MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der anstehende Umbau bei Siemens (ETR:SIE) muss aus Sicht von IG Metall und Betriebsrat ohne Entlassungen auskommen. Auch dürfe die Veränderung von Strukturen nicht nur ein Sparprogramm sein. "Die Neuorganisation darf aber nicht lediglich ein weiteres Personalabbauprogramm als zentrales Ziel beinhalten", sagte die neue Gesamtbetriebsratschefin Birgit Steinborn am Freitag anlässlich eines bundesweiten Aktionstages der IG Metall. Nach Angaben der IG Metall beteiligten sich an rund 80 Standorten mehrere tausend Mitarbeiter.
Vor allem forderte Steinborn von Konzernchef Joe Kaeser, auf Entlassungen zu verzichten. Gegen Pläne für eine straffere Struktur wehre man sich dagegen nicht. Schon seit längerem hätten die Arbeitnehmervertreter den Abbau von Prozessen und Bürokratie bei Siemens gefordert, sagte Steinborn. Mit dem Umbau will Kaeser Siemens schlanker und effizienter machen. Ohne einen deutlichen Abbau von Arbeitsplätzen dürfte das allerdings kaum zu machen sein.
IG-Metall-Bundesvorstand Jürgen Kerner betonte, Siemens müsse mit allen Geschäften und allen Mitarbeitern sicher in die Zukunft geführt werden. "Die Beschäftigten dürfen nicht zur Manövriermasse wirtschaftlicher Macht und finanzgetriebener Interessen degradiert werden", sagte Kerner, der auch im Aufsichtsrat von Siemens sitzt.
In Berlin warnten Betriebsräte vor einem Umbau des Konzerns ohne Rücksicht auf die Beschäftigten. "Der ganze Laden wird wieder durcheinandergewirbelt", sagte die Vorsitzende des Konzernbetriebsrats, Bettina Haller. "Wir befürchten, dass es nur ein weiteres Sparprogramm gibt." Kaeser hatte angekündigt, die Kosten bis Herbst 2016 um eine Milliarde Euro drücken zu wollen. Auch an anderen Standorten warnten Gewerkschafter und Vertreter der Arbeitnehmer Siemens vor einseitigen Einschnitten.
Steinborn sprach auf einer Veranstaltung in Krefeld, dem Sitz der Bahnsparte, die Siemens dem Vernehmen nach an den französischen Rivalen Alstom (FSE:AOM) (PSE:PALO) abgeben könnte, falls der Konzern dafür die Energiesparte der Franzosen übernehmen sollte. Das Ringen zwischen Siemens und dem ebenfalls an Alstom interessierten US-Konzern General Electric (GE) geht in diesen Tagen in die heiße Phase.
"Was Alstom betrifft, ist noch nichts entschieden", erklärte Steinborn, die ebenfalls im Siemens-Aufsichtsrat sitzt. Falls Siemens zum Zuge komme, müssten die Interessen der Beschäftigten berücksichtigt werden.
"Wir erwarten von der Firmenseite, dass keine Standorte gegeneinander ausgespielt und einseitige Verlagerungen in verschiedenen Bereichen angestrebt werden", sagte Steinborn. Vielmehr sollten Garantien für die deutschen Arbeitsplätze und Standorte von Siemens und Alstom gegeben werden. Das sieht auch Bayerns IG-Metall-Chef Jürgen Wechsler so, der in Erlangen an einer Veranstaltung teilnahm.
"Für die IG Metall ist eine europäische Lösung - als mögliche Antwort auf das Vorrücken von GE - nur mit umfassenden Jobgarantien für die Beschäftigten der beteiligten Unternehmen sowie einem tragfähigen Zukunftskonzept für die betreffenden Standorte bei Siemens und bei Alstom denkbar", sagte Wechsler vor einigen hundert Siemensianern. Auch am Münchner Siemens-Lokomotivenwerk gab es eine Veranstaltung.br