NÜRNBERG (dpa-AFX) - Die schwächere Wirtschaftsentwicklung im zweiten Quartal lässt die Unternehmen bei Neueinstellungen offenbar zögern. Zwar legte der Stellenindex BA-X der Bundesagentur für Arbeit (BA) nach einem Rückgang im Mai nun wieder zu - aber nur um 3 auf 153 Punkte. Dennoch sind absolut gesehen viele Stellen in Deutschland unbesetzt, wie die BA am Montag in Nürnberg mitteilte. Und verglichen mit Juni 2013 liege der BA-X um sechs Punkte im Plus. "Die anhaltende positive wirtschaftliche Grundstimmung und die an sich optimistischen Einschätzungen der Unternehmen lassen auch für die kommenden Monate einen hohen Kräftebedarf erwarten", betonte die Bundesagentur.
Dafür sorge neben der guten wirtschaftlichen Entwicklung auch die ausgesprochen hohe Beschäftigung - durch Arbeitsplatzwechsel müssen immer wieder Stellen nachbesetzt werden. Knapp drei Viertel aller Branchen haben im Juni mehr Mitarbeiter gesucht als vor einem Jahr. Auch in der Zeitarbeit liegt die Nachfrage im Jahresvergleich im Plus
- derzeit kommen 29 Prozent der gemeldeten Arbeitsstellen aus diesem
Bereich. Im Handel, auf dem Bau, im Gesundheits- und Sozialwesen sowie in Hotellerie und Gastronomie, Öffentlichem Dienst und Unternehmensverwaltungen werden ebenfalls viele Mitarbeiter gesucht.
Zugleich sind rund 2,8 Millionen Menschen in Deutschland ohne Job - die offiziellen Arbeitslosenzahlen wird die BA an diesem Dienstag (1. Juli) bekanntgeben. Die Lage hat sich nach Einschätzung von Experten im Juni weiter verbessert, wenn die Entwicklung auch nicht besonders dynamisch war. Volkswirte, die die Nachrichtenagentur dpa befragt hat, rechneten mit einem Rückgang um knapp 70 000.
"Im Juni hatten wir eine durchschnittliche Entwicklung", erläuterte Steffen Henzel vom Münchner Ifo-Institut. Der Frühjahrsaufschwung habe sich nicht mehr spürbar bemerkbar gemacht, da er in diesem Jahr wegen des milden Winters bereits in den Vormonaten zum Tragen gekommen sei. Zugleich seien die Auswirkungen der Konjunktur auf den Arbeitsmarkt derzeit nicht besonders kräftig. Hinzu kommt: "Wir sind auf einem so hohen Niveau, dass wir stark fallende Arbeitslosenzahlen wohl nicht mehr zu erwarten haben", wie Stefan Kipar von der Bayerischen Landesbank ergänzte.
"Insgesamt haben wir nach wie vor einen sehr robusten Arbeitsmarkt", betonte Rolf Schneider von der Allianz. Der nachlassende Schwung der Konjunktur dürfte sich jedoch in den kommenden Monaten auf die Schaffung neuer Stellen auswirken. "Der sehr kräftige Beschäftigungsanstieg wird sich wahrscheinlich abschwächen, weil die Konjunktur im zweiten und dritten Quartal nicht mehr ganz so kräftig ist wie zu Jahresanfang."/eri/DP/jsl