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ROUNDUP: Handelsketten wollen bei Milch mehr auf das Tierwohl achten

Veröffentlicht am 13.01.2022, 14:00
© Reuters.

ESSEN/MÜLHEIM (dpa-AFX) - Es wird wohl noch etliche Jahre dauern, bis im deutschen Einzelhandel nur noch Milch von glücklichen Kühen verkauft wird. Doch es tut sich etwas in Sachen Tierwohl bei Edeka, Aldi und Co.. Immer mehr große Handelsketten in Deutschland sind dabei, Schritt für Schritt Milch aus wenig tiergerechter Haltung aus ihren Kühlregalen zu verbannen.

Dass die Branche das Thema für sich entdeckt, ist kein Zufall. "Die Entwicklung der letzten Jahre zeigt: Die Nachfrage nach Tierwohl-Produkten wächst stetig", betonte am Donnerstag die Aldi-Nord-Managerin Tanja Hacker. Schon im vergangenen Sommer verständigten sich die in der Initiative Tierwohl engagierten Unternehmen des Lebensmitteleinzelhandels deshalb darauf, ab 2022 neben Fleisch auch Milch und Milchprodukte wie Käse und Joghurt mit der Haltungsformkennzeichnung zu versehen.

Mit ihren vier Stufen - 1: Stallhaltung, 2: Stallhaltung plus, 3: Außenklima, 4: Premium - ermöglicht sie es Verbraucherinnen und Verbrauchern, beim Einkauf auf den ersten Blick zu erkennen, wie hoch das Tierwohl-Niveau bei der Haltung der Nutztiere ist.

Nun machen die ersten Händler ernst. Am Donnerstag kündigten die Discounter Aldi Nord und Aldi Süd an, spätestens 2030 bei ihren Eigenmarken nur noch Trinkmilch aus den tierwohlgerechteren Haltungsformen 3 und 4 anbieten zu wollen. Bereits bis 2024 will der Discounter auf Milch verzichten, bei deren Herstellung nur die gesetzlichen Mindestanforderungen an die Tierhaltung erfüllt werden - also auf Trinkmilch der Haltungsformstufe 1.

Mit seinen Tierwohl-Plänen ist Aldi nicht allein. Deutschlands größter Lebensmittelhändler Edeka und dessen Discountkette Netto wollen schon im Verlauf dieses Jahres das gesamte Trinkmilch-Sortiment ihrer Eigenmarken auf die Haltungsformen 2 oder höher umstellen, wie sie Anfang der Woche mitteilten. Rewe plant dies nach eigenen Angaben "bis spätestens Ende 2025". Lidl zwar nennt keine Jahreszahl, verspricht aber, dass "zukünftig" 65 Prozent des Trinkmilchsortiments aus den Haltungsformstufen 3 und 4 stammen sollen.

Der Deutsche Tierschutzbund begrüßte die Entwicklung. "Nach dem Frischfleisch klettert der Handel nun auch bei der Milch auf der Haltungsformstufe nach oben. Dass sich etwas bewegt ist gut und wichtig", sagte der Präsident des Verbandes, Thomas Schröder. Doch müsse nun auch zügig der Verzicht auf die aus Tierschutzsicht ebenfalls unzureichende Haltungsformstufe 2, die eine saisonale Anbindehaltung der Kühe zulässt, folgen, verlangte der Tierschützer. "Hier könnte der Handel noch stärker, noch konsequenter vorangehen."

Auch Greenpeace begrüßte die geplanten Schritte. "Die großen Supermarktketten haben sich Ziele gesetzt, um zumindest Produkte aus den schlechtesten Haltungsbedingungen nach und nach aus ihren Sortimenten zu verbannen", sagte der Landwirtschaftsexperte der Umweltschutzorganisation, Martin Hofstetter. Doch reiche dies bei weitem nicht aus. Die neue Bundesregierung müsse nun endlich die Bedingungen für den überfälligen Umbau der Landwirtschaft schaffen. "Den notwendigen Wandel kann und wird der Markt allein nicht stemmen."

Der Deutsche Bauernverband betonte, die Milchviehhalter seien bereit, sich neuen Erwartungen ans Tierwohl zu stellen. Der Vize-Präsident des Verbandes, Karsten Schmal, forderte aber, dass bei der Umstellung Rücksicht auf die Möglichkeiten der Bauern genommen werde und auch die höheren Kosten gedeckt würden. Den Milchviehhaltern mit ganzjähriger Anbindehaltung eine kurzfristige Auslistung anzudrohen, sei nicht der richtige Weg. "Damit werden vor allem kleinere Familienbetriebe ins Aus gedrängt", warnte er. Auch wenn diese Haltungsform kein Zukunftsmodell sei, bestehe keine realistische Möglichkeit, innerhalb weniger Monate auf andere Haltungssysteme umzustellen.

Kritik kam von der Verbraucherorganisation Foodwatch. "Die Ankündigungen der Handelsketten ändern nicht das Geringste an den eklatanten Missständen beim Tierschutz, die in der deutschen Landwirtschaft nach wie vor herrschen", hieß es da. Verbraucherinnen und Verbraucher könnten das "kranke System" mit dem Griff zur höheren Haltungsstufe nicht heilen. Dringend notwendig sei vielmehr eine "Tiergesundheitsstrategie" und gesetzliche Verbesserungen des Tierschutzes auf europäischer Ebene.

Etwa 87 Prozent aller Milchkühe in Deutschland werden nach Angaben des Bundesinformationszentrums in offenen Laufställen gehalten. Aber auch die Anbindehaltung, die in früheren Zeiten die Regel war, gibt es heute noch in rund 13 Prozent der Betriebe. Sie ist meist in sehr kleinen Milchbetrieben zu finden, vorwiegend im Süden Deutschlands. Etwa jede neunte Milchkuh wird in einem Anbindestall gehalten. Nur knapp 31 Prozent der deutschen Milchkühe haben im Schnitt etwa sechs Monate pro Jahr Weidegang.

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