
etwas mehr als 97 Dollar.
Für die krisengeschüttelten europäischen Volkswirtschaften kommt
die Verteuerung der Energieversorgung zur Unzeit. Europa befindet
sich bereits in der Rezession: Das Bruttoinlandsprodukt der Eurozone
ist im zweiten Quartal um 0,2% gefallen. Sollte der Ölpreis weiter
anziehen, dürften die konjunkturellen Probleme an Schärfe zunehmen.
Und es sieht tatsächlich eher danach aus, dass der Ölpreis in Euro
weiter zulegt.
Ein Teil der Verteuerung des Energieträgers ist auf die Schwäche
des Euros zurückzuführen, wobei die größer werdende Brenn- und
Treibstoffrechnung die Vorteile der Währungsschwäche für
exportorientierte Industrien zumindest teilweise wieder kompensiert.
Mit Blick auf die anhaltende Schuldenkrise sieht es eher danach aus,
dass die Talfahrt des Euros anhält als dass sie sich nachhaltig
umkehrt. Zudem dürften auch geopolitische Sorgen für eine weitere
Verteuerung sorgen. So ist die Wahrscheinlichkeit für einen Angriff
Israels auf die Atomanlagen des Irans in den vergangenen Tagen
deutlich gestiegen. Die politische Führung in Jerusalem scheint die
Konfrontation zu wollen, zumal man davon überzeugt ist, dass die
Folgen iranischer Gegenangriffe minimal ausfallen. Sollte Israel den
Schritt wagen, dürfte der Ölpreis sehr kräftig anziehen.
Der Nahe Osten birgt noch weiteren Zündstoff: Die Stärkung der
Machtposition durch die neue islamistische Führung in Ägypten weckt
Ängste, dass diese mittel- oder langfristig den Suezkanal - über den
ein Teil der europäischen Ölversorgung läuft - sperren könnte. Dies
erklärt zumindest einen Teil des ungewöhnlich großen Aufpreises von
Brent gegenüber US-Leichtöl der Sorte WTI, der aktuell rund 20 Dollar
beträgt.
Hinzu kommt, dass derzeit viele Förderanlagen in der Nordsee
wartungsbedingt abgeschaltet sind. Angesichts des hohen Alters vieler
Anlagen rechnen Experten damit, dass die Förderung in der Nordsee
tendenziell abnimmt, was zu einem anhaltend großen Brent-WTI-Spread
beitragen dürfte.
Europäische Politiker, Notenbanker und Unternehmen sollten sich
über eines im Klaren sein: Entlastung für die europäische Konjunktur
ist von Seiten der Energiepreise nicht zu erwarten.
(Börsen-Zeitung, 17.8.2012)
Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_30377.rss2
Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion
Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de