MÜNCHEN (dpa-AFX) - Die bayerische Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) will sich in Brüssel für die Nöte der Volks- und Raiffeisenbanken mit der europäischen Bankenaufsicht einsetzen. "Ich halte es für falsch, regional tätige Geschäftsbanken mit der gleichen Intensität der Aufsicht zu überziehen wie Großbanken", sagte Aigner am Donnerstag beim bayerischen Genossenschaftstag in Unterschleißheim bei München. "Das führt zu bürokratischen Belastungen."
Die Volks- und Raiffeisenbanken stemmen sich seit Jahren dagegen, bei der Regulierung mit den Großbanken über einen Kamm geschoren zu werden. Aigner betonte, die Besonderheiten des deutschen Bankensystems, zu dem auch die Genossenschaftsbanken und Sparkassen gehören, seien immer wieder erklärungsbedürftig. "Deshalb ist es ein ständiger Kampf." Es gebe 6000 Banken in Europa und davon 2000 in Deutschland. "Da ist es schwierig für manche zu verstehen, wie das Bankensystem funktioniert."
Der Präsident des Genossenschaftsverbandes Bayern, Stephan Götzl, fordert unter anderem bei der EU-Bankenabgabe eine Unterscheidung zwischen Großbanken und Regionalbanken und eine Freigrenze für kleine Banken. "Die bayerischen Kreditgenossenschaften wollen nicht für die Geschäfte von international tätigen Banken in die Haftung genommen werden."
Europas Geldhäuser sollen in den nächsten Jahren Milliarden für einen Krisenfonds aufbringen, um im Notfall Pleitebanken zu retten. Die Berechnung der Abgabe ist aber umstritten.
Im Genossenschaftsverband Bayern sind 287 Volks- und Raiffeisenbanken organisiert mit fast 36 000 Beschäftigten. Für das laufende Jahr peilen die Volks- und Raiffeisenbanken ein Plus von fünf Prozent bei den Krediten an. Sowohl das Geschäft mit Firmenkunden als auch die Immobilienfinanzierung liefen weiter gut.
Mit mehr als 3000 Filialen haben sie das dichtete Netz im Freistaat noch vor den Sparkassen. Einschnitte sind nicht geplant, wie Götzl am Mittwochabend sagte: "Wir halten am flächendeckenden Filialnetz fest." Für Beratungsgespräche würden die Zweigstellen immer noch von vielen Kunden genutzt.
Die Hypovereinsbank hatte vor wenigen Monaten angekündigt, ihr Filialnetz zu halbieren, weil viele Kunden mittlerweile aufs Internet setzen. Davon sind auch etliche Standorte in Bayern betroffen.tb