MÜNCHEN (dpa-AFX) - Wegen der Übernahme der österreichischen KBC schraubt der IT-Dienstleister Cancom (F:COKG) seine Jahresprognose nach oben. Per 1. Juni soll KBC konsolidiert werden, wie Cancom am Donnerstag in München mitteilte. Im Gesamtjahr erwartet Cancom deshalb mehr Umsatz. Auch die Gewinne aus dem Tagesgeschäft dürften in absoluten Zahlen besser ausfallen, relativ gesehen könnte sich die an den Erlösen gemessene Marge jedoch verschlechtern. Am Kapitalmarkt kamen die Nachrichten unterm Strich gut an.
KBC ist die Muttergesellschaft von K-Businesscom, Cancoms Angaben zufolge "Österreichs führender ICT-Lösungs- und Serviceprovider". Das Unternehmen habe im abgelaufenen Geschäftsjahr mit 1650 Mitarbeitern einen Umsatz von gut einer halben Milliarde Euro und einen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen von 28 Millionen Euro erzielt.
Durch die Übernahme erwartet der Vorstand den Umsatz von Cancom im Gesamtjahr nun zwischen 1,63 und 1,7 Milliarden Euro, nach bisher avisierten maximal 1,39 Milliarden Euro. Von den Erlösen sollen vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) 131 bis 141 Millionen Euro bleiben, statt bislang höchstens 124 Millionen Euro. Damit würde Cancom der ersten Einschätzung eines Händlers zufolge, seine eigentlich erst für 2024 avisierten Ziele schon 2023 erreichen.
Allerdings könnte die Übernahme die Marge etwas belasten. Denn die Münchner rechnen bei ihren neuen Zielen mit einer operativen Marge von 7,7 bis 8,6 Prozent. Bei der alten Prognose lag die Profitabilität mit 8,2 bis knapp 9,4 Prozent im Mittel höher.
Die Aktie notierte nach anfänglichen Gewinnen von bis zu sieben Prozent, zuletzt noch gut 1,5 Prozent im Plus. Sie gehörte damit immer noch zu den gefragtesten Papieren im Kleinwerte-Index SDax .
Auch wenn die neuen Erwartungen des Managements auf den ersten Blick über den Schätzungen der Analysten liegen, seien darin wohl die Auswirkungen der Akquisition noch nicht berücksichtigt gewesen, erklärte ein Börsianer.
Cancom hatte vor einem Monat angekündigt, KBC zu übernehmen. Es entstehe ein neuer starker Spieler im IT Service Markt mit einer starken Präsenz in Deutschland, Österreich und der Schweiz, hieß es. Der bei KBC bisher fürs operative Geschäft verantwortliche Vorstand, Jochen Borenich, wird Vertriebschef und ergänzt ab 1. August als drittes Vorstandsmitglied das bisherige Cancom-Führungsduo.
Das Volumen der Bar- und Aktienkomponente der Transaktion beläuft sich den Angaben zufolge auf rund 165 Millionen Euro. Zudem werden bestehende Finanzverbindlichkeiten von K-Businesscom in Höhe von 37,5 Millionen Euro abgelöst.
Und die KBC-Gesellschafter bekamen 3,5 Millionen Inhaberaktien in ihr Portfolio gebucht, für die bei Cancom eine Kapitalerhöhung gegen Sacheinlage durchgeführt wurde. Die Übernahme sei die größte Akquisition in der Cancom Firmenhistorie.