WIEN (dpa-AFX) - Der Gasstreit zwischen der Ukraine und Russland könnte sich nach Ansicht von EU-Energiekommissar Günther Oettinger im Winter europaweit auswirken. "Wenn die Speicher jetzt nicht gefüllt werden, bekommen wir alle im Winter möglicherweise ein Problem", sagte Oettinger am Montag in Wien. Er werde deshalb darauf dringen, dass die Gaswirtschaft die momentan etwas mehr als halbvollen Speicher fülle.
In Deutschland sind die 51 Gasspeicher sogar zu fast 75 Prozent gefüllt. Das dürfte nach Einschätzung von Experten für mehrere Monate reichen. Die Bundesregierung sieht die deutsche Gasversorgung durch die Eskalation des Streits aktuell nicht gefährdet. Russland hat am Montagmorgen die Gaslieferungen an die Ukraine eingestellt, weil diese ihre Rechnungen nicht bezahlt hat.
OETTINGER: EINIGUNG WEITER ERREICHBAR
Zuvor hatte Oettinger vergeblich versucht, einen Kompromiss zwischen Moskau und Kiew zu vermitteln. Der Energiekommissar zeigte sich überzeugt, dass Russland trotzdem zu seinen Lieferverpflichtungen gegenüber der EU stehen werde. Aus seiner Sicht ist eine Einigung weiter erreichbar. Er werde nach einer Sondierungsphase erneut zu trilateralen Gesprächen einladen: "Keine Einigung hilft niemandem."
Oettinger schloss nicht aus, dass Pipelines in der Ostukraine durch Separatisten angezapft werden könnten. Die Ukraine selbst werde sicher zu ihren Verpflichtungen stehen, das Gas nach Europa zu leiten. Das Land habe aktuell etwa knapp die Hälfte seines jährlichen Gasbedarfs in Speichern vorrätig. "Die Ukraine zu ertüchtigen, einen Vorrat anzulegen, ist ein Gebot der Stunde", sagte Oettinger weiter.
GROSSE RESERVE-KAPAZITÄTEN
Im Winter übersteigt der Bedarf in Europa oft die russischen Produktionskapazitäten. Daher hat die EU enorme Speicher angelegt, die voll befüllt rund 80 Milliarden Kubikmeter Gas bevorraten können.tb