Börsen-Zeitung: Zynisch, Kommentar zur UBS von Daniel Zulauf
Frankfurt (ots) - Die UBS hat mit ihrer Rolle im Libor-Skandal den
bislang eindrücklichsten Beleg dafür geliefert, mit welchem Zynismus
das Unternehmen bis und auch noch nach dem Ausbruch der Finanzkrise
seine Geschäfte betrieben hat. Offensichtlich wird auch, wie schwer
sich der Konzern damit tut, seine Vergangenheit abzustreifen und sich
anständig zu verhalten.
In den ersten Jahren der Libor-Manipulationen ging es für die UBS
allein um Gewinnmaximierung. Man versuchte, die Referenzzinssätze so
zu steuern, dass sich der Wert der eigenen Handelspositionen in die
gewünschte Richtung bewegte. Damit wurden auch Interessen von vielen,
auch guten Kunden geschädigt. Zwar haben die Aufsichtsbehörden keine
Hinweise gefunden, dass das damalige Spitzenmanagement von den
Manipulationen Kenntnis hatte oder diese sogar begrüßte.
Doch die Untersuchungen zeigen, dass derlei Betrügereien auch in
der Chefetage mindestens in Kauf genommen wurden. Bis 2009 machten
die UBS-Trader die Zinseingaben für die tägliche Berechnung des
Libor-Referenzsatzes gleich selbst. Ist es nicht naheliegend, wenn
den Händlern das eigene Hemd näher ist als das Interesse der Kunden?
Ein Management ist dazu da, solche Konflikte zu erkennen und ihnen
entsprechend vorzubeugen. Doch bei der UBS bemühte sich bis zur
Ankunft Oswald Grübels niemand um diese dringend nötige
Funktionstrennung. Das meint die britische Aufsichtsbehörde, wenn sie
in ihrem Untersuchungsbericht von einer 'armseligen Kultur' bei der
UBS schreibt.
Man könnte und sollte auch von Zynismus sprechen. Seit Frühjahr
2008, als die UBS 20 Mrd. sfr abschreiben musste und Marcel Ospel den
Präsidentenposten an Peter Kurer übergab, brannte es in dem Konzern
lichterloh. Ab diesem Zeitpunkt manipulierten die UBS-Trader ihre
Libor-Zinseingaben, um die angeschlagene Kreditwürdigkeit der
Großbank zu verschleiern. Auch in diesem Fall fanden die Behörden
keine Hinweise auf eine wie auch immer geartete Mitbeteiligung des
Spitzenmanagements.
Feststellen lässt sich aber dennoch, dass auch diese Manipulation
ganz in dessen Interesse war. In diesem Fall ging es nicht gegen die
eigenen Kunden, sondern gegen die ganze Schweiz und gegen das gesamte
Finanzsystem. Denn mit der Manipulation wurde die im Herbst 2008
durchgeführte Staatsrettung der UBS möglicherweise hinausgezögert und
das Risiko für die Steuerzahler erhöht. Es ist schwer zu akzeptieren,
dass für Zynismus in dieser Dimension nur ein paar Händler
geradestehen müssen.
Originaltext: Börsen-Zeitung
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Telefon: 069--2732-0
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bislang eindrücklichsten Beleg dafür geliefert, mit welchem Zynismus
das Unternehmen bis und auch noch nach dem Ausbruch der Finanzkrise
seine Geschäfte betrieben hat. Offensichtlich wird auch, wie schwer
sich der Konzern damit tut, seine Vergangenheit abzustreifen und sich
anständig zu verhalten.
In den ersten Jahren der Libor-Manipulationen ging es für die UBS
allein um Gewinnmaximierung. Man versuchte, die Referenzzinssätze so
zu steuern, dass sich der Wert der eigenen Handelspositionen in die
gewünschte Richtung bewegte. Damit wurden auch Interessen von vielen,
auch guten Kunden geschädigt. Zwar haben die Aufsichtsbehörden keine
Hinweise gefunden, dass das damalige Spitzenmanagement von den
Manipulationen Kenntnis hatte oder diese sogar begrüßte.
Doch die Untersuchungen zeigen, dass derlei Betrügereien auch in
der Chefetage mindestens in Kauf genommen wurden. Bis 2009 machten
die UBS-Trader die Zinseingaben für die tägliche Berechnung des
Libor-Referenzsatzes gleich selbst. Ist es nicht naheliegend, wenn
den Händlern das eigene Hemd näher ist als das Interesse der Kunden?
Ein Management ist dazu da, solche Konflikte zu erkennen und ihnen
entsprechend vorzubeugen. Doch bei der UBS bemühte sich bis zur
Ankunft Oswald Grübels niemand um diese dringend nötige
Funktionstrennung. Das meint die britische Aufsichtsbehörde, wenn sie
in ihrem Untersuchungsbericht von einer 'armseligen Kultur' bei der
UBS schreibt.
Man könnte und sollte auch von Zynismus sprechen. Seit Frühjahr
2008, als die UBS 20 Mrd. sfr abschreiben musste und Marcel Ospel den
Präsidentenposten an Peter Kurer übergab, brannte es in dem Konzern
lichterloh. Ab diesem Zeitpunkt manipulierten die UBS-Trader ihre
Libor-Zinseingaben, um die angeschlagene Kreditwürdigkeit der
Großbank zu verschleiern. Auch in diesem Fall fanden die Behörden
keine Hinweise auf eine wie auch immer geartete Mitbeteiligung des
Spitzenmanagements.
Feststellen lässt sich aber dennoch, dass auch diese Manipulation
ganz in dessen Interesse war. In diesem Fall ging es nicht gegen die
eigenen Kunden, sondern gegen die ganze Schweiz und gegen das gesamte
Finanzsystem. Denn mit der Manipulation wurde die im Herbst 2008
durchgeführte Staatsrettung der UBS möglicherweise hinausgezögert und
das Risiko für die Steuerzahler erhöht. Es ist schwer zu akzeptieren,
dass für Zynismus in dieser Dimension nur ein paar Händler
geradestehen müssen.
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