MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der BayernLB könnte nach der Formel-1-Affäre um Ex-Vorstand Gerhard Gribkowsky und Bernie Ecclestone ein Rechtsstreit mit dem Münchner Medienkonzern Constantin drohen. Die 'Süddeutsche Zeitung' (Donnerstag) schreibt, die Firma, dessen größter Aktionär eine Firma der Erben von Medienunternehmer Leo Kirch ist, habe in einem Brief Schadenersatzforderungen gegen die Staatsbank erhoben. Constantin war erst vergangene Woche in London mit einer Schadenersatzklage gegen Ecclestone gescheitert.
Aufgesetzt sei das Schreiben, das dem Blatt vorliege, von Anwälten der Kanzlei Bub Gauweiler & Partner. Hintergrund ist der Verkauf der Formel-1-Anteile der BayernLB. Constantin wollte sich nicht äußern, die Kanzlei reagierte am Vormittag zunächst nicht auf Nachfragen. Die Bank wies in einem Antwortschreiben, das der dpa und der 'SZ' vorliegt, die Forderung als 'schlicht abwegig' zurück. Die BayernLB wollte sich am Donnerstag auf Nachfrage nicht dazu äußern.
Die Wurzeln des Streits reichen weit zurück und sind eine weitere Folge des Untergangs des Kirch-Imperiums 2002, die an zig Fronten Heerscharen von Juristen beschäftigt. Hintergrund ist die angebliche Bestechung des Ex-BayernLB-Vorstand Gribkowsky durch Formel-1-Boss Ecclestone. Nach der Kirch-Pleite waren die von Kirch gehaltenen Anteile an der Rennserie als Pfand an die BayernLB gefallen, die die Beteiligung 2006 wieder zu Geld machen wollte.
Im Zuge dieses Verkaufs soll Ecclestone Gribkowsky bestochen haben und muss sich dafür Ende April vor dem Münchner Landgericht in einem Strafprozess verantworten. Gribkowsky war 2012 zu achteinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Ecclestone hatte 2006 von Gribkowsky 41 Millionen Dollar Provision kassiert. Dem Banker soll Ecclestone dann laut Anklage wiederum 45 Millionen Dollar heimlich zurückgegeben haben, damit dieser den Verkauf der Formel 1 in seinem Sinne regelte. Ecclestone bestreitet den Vorwurf der Bestechung.
Die Constantin Medien (ETR:EV4) AG ist der Rechtsnachfolger der früheren Formel-1-Rechte-Inhaberin EM.TV, an der Kirch beteiligt war. Constantin argumentiert, durch die Bestechung seien die Rechte deutlich zu billig an den Finanzinvestor CVC verkauft worden. Constantin sei dadurch ein hoher Gewinn entgangen, argumentierte die Klägerseite, musste in London aber eine Niederlage einstecken. Die Höhe der geforderten Entschädigung bezifferte Constantin nicht.
Die Kanzlei Bub Gauweiler und Partner vertrat die Erben von Leo Kirch auch im mehr als 10 Jahre dauernden Rechtsstreit mit der Deutschen Bank, der vergangene Woche mit einem Vergleich endete. Anwalt Peter Gauweiler ist zudem Vizechef der CSU und sitzt im Bundestag.tb