(neu: Aussagen aus Telefonkonferenz, Aktie, mehr Details)
KÖLN (dpa-AFX) - Der Spezialchemiekonzern Lanxess F:LXS treibt den Umbau nach einem erneut eher schwachen Quartal voran und drückt auf die Kostenbremse. "Das unverändert moderate Ergebnisniveau und der zunehmende Wettbewerb belegen die Notwendigkeit weiterer Maßnahmen zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit", sagte der erst seit April amtierende neue Konzernchef Matthias Zachert am Mittwoch in Köln. Schwerpunkte seien die Verwaltung und das Kautschukgeschäft. Hier dürften Stellen wegfallen. 2013 war der Konzern in die Verlustzone gerutscht. Als Weltmarktführer leidet Lanxess besonders unter dem durch Überkapazitäten ausgelösten Preisdruck bei Kautschuk - der auch künftig anhalten dürfte. Der Wettbewerb bleibe "herausfordernd".
"Mit Hochdruck" habe der Konzern in den vergangenen Monaten die Basis für die Neuausrichtung geschaffen, erläuterte Zachert. Sein Vorgänger musste nach einem Verlust 2013 im Frühjahr den Konzern verlassen. Der Umbau laufe in einem dreistufigen Programm. In einem ersten Schritt sollen zum 1. Januar 2015 verschiedene Bereiche zusammengelegt werden und die Zahl der Einheiten so von 14 auf 10 sinken. Eine neue Führungsmannschaft übernehme die Verantwortung. Etwa 40 Prozent der Leitungsfunktionen seien geändert. "Jeder hat verstanden, dass man ran gehen und anpacken muss", betonte Zachert. In den weiteren Stufen sollen Produktion und Vertrieb optimiert und das Portfolio überprüft sowie Allianzen ausgelotet werden. Details zum Umbau sollen am 6. November präsentiert werden.
Am Finanzmarkt kamen Kennzahlen, Ausblick und die Umbaupläne sehr gut an. Nach anfänglichen Gewinnen büßten die Aktien zuletzt als zweitstärkster Dax-Wert 0,21 Prozent ein. DZ Bank-Analyst Peter Spengler zeigte sich von den Kennzahlen positiv überrascht. Die Reifennachfrage sei besser als im Vorjahreszeitraum, allerdings schlechter als zuvor gedacht ausgefallen. Die Baader Bank sprach unterdessen von "gemischt" ausgefallenen Zahlen. Commerzbank-Experte Stephan Kippe erkennt noch keine Verbesserung der Lage. Der erhebliche Preisdruck im Kautschukgeschäft halte an.
In diesem Geschäft sieht Zachert den größten Handlungsbedarf. Er selbst kümmert sich ab sofort kommissarisch um das Kautschuk- und Kunststoffgeschäft sowie um Feinchemikalien. Der bisher dafür verantwortliche Werner Breuers verlässt den Vorstand. Darüber hinaus sollen weltweit in der Verwaltung Stellen wegfallen. Dazu liefen Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern. Er erwarte auch hier schnell "konstruktive Lösungen". Angaben zur Zahl der Betroffenen und den Sparzielen machte er nicht. Grund sei eine Übereinkunft mit den Betriebsräten. Während der Schwerpunkt des Abbaus in der Verwaltung wohl in Deutschland liege, sei in der Produktion insbesondere das Ausland betroffen. Auch betriebsbedingte Kündigungen schloss er nicht aus. Derzeit arbeiten rund 17 000 Mitarbeiter für die Kölner.
Auch das zweite Quartal war von der Euro-Stärke und dem Preisdruck bei Kautschuk geprägt. Seit etwa sechs Quartalen halte dieser inzwischen an, sagte Zachert. Der Umsatz sank um rund 6 Prozent auf gut 2 Milliarden Euro. Seit der Krise in Europa leidet das Geschäft mit der Reifen- und Autoindustrie, das für rund 40 Prozent der Umsätze steht, unter Überkapazitäten. Die Reifenindustrie wachse zwar stärker als vor einem Jahr, doch insgesamt langsamer als erwartet. Insbesondere in Lateinamerika und Asien sei das Wachstum der Autoindustrie schwächer als gedacht. Eine gute Nachfrage nach Chemikalien für Landwirte und positive Impulse aus der Baubranche konnten dies nicht ausgleichen.
Dank Einsparungen und höheren Absätzen sowie einer besseren Auslastung legte der operative Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen (Ebitda) und Sondereinflüssen um mehr als ein Fünftel auf 239 Millionen Euro zu. Unter dem Strich sprang der Gewinn sogar von 9 auf 55 Millionen Euro. Dies lag aber vor allem an der durch die Autokrise vor einem Jahr sowie durch Umbaukosten stark gedrückten Vergleichsbasis. Für 2014 engte Zachert die operative Ergebnisprognose von beiden Seiten um jeweils 10 Millionen auf 780 bis 820 Millionen Euro ein, nach 735 Millionen ein Jahr zuvor.br