Börsen-Zeitung: Tief Luft holen, Kommentar zum Export von Reinhard
Kuls
Frankfurt (ots) - Die deutsche Ausfuhrwirtschaft ignoriert die
Staatsschuldenkrise. Sie kann es sich auch leisten. Sicher, die
Euro-Länder, die um das eigene finanzielle Überleben kämpfen, müssen
ihre Haushalte mit so drastischen Maßnahmen sanieren, dass sie auch
ihre Konjunktur auf absehbare Zeit in die Knie zwingen. Dort werden
gerade diejenigen Güter, für die 'Made in Germany' steht, so schnell
nicht mehr benötigt - bezahlbar sind sie auch nicht mehr.
Ersatz finden die hiesigen Exporteure aber in den aufstrebenden
Märkten Asiens und Lateinamerikas. Dort musste man nicht mit
Milliardenhilfen zulasten der Staatshaushalte und der
gesamtwirtschaftlichen Nachfrage das eigene Finanzsystem retten,
hatte man doch an dem - willentlich oder unwillentlich auch
geldpolitisch unterstützten - Irrwitz der Blasenbildung in den
verschiedensten Assetmärkten nicht teilgenommen. Oder wenn, dann als
Rohstofflieferant davon profitiert.
Die deutschen Exporte sind geprägt von Investitionsgütern, Waren
also, die gerade in den im Aufbau befindlichen Volkswirtschaften der
Schwellenländer benötigt werden. Freilich hat die globale Finanz- und
Wirtschaftskrise auch an den Emerging Markets Blessuren hinterlassen.
Aber die dortigen Regierungen konnten antizyklisch reagieren, ohne im
Gegenzug Jahre der konjunkturellen Flaute einzuläuten. Und einen
Betrugsfall wie Hellas, der nicht nur die griechische Volkswirtschaft
in den konjunkturellen Ruin getrieben, sondern auch den zweitgrößten
Wirtschaftsraum der Welt, die Eurozone, an den Rand des Scheiterns
gebracht hat, gab es in Asien und Lateinamerika auch nicht. Diese
Märkte holen, nach einer kurzen Atempause, nun tief Luft - und saugen
deutsche Investitionsgüter ein. Zugestanden, völlig ignorieren kann
auch die so wettbewerbsstarke deutsche Exportwirtschaft die
Staatsschuldenkrise nicht. Denn alles das, was in der Euro-Peripherie
wohl auf Jahre hinaus an Absatz ausfällt, können die asiatischen und
lateinamerikanischen Länder auch nicht aufnehmen. Aber einiges dann
doch. Unterm Strich könnte, das mag der Außenhandelsverband BAG recht
realistisch einschätzen, ein neuerlicher satter Umsatzzuwachs im
Export herausspringen. Wenn sich dieser dann aber nicht in gleichem
Ausmaß als Außenbeitrag in der Gesamtrechnung der deutschen
Volkswirtschaft wachstumssteigernd niederschlägt, liegt es am höheren
Import. Der wäre freilich Zeichen einer gestärkten Binnennachfrage
hierzulande - und damit herzlich willkommen, weil überfällig.
Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_30377.rss2
Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion
Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de
Kuls
Frankfurt (ots) - Die deutsche Ausfuhrwirtschaft ignoriert die
Staatsschuldenkrise. Sie kann es sich auch leisten. Sicher, die
Euro-Länder, die um das eigene finanzielle Überleben kämpfen, müssen
ihre Haushalte mit so drastischen Maßnahmen sanieren, dass sie auch
ihre Konjunktur auf absehbare Zeit in die Knie zwingen. Dort werden
gerade diejenigen Güter, für die 'Made in Germany' steht, so schnell
nicht mehr benötigt - bezahlbar sind sie auch nicht mehr.
Ersatz finden die hiesigen Exporteure aber in den aufstrebenden
Märkten Asiens und Lateinamerikas. Dort musste man nicht mit
Milliardenhilfen zulasten der Staatshaushalte und der
gesamtwirtschaftlichen Nachfrage das eigene Finanzsystem retten,
hatte man doch an dem - willentlich oder unwillentlich auch
geldpolitisch unterstützten - Irrwitz der Blasenbildung in den
verschiedensten Assetmärkten nicht teilgenommen. Oder wenn, dann als
Rohstofflieferant davon profitiert.
Die deutschen Exporte sind geprägt von Investitionsgütern, Waren
also, die gerade in den im Aufbau befindlichen Volkswirtschaften der
Schwellenländer benötigt werden. Freilich hat die globale Finanz- und
Wirtschaftskrise auch an den Emerging Markets Blessuren hinterlassen.
Aber die dortigen Regierungen konnten antizyklisch reagieren, ohne im
Gegenzug Jahre der konjunkturellen Flaute einzuläuten. Und einen
Betrugsfall wie Hellas, der nicht nur die griechische Volkswirtschaft
in den konjunkturellen Ruin getrieben, sondern auch den zweitgrößten
Wirtschaftsraum der Welt, die Eurozone, an den Rand des Scheiterns
gebracht hat, gab es in Asien und Lateinamerika auch nicht. Diese
Märkte holen, nach einer kurzen Atempause, nun tief Luft - und saugen
deutsche Investitionsgüter ein. Zugestanden, völlig ignorieren kann
auch die so wettbewerbsstarke deutsche Exportwirtschaft die
Staatsschuldenkrise nicht. Denn alles das, was in der Euro-Peripherie
wohl auf Jahre hinaus an Absatz ausfällt, können die asiatischen und
lateinamerikanischen Länder auch nicht aufnehmen. Aber einiges dann
doch. Unterm Strich könnte, das mag der Außenhandelsverband BAG recht
realistisch einschätzen, ein neuerlicher satter Umsatzzuwachs im
Export herausspringen. Wenn sich dieser dann aber nicht in gleichem
Ausmaß als Außenbeitrag in der Gesamtrechnung der deutschen
Volkswirtschaft wachstumssteigernd niederschlägt, liegt es am höheren
Import. Der wäre freilich Zeichen einer gestärkten Binnennachfrage
hierzulande - und damit herzlich willkommen, weil überfällig.
Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_30377.rss2
Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion
Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de