BERLIN (dpa-AFX) - Die Deutsche Bahn und die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) haben am Mittwoch einen weiteren Anlauf unternommen, neue Streiks abzuwenden. Die Verhandlung ziehen sich seit dem Vormittag hin, nachdem GDL-Chef Claus Weselsky eine Zäsur in dem monatelangen Tarifkonflikt angekündigt hatte. Komme man nicht zu Verhandlungen für alle GDL-Mitglieder, werde es nach dem 11. Januar "massive Arbeitskämpfe" geben, sagte Weselsky vor Verhandlungsbeginn. Bis dahin gelte eine Streik- und Verhandlungspause.
Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber sagte, er habe schon zehn oder elf Angebote vorgelegt. Darüber müsse endlich geredet werden. Für ihn sei die Frage vom Tisch, für welche Berufsgruppen überhaupt verhandelt werde.
Die GDL fordert unter anderem fünf Prozent mehr Geld für die Beschäftigten. Nach Informationen der Hörfunkwelle Hit Radio FFH bot die Bahn am Mittwoch an, eine zuvor angebotene Einmalzahlung von 390 Euro auf 500 Euro zu erhöhen.
Ein Schwerpunkt des Gesprächs sollte nach Ankündigungen beider Seiten das Thema Überstunden sein. "Nicht die fünf Prozent stehen im Vordergrund, sondern die Belastung, die Absenkung der Überstunden", sagte Weselsky. In diesem Punkt habe die Bahn keinerlei Angebote gemacht.
Weber sagte dazu: "Darüber müssen wir reden: Was ist angemessen? Was entspricht dem Wettbewerb?" Die GDL akzeptiere bei den Konkurrenten der Deutschen Bahn schlechtere Bedingungen für ihre Mitglieder. "Wir dürfen da nicht weitere Nachteile erleiden", warnte Weber.
Bislang drehte sich der Streit jedoch hauptsächlich darum, für welche Berufsgruppen die GDL künftig Tarifverträge abschließt. Die Lokführergewerkschaft will auch für Zugbegleiter und anderes Personal verhandeln, das bislang von der konkurrierenden Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft vertreten wird. Die Bahn will aber unterschiedliche Tarifregelungen innerhalb der einzelnen Berufsgruppen verhindern.