FULDA (dpa-AFX) - Das Geschäft mit der Fischzucht boomt weltweit mit Wachstumsraten von zehn Prozent, hierzulande treten die Betreiber von Aquakultur-Anlagen aber auf der Stelle: Der Deutsche Fischerei-Verband beklagt eine stagnierende Entwicklung wegen schlechter politischer Rahmenbedingungen. Die Fischzüchter hätten mit einem Wust von Auflagen zu kämpfen, etwa beim Umweltschutz, Bau- oder Wasserrecht. "Dadurch wird das Produzieren schwierig und das Produkt teuer. Andere Länder haben durch laschere Vorschriften Wettbewerbsvorteile", sagte Verbandspräsident Holger Ortel zum Auftakt des Deutschen Fischereitags am Dienstag in Fulda.
Zum Abschluss des Verbandstags am Donnerstag will der Verband eine Resolution verabschieden. "Die Hemmnisse müssen abgebaut werden", sagte Ortel im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. Die Behörden sollten den Wert des Wirtschaftszweigs erkennen und schätzen lernen.
Während 2012 weltweit unverändert 80 Millionen Tonnen gefischt wurden, stieg die Produktion der Aquakulturen laut UN-Jahresbericht auf die Rekordmenge von mehr als 90 Millionen Tonnen. Hintergrund ist auch der steigende Fischverbrauch. In Deutschland stieg der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch in den vergangenen zehn Jahren von zwölf auf 15 Kilogramm Fisch.
In Aquakulturen werden zum Beispiel Muscheln, Forellen, Karpfen, Zander und Algen gezüchtet. In Deutschland gibt es 20 000 Anlagen von Teichzüchtern und 150 technisierte Anlagen in Produktionshallen. Der Jahresumsatz aus der deutschen Aquakultur-Fischerei beläuft sich laut Verband auf rund 180 Millionen Euro.
Der Fischereizweig hat laut Verband auch mit Nachwuchssorgen zu kämpfen. Dabei gebe es Wachstumsmöglichkeiten. "Allein die Muschelproduktion an der Nordsee könnte verzehnfacht werden", meinte Ortel. Durch Forschungen sollte auch geprüft werden, wie der Bereich zwischen Windparks auf dem Meer genutzt werden könnte. Kutter dürfen dort nicht fahren.
Ein Problem für die Teichzüchter ist neben dem Preisdruck im Handel und steigenden Futtermittelkosten auch der Kormoran. Die Vogelart habe sich rasant in Deutschland vermehrt, beklagt Ortel. "Er frisst oder pickt die Fische an. Dadurch verlieren Züchter immer wieder große Teile ihres Bestandes. Der Kormoran muss dezimiert werden, zum Beispiel über den Deutschen Jagdschutzverband", fordert Ortel. Kormorane holten pro Jahr 20 000 Tonnen Fisch aus deutschen Gewässern. Angler fingen im Vergleich dazu 22 000 Tonnen.tb