KARLSRUHE (dpa-AFX) - dm-Gründer Götz Werner (70) fordert eine Überarbeitung des Steuersystems, um Firmengründer zu unterstützen. Das bestehende System versteuere Gewinne gleich am Anfang, wenn das Geld dringend gebraucht werde. "Die größte Klippe für Neugründer ist, dass sie nach drei Jahren vom Finanzamt entdeckt werden, für zwei Jahre nachzahlen und für das dritte Jahr vorauszahlen müssen", sagte Werner im Interview der Nachrichtenagentur dpa. Mit diesem Liquiditätsengpass rechnen nach seiner Erfahrung nicht viele Jungunternehmer. Um das auffangen zu können, bräuchten Gründer heute eine gute Bank.
Aus Sicht von Werner, der seit Jahren für ein bedingungsloses Grundeinkommen eintritt, sollte nicht das Einkommen, sondern der Konsum besteuert werden. "Der "Knospenfrevel" muss aufhören. Der ist ein Handicap für jedes junge, sprießende Unternehmen. Der Apfel darf erst besteuert werden, wenn er reif ist, und nicht bereits die Blüte."
Für potenzielle Unternehmensgründer gibt es heute nach Meinung Werners zwar viel mehr Angebote als 1973, als er in Karlsruhe seinen ersten Selbstbedienungs-Drogeriemarkt eröffnete. Wer Erfolg haben will, braucht aus seiner Sicht aber auch heute Mut, gepaart mit Demut, unbändigen Willen und ein gutes Geschäftsmodell. "Gründungen scheitern oft daran, dass Gründer etwas in die Welt bringen, was nur ihnen gefällt", sagt er.
Sein Erfolgsgeheimnis: "Nie die Kunden aus den Augen verlieren und sich immer wieder klar machen, dass es drei Sorten von Kunden gibt: Die Mitarbeiter, die einem helfen, die Käufer, die das Geld bringen und die Lieferanten, die man gewinnen muss für die Geschäftsidee."
Der gelernte Drogist Götz Werner hat mit dm in vier Jahrzehnten die heute bundesweit größte Drogeriemarktkette geschaffen, die konzernweit 50 000 Mitarbeiter, rund 3000 Filialen und einen Umsatz von 7,85 Milliarden Euro hat.br