(Neu: Einschätzung von Experten der Berenberg Bank und der KfW.)
MÜNCHEN (dpa-AFX) - Die Stimmung in den deutschen Unternehmen hat ihren Höhenflug der vergangenen Monate überraschend fortgesetzt. Das Ifo-Geschäftsklima stieg im Februar von 110,6 Punkten im Vormonat auf 111,3 Punkte, wie das Ifo-Institut am Montag mitteilte. Dies ist der vierte Anstieg in Folge. Das wichtigste deutsche Konjunkturbarometer erreichte damit den höchsten Wert seit Juli 2011. Volkswirte waren hingegen von einem leichten Rückgang um 0,1 Punkte ausgegangen.
Die etwa 7.000 vom Ifo-Institut befragten Unternehmen beurteilten ihre aktuelle Lage deutlich besser als erwartet. Der entsprechende Unterindikator des Geschäftsklimas stieg von 112,4 Punkten im Vormonat auf 114,4 Zähler. Volkswirte hatten zwar mit einem Anstieg gerechnet, aber nur auf 112,8 Punkte. 'Die Unternehmen sind deutlich zufriedener mit ihrer aktuellen Geschäftslage', kommentierte Ifo-Chef Hans-Werner Sinn.
ERWARTUNGEN TRÜBEN SICH ETWAS EIN
Dagegen trübten sich die Erwartungen für künftige Geschäfte etwas ein. Hier meldete das Ifo-Institut einen Rückgang von 108,9 Punkten zum Jahresauftakt auf 108,3 Zähler im Februar. Volkswirte hatten allerdings einen etwas stärkeren Rückgang erwartet.
Insgesamt konnte sich die deutsche Wirtschaft nach Einschätzung von Ifo-Chef Sinn 'in einer wechselhaften Großwetterlage behaupten'. Bankvolkswirte waren davon ausgegangenen, dass jüngste Turbulenzen an den Finanzmärkten wichtiger Schwellenländer und eine Reihe von enttäuschenden Konjunkturdaten aus den USA der Stimmung einen leichten Dämpfer versetzen würden.
EXPERTE: ERHOLUNG BLEIBT INTAKT
'Der Ifo-Geschäftsklimaindex trotzt den wirtschaftlichen Schlaglöchern der vergangenen Wochen', kommentierte Chefvolkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank aus Liechtenstein. Der leichte Rückschlag bei den Geschäftserwartungen ist seiner Einschätzung nach kein Grund zur Sorge. Der Unterindikator zu den Geschäftsaussichten liege immer noch auf einem vergleichsweise hohen Niveau. Die Botschaft der Ifo-Daten lautet nach Einschätzung von Gitzel: 'Die konjunkturelle Erholung bleibt intakt.'
Die gute Stimmung zeige, dass die Unternehmen darauf bauen, dass Deutschland in diesem und im kommenden Jahr deutlich kräftiger wächst als in der zurückliegenden Zweijahresperiode, sagte der Chefvolkswirt der KfW, Jörg Zeuner. Zugleich warnte er jedoch vor Risiken: 'Das setzt allerdings voraus, dass die Finanzmarkt-Turbulenzen in den Schwellenländern nicht eskalieren - was im Extremfall die globale Erholung beschädigen könnte und für die deutsche Exportwirtschaft genauso dämpfend wäre wie ein ernsthafter Rückschlag in Europa.'
EURO PROFITIERT VON IFO-DATEN
Bisher ist davon wenig zu spüren, die deutsche Wirtschaft zeigt sich zum Jahresstart in robuster Verfassung. Aber auch Christian Schulz, Konjunkturexperte der Berenberg Bank betonte, dass Deutschland nicht gänzlich immun gegen die Schwierigkeiten sei, die sich derzeit in vielen wichtigen Schwellenländern zeigten. Dies lasse sich an den gesunkenen Erwartungen ablesen. Zugleich könne Deutschland allerdings auch auf eine stabile Binnenkonjunktur setzen. Treiber für den Stimmungsaufschwung sei die Bewertung der aktuellen Lage.
Der Euro (FX1:EURUS) reagierte mit Kursgewinnen und stieg im Vormittagshandel auf ein Tageshoch von 1,3769 US-Dollar. An der Frankfurter Börse erreichte der Deutsche Aktienindex DAX (ETR:DAX) nach Veröffentlichung der Ifo-Daten bei 9681,18 Punkten ebenfalls ein Tageshoch. Im weiteren Handel fiel der Dax aber wieder zurück. Am Markt für deutsche Staatsanleihen fiel der richtungsweisende Euro-Bund-Future (DTB:FGBL032014F) auf ein Tagestief bei 143,59 Punkten.