Börsen-Zeitung: Zurück im Geldregen, Kommentar zu den Ergebnissen von
J.P. Morgan Chase und Goldman Sachs, von Sebastian Schmid.
Frankfurt (ots) - Wie laut wurde im vergangenen Jahr noch
lamentiert über das Ungemach, das auf die US-Finanzindustrie zurolle.
Die striktere Regulierung, die Unsicherheit in Europa, das Fiscal
Cliff: Anlässe für Wehklagen gab es zahlreiche. Wie soll eine Bank da
vernünftig Geschäfte machen, lautete die Frage, die immer wieder
unausgesprochen in den Raum gestellt wurde.
Offenbar relativ problemlos: J.P. Morgan Chase hat trotz des 6
Mrd. Dollar schweren Verlusts im Londoner Chief Investment Office den
dritten Rekordgewinn in Serie eingefahren. Goldman Sachs hat ihr
Ergebnis nahezu verdreifacht, während die Nettoerträge erstmals seit
2009 gestiegen sind. Die Lobbyarbeit der Branche hat sich gelohnt.
Nicht nur, dass bei der Einführung der Basel-III-Regeln in den USA
Tempo herausgenommen wurde. Auch die günstige Liquiditätsversorgung
scheint wegen der dauerhaft gelockerten Fed-Geldpolitik bis auf
Weiteres sicher. Letztere ist das Schmiermittel, das den Motor am
Laufen hält. Und wo das Öl hinfließt, lässt sich an J.P. Morgan Chase
und Goldman Sachs exemplarisch beobachten.
So läuft das Investment Banking wieder deutlich besser. 2012 war
für US-Aktien mit einem prozentual zweistelligen Kursplus zwar ein
sensationelles Jahr - allerdings wurde dies nicht durch eine
merkliche Aufhellung der Wirtschaftslage ausgelöst. Tatsächlich
verschlechterten sich die Gewinnaussichten vieler Unternehmen im
zweiten Halbjahr eher. Vielmehr ist die künstlich hohe Liquidität,
die von der Fed bereitgestellt wird, ständig auf der Suche nach
Anlageoptionen. Das Jahr hätte im Investment Banking sogar sicher
besser laufen können, wenn die Verantwortlichen beim
Facebook-Börsengang den IPO-Markt durch ihr Vorgehen nicht für viele
Firmen auf Monate verschlossen hätten.
Auch das Hypothekengeschäft hat - mit staatlicher Unterstützung -
zuletzt kräftig angezogen. Allein J.P. Morgan hat die diesbezüglichen
Erträge im Schlussvierteljahr nahezu verdreifacht. Lukrativ ist dies
vor allem für die großen Universalbanken, die so sinkende Zinsmargen
durch zusätzliches Geschäft kompensieren können. Zwar kann weder über
J.P. Morgan noch über Goldman gesagt werden, dass die Hausaufgaben
auf der Kostenseite nicht gemacht wurden. Bei Goldman ist der Anteil
der Vergütung an den Nettoerträgen sogar so niedrig wie seit 1999
nicht mehr. Dass sich der Geldregen in Zukunft fortsetzt, liegt aber
kaum in der Hand der Banken. Nur die Fed entscheidet, wann sie die
Gießkanne zur Seite stellt.
(Börsen-Zeitung, 17.1.2013)
Originaltext: Börsen-Zeitung
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Börsen-Zeitung
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Telefon: 069--2732-0
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Frankfurt (ots) - Wie laut wurde im vergangenen Jahr noch
lamentiert über das Ungemach, das auf die US-Finanzindustrie zurolle.
Die striktere Regulierung, die Unsicherheit in Europa, das Fiscal
Cliff: Anlässe für Wehklagen gab es zahlreiche. Wie soll eine Bank da
vernünftig Geschäfte machen, lautete die Frage, die immer wieder
unausgesprochen in den Raum gestellt wurde.
Offenbar relativ problemlos: J.P. Morgan Chase hat trotz des 6
Mrd. Dollar schweren Verlusts im Londoner Chief Investment Office den
dritten Rekordgewinn in Serie eingefahren. Goldman Sachs hat ihr
Ergebnis nahezu verdreifacht, während die Nettoerträge erstmals seit
2009 gestiegen sind. Die Lobbyarbeit der Branche hat sich gelohnt.
Nicht nur, dass bei der Einführung der Basel-III-Regeln in den USA
Tempo herausgenommen wurde. Auch die günstige Liquiditätsversorgung
scheint wegen der dauerhaft gelockerten Fed-Geldpolitik bis auf
Weiteres sicher. Letztere ist das Schmiermittel, das den Motor am
Laufen hält. Und wo das Öl hinfließt, lässt sich an J.P. Morgan Chase
und Goldman Sachs exemplarisch beobachten.
So läuft das Investment Banking wieder deutlich besser. 2012 war
für US-Aktien mit einem prozentual zweistelligen Kursplus zwar ein
sensationelles Jahr - allerdings wurde dies nicht durch eine
merkliche Aufhellung der Wirtschaftslage ausgelöst. Tatsächlich
verschlechterten sich die Gewinnaussichten vieler Unternehmen im
zweiten Halbjahr eher. Vielmehr ist die künstlich hohe Liquidität,
die von der Fed bereitgestellt wird, ständig auf der Suche nach
Anlageoptionen. Das Jahr hätte im Investment Banking sogar sicher
besser laufen können, wenn die Verantwortlichen beim
Facebook-Börsengang den IPO-Markt durch ihr Vorgehen nicht für viele
Firmen auf Monate verschlossen hätten.
Auch das Hypothekengeschäft hat - mit staatlicher Unterstützung -
zuletzt kräftig angezogen. Allein J.P. Morgan hat die diesbezüglichen
Erträge im Schlussvierteljahr nahezu verdreifacht. Lukrativ ist dies
vor allem für die großen Universalbanken, die so sinkende Zinsmargen
durch zusätzliches Geschäft kompensieren können. Zwar kann weder über
J.P. Morgan noch über Goldman gesagt werden, dass die Hausaufgaben
auf der Kostenseite nicht gemacht wurden. Bei Goldman ist der Anteil
der Vergütung an den Nettoerträgen sogar so niedrig wie seit 1999
nicht mehr. Dass sich der Geldregen in Zukunft fortsetzt, liegt aber
kaum in der Hand der Banken. Nur die Fed entscheidet, wann sie die
Gießkanne zur Seite stellt.
(Börsen-Zeitung, 17.1.2013)
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