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ROUNDUP 5: EADS und BAE geben auf - Megafusion scheitert an Politik

Veröffentlicht am 10.10.2012, 21:34
Aktualisiert 10.10.2012, 21:36
MÜNCHEN/PARIS (dpa-AFX) - Die Fusion von EADS und BAE Systems ist endgültig geplatzt. Beide Unternehmen gaben am Mittwoch wie erwartet ihre Pläne für den Bau eines neuen Luftfahrt- und Rüstungskonzerns auf und kapitulierten damit vor dem großen politischen Widerstand der Regierungen in Deutschland, Frankreich und Großbritannien. Das Projekt werde nicht weiterverfolgt, teilten EADS und BAE mit.

In einem der Nachrichtenagentur dpa vorliegendem Brief an die Konzernmitarbeiter machte EADS-Chef Tom Enders indirekt die deutsche Bundesregierung für das Scheitern des Projekts verantwortlich. Er habe vor allem den Widerstand aus Berlin unterschätzt, schrieb er. Seitens der französischen und britischen Regierungen habe es starke Bemühungen gegeben, die politische Hürden zu überwinden.

ENDERS WILL VERTEIDIGUNGSAKTIVITÄTEN AUF DEN PRÜFSTAND STELLEN

Zugleich kündigte der deutsche Topmanager an, Lehren aus dieser Erfahrung zu ziehen. 'Wir müssen unsere Konzernstrategie und insbesondere unsere Verteidigungsaktivitäten auf den Prüfstand stellen', schrieb er in Anspielung auf die EADS-Rüstungstochter Cassidian. Sie leidet seit langem unter den sinkenden Verteidigungsausgaben der europäischen Länder.

Der Widerstand gegen den Zusammenschluss hatte sich rasch nach dem überraschenden Bekanntwerden der Pläne vor rund vier Wochen formiert. Enders und sein Amtskollege bei BAE Systems, Ian King, bemühten sich jedoch erfolglos, ihn zu brechen. Die beiden Unternehmen glauben weiter an die industrielle Logik der Verbindung, hieß es am Mittwoch in der Pflichtmitteilung zum Abbruch der Fusionsverhandlungen. Es sei deutlich geworden, dass die Interessen der beteiligten Parteien nicht in Einklang gebracht werden konnten. 'Ich bin bereit einzugestehen, dass ich nicht mit so heftigem Widerstand gegen diesen Zusammenschluss gerechnet habe, vor allem nicht aus Berlin', kommentierte Enders in seinem Brief an die Mitarbeiter.

VERANTWORTUNG FÜR DAS SCHEITERN IN BERLIN?

Der milliardenschwere Zusammenschluss hätte eine riesige Waffenschmiede geschaffen, nun müssen beide Unternehmen weiter alleine klar kommen. Während des gesamten Prozesses hatte sich die Bundesregierung bedeckt gehalten. In Großbritannien und Frankreich sehen Verhandlungsteilnehmer wie Enders die Verantwortung für das Scheitern des Milliarden-Deals in Berlin. Dort hieß es, die Regierung habe größte Bedenken gehabt und aus strategischen Gründen das Geschäft abgelehnt, wie mit dem Vorgang Vertraute in Berlin der dpa sagten.

In Brüssel bestritt Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU), dass deutscher Widerstand die Fusion verhindert habe: 'Ich habe diese Meinung zur Kenntnis genommen, ich teile sie nicht.' Das Scheitern sei eine unternehmerische Entscheidung: 'Es hat dazu viele Gespräche gegeben, wir haben dazu unsere Meinung gesagt.' Deutschland und Frankreich verfügen direkt und indirekt über jeweils gut 22 Prozent der EADS-Anteile, die deutschen Interessen nimmt der Autokonzern Daimler wahr. Größter Streitpunkt war die Verteilung der Anteile zwischen den Staaten nach einer Fusion der beiden Konzerne.

AUFRÄUMARBEITEN BEI EADS UND BAE MÜSSEN NUN BEGINNEN

Der deutsche Koordinator für Luft- und Raumfahrt, Peter Hintze (CDU), begrüßte den Erhalt der Unabhängigkeit von EADS. 'Ich bin davon überzeugt, dass EADS seine Stärken am besten selbstständig auf dem Weltmarkt zur Geltung bringen kann', sagte der Parlamentarische Staatssekretär im Wirtschaftsministerium der dpa. Davon würden auch die deutschen EADS-Standorte profitieren. 'Die Technologienation Deutschland hat ein originäres Interesse daran, dass Forschung, Entwicklung und industrielle Produktion bei uns stark bleiben.'

Der Chef der CSU-Wirtschaftskommission, Markus Blume, nannte Hintzes Haltung befremdlich. 'Leider hat er als gebetsmühlenartiger Bedenkenträger in der Bundesregierung die Fusionsüberlegungen von Beginn an kritisch begleitet, ohne selbst eine langfristige Vorstellung formulieren zu können, wo Deutschland aus eigener Kraft im Bereich der Luft- und Raumfahrt hin will', teilte Blume mit.

EADS und BAE müssen nun mit den Aufräumarbeiten beginnen. 'Es ist natürlich schade, dass wir keinen Erfolg hatten, aber ich bin froh, dass wir es versucht haben', teilte Enders mit. Er sei zuversichtlich, dass EADS seinen internationalen Wachstumskurs weiter fortsetzen werde. BAE-Chef Ian King sagte, er sei enttäuscht, dass die Fusion nicht komme. EADS wollte sich Zutritt auf wichtige, bisher kaum erreichbare Rüstungsmärkte sichern. Es ist durchaus denkbar, dass nun auch eine Personaldebatte beginnt.

BERLIN STÄRKT ENDERS DEN RÜCKEN

Berlin stärkte Enders bereits demonstrativ den Rücken. 'Die Bundesregierung unterstützt die bereits heute vorhandene Zusammenarbeit beider Unternehmen und hat volles Vertrauen in die unternehmerische Führung von EADS', sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. Die Regierung nehme das Scheitern 'zur Kenntnis'.

Frankreichs Präsident François Hollande nannte den Abbruch der Verhandlungen 'eine Entscheidung der Unternehmen'. Sein Land habe allerdings Forderungen in Bezug auf den künftigen Staatsanteil, die Standorte für die Unternehmenssitze und Interessen gestellt. Der britische Verteidigungsminister Philip Hammond gab hingegen der Politik die Schuld. Es sei zu schwierig gewesen, unterschiedliche Interessen zu vereinbaren, sagte er.

Aus Sicht der oppositionellen Labour-Partei sind nun Jobs auf der Insel in Gefahr. BAE trifft das Scheitern hart, Beobachter halten es für möglich, dass BAE nun selbst zum Übernahmekandidaten etwa für US-Konzerne werden könnte. Auch die EADS-Rüstungstochter Cassidian leidet seit langem unter den sinkenden Verteidigungsausgaben der europäischen Länder./sbr/DP/wiz

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