BERLIN/MÜNCHEN (dpa-AFX) - Das Projekt einer europäischen Ratingagentur droht laut einem Zeitungsbericht zu scheitern. Das Beratungsunternehmen Roland Berger rechne nicht mehr damit, 300 Millionen Euro Startkapital für den Aufbau eines Konkurrenten zu den US-Ratingagenturen Standard & Poor's, Moody's und Fitch einsammeln zu können, berichtete die 'Financial Times Deutschland' (FTD/Montag). Eine Sprecherin von Roland Berger betonte jedoch, die Gespräche mit Investoren würden fortgesetzt. Ein andere Initiative aus Deutschland steht indes bereits in den Startlöchern.
'Wir halten das Projekt weiter für richtig und wünschenswert', sagte die Sprecherin von Roland Berger. Europäische Banken interessierten sich dafür. Allerdings gebe es bisher 'keine konkreten Zusagen für angemessene finanzielle Beiträge'. Ferner gebe es für die Gründung der Agentur 'keinen offiziellen Zeitplan'. Laut dem Zeitungsbericht wollen die Unternehmensberater die Initiative nun nur noch auf Sparflamme weiterverfolgen.
RATINGAGENTUR ALS STIFTUNG KONZIPIERT
Roland Berger hatte das Projekt öffentlichkeitswirksam in Eigenregie und ohne offizielle politische Unterstützung vorangetrieben. Die Ratingagentur ist als Stiftung konzipiert, die nicht gewinnorientiert arbeitet. Die Investoren sollten aus der Finanzindustrie kommen, staatliche Beteiligungen sind nicht vorgesehen.
An diesem Dienstag (17.8.) will nun die Bertelsmann-Stiftung ebenfalls ein Modell für eine internationale Ratingagentur vorstellen. Zu den Auswirkungen auf das eigene Projekt wollte Roland Berger keine Stellung nehmen. Allerdings bestehe ein Unterschied darin, dass die Bertelsmann-Stiftung auch Beteiligungen der öffentlichen Hand an der neuen Ratingagentur anstrebe, hieß es.
BERGER-MODELL SOLLTE MEHR TRANSPARENZ GEWÄHRLEISTEN
Die europäische Ratingagentur sollte eine Konsequenz aus der Kritik an den großen US-Wettbewerbern sein, denen vorgeworfen wird, die Finanzkrise 2008 mitverursacht zu haben. Außerdem wurde ihnen ein zu großer Einfluss auf die Märkte während der Eurokrise vorgehalten. Das Berger-Modell sollte mehr Transparenz gewährleisten und von den Investoren finanziert werden. Bei der US-Konkurrenten zahlen grundsätzlich die Emittenten - also diejenigen, die auch benotet werden - für die Ratings.
Die EU hat die Ratingagenturen bereits unter stärkere Überwachung gestellt. Zuständig ist dafür die Aufsichtsbehörde ESMA mit Sitz in Paris. Binnenmarktkommissar Michel Barnier stellte im Herbst 2011 zusätzliche Pläne vor, die bei den Ratingagenturen allerdings auf Ablehnung stoßen. Sie sehen unter anderem vor, dass Unternehmen den Anbieter von Ratings regelmäßig wechseln müssen, damit Interessenkonflikte ausgeschlossen werden. Eine eigene europäische Ratingagentur, die mit öffentlichen Geldern finanziert wird, hatte die Kommission verworfen./mi/DP/jkr
'Wir halten das Projekt weiter für richtig und wünschenswert', sagte die Sprecherin von Roland Berger. Europäische Banken interessierten sich dafür. Allerdings gebe es bisher 'keine konkreten Zusagen für angemessene finanzielle Beiträge'. Ferner gebe es für die Gründung der Agentur 'keinen offiziellen Zeitplan'. Laut dem Zeitungsbericht wollen die Unternehmensberater die Initiative nun nur noch auf Sparflamme weiterverfolgen.
RATINGAGENTUR ALS STIFTUNG KONZIPIERT
Roland Berger hatte das Projekt öffentlichkeitswirksam in Eigenregie und ohne offizielle politische Unterstützung vorangetrieben. Die Ratingagentur ist als Stiftung konzipiert, die nicht gewinnorientiert arbeitet. Die Investoren sollten aus der Finanzindustrie kommen, staatliche Beteiligungen sind nicht vorgesehen.
An diesem Dienstag (17.8.) will nun die Bertelsmann-Stiftung ebenfalls ein Modell für eine internationale Ratingagentur vorstellen. Zu den Auswirkungen auf das eigene Projekt wollte Roland Berger keine Stellung nehmen. Allerdings bestehe ein Unterschied darin, dass die Bertelsmann-Stiftung auch Beteiligungen der öffentlichen Hand an der neuen Ratingagentur anstrebe, hieß es.
BERGER-MODELL SOLLTE MEHR TRANSPARENZ GEWÄHRLEISTEN
Die europäische Ratingagentur sollte eine Konsequenz aus der Kritik an den großen US-Wettbewerbern sein, denen vorgeworfen wird, die Finanzkrise 2008 mitverursacht zu haben. Außerdem wurde ihnen ein zu großer Einfluss auf die Märkte während der Eurokrise vorgehalten. Das Berger-Modell sollte mehr Transparenz gewährleisten und von den Investoren finanziert werden. Bei der US-Konkurrenten zahlen grundsätzlich die Emittenten - also diejenigen, die auch benotet werden - für die Ratings.
Die EU hat die Ratingagenturen bereits unter stärkere Überwachung gestellt. Zuständig ist dafür die Aufsichtsbehörde ESMA mit Sitz in Paris. Binnenmarktkommissar Michel Barnier stellte im Herbst 2011 zusätzliche Pläne vor, die bei den Ratingagenturen allerdings auf Ablehnung stoßen. Sie sehen unter anderem vor, dass Unternehmen den Anbieter von Ratings regelmäßig wechseln müssen, damit Interessenkonflikte ausgeschlossen werden. Eine eigene europäische Ratingagentur, die mit öffentlichen Geldern finanziert wird, hatte die Kommission verworfen./mi/DP/jkr