KÖLN (dpa-AFX) - Der Spezialchemiehersteller Lanxess F:LXS treibt den Konzernumbau nach einem erneut eher schwachen Quartal voran und drückt auf die Kostenbremse. "Das unverändert moderate Ergebnisniveau und der zunehmende Wettbewerb belegen die Notwendigkeit weiterer Maßnahmen zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit", sagte der erst seit April amtierende neue Konzernchef Matthias Zachert am Mittwoch in Köln. Auch als Weltmarktführer leidet Lanxess unter dem Preisdruck bei synthetischem Kautschuk. Der durch die Auto- und Reifenindustrie geprägte Markt leidet weiter unter Überkapazitäten. Das Wettbewerbsumfeld bleibe "herausfordernd", erklärte Zachert. Auch der Preisdruck dürfte anhalten.
"Mit Hochdruck" habe der Konzern in den vergangenen Monaten die Basis für die Neuausrichtung geschaffen, erklärte Zachert. Sein Vorgänger musste nach einem Verlust im vergangenen Jahr im Frühjahr den Konzern verlassen. Der Umbau laufe wie angekündigt in einem dreistufigen Programm. In einem ersten Schritt sollen zum 1. Januar 2015 verschiedene Bereiche zusammengelegt und die Zahl der Einheiten von 14 auf 10 verringert werden. Eine neue Führungsmannschaft übernehme dabei die Verantwortung.
Zachert selbst kümmert sich mit sofortiger Wirkung kommissarisch um das Kautschuk- und Kunststoffgeschäft (Performance Polymers) sowie um Feinchemikalien (Advanced Intermediates). Darüber hinaus sollen weltweit in der Verwaltung Stellen abgebaut werden. Dazu seien Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern gestartet worden. Weitere Details zum Umbau sollen am 6. November präsentiert werden.
Auch das zweite Quartal war von Preisdruck bei synthetischen Kautschuken und der Euro-Stärke geprägt. Der Umsatz sank um 5,7 Prozent auf gut 2 Milliarden Euro. Seit der Krise in Europa leidet das Geschäft mit der Reifen- und Autoindustrie, das für rund 40 Prozent der Umsätze steht, unter Überkapazitäten. Eine gute Nachfrage nach Chemikalien für Landwirte und positive Impulse aus der Baubranche konnten dies nicht ausgleichen. Diese Geschäfte sind vergleichsweise klein.
Dank Einsparungen und höheren Absätzen sowie einer besseren Auslastung der Anlagen legte der operative Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen (Ebitda) und Sondereinflüssen um mehr als ein Fünftel auf 239 Millionen Euro zu. Unter dem Strich erhöhte sich der Gewinn sogar von 9 auf 55 Millionen Euro. Dies lag aber vor allem an der durch die Autokrise vor einem Jahr sowie durch Umbaukosten stark gedrückten Vergleichsbasis. Analysten hatten dies in etwa erwartet.
Für 2014 engte Zachert die operative Ergebnisprognose von beiden Seiten um jeweils 10 Millionen auf nun 780 bis 820 Millionen Euro ein, nach 735 Millionen Euro ein Jahr zuvor. Auch der Gewinn dürfte sich trotz Anlaufkosten und Wartungsstillständen verbessern. 2013 war der Konzern mit rund 17 000 Mitarbeitern mit 159 Millionen Euro in die Verlustzone gerutscht.
Am Finanzmarkt kamen Kennzahlen, Ausblick und Umbau sehr gut an. In einem schwachen Markt legten die Aktien im frühen Handel um 0,70 Prozent zu und waren damit Spitzenreiter im Dax. DZ Bank-Analyst Peter Spengler sah die Kennzahlen "über den Erwartungen". Die Reifennachfrage sei besser als im Vorjahreszeitraum, allerdings schlechter als zuvor gedacht ausgefallen. Die Baader Bank sprach unterdessen von "gemischt" ausgefallenen Zahlen.br