SALZGITTER (dpa-AFX) - Der zweitgrößte deutsche Stahlhersteller Salzgitter (ETR:SZG) hat trotz des weiter hohen Preisdrucks in der Branche zu Jahresbeginn seine Verluste reduziert. Im ersten Quartal stand unter dem Strich noch ein Fehlbetrag von 13,3 Millionen Euro, wie der im MDax (ETR:MDAX) notierte Konzern am Donnerstag in Salzgitter mitteilte. Vor einem Jahr lag der Fehlbetrag bei 17,1 Millionen Euro. Die Niedersachsen versuchen, sich mit einem Sparprogramm aus der Krise zu kämpfen. Im ersten Quartal zahlte sich das bereits aus, zwei Sorgen-Sparten erzielten wieder ein ausgeglichenes Ergebnis. Für das Gesamtjahr hat sich der Vorstand einen deutlichen Abbau der Verluste vorgenommen, erwartet aber weiter rote Zahlen.
Das Unternehmen setzt dabei auch auf ein Anziehen der Wirtschaft in Europa. Zugleich warnte es davor, dass der Ausblick weiter von "hoher Unsicherheit" geprägt sei. Der Umsatz soll von 9,2 Milliarden Euro 2013 auf fast 10 Milliarden Euro steigen. Vor Steuern strebt Salzgitter ein nahezu ausgeglichenes Ergebnis an. 2013 hatte das Unternehmen noch einen Verlust von 478 Millionen Euro eingefahren, was neben dem starken Preisdruck vor allem an hohen Abschreibungen auf die Langstahltochter Peiner Träger und an den Kosten für das Sparprogramm lag.
Im ersten Quartal profitierte der Konzern bereits von der sich bessernden Konjunktur in Europa. Zudem gingen die Rohstoffpreise zuletzt wegen der Sorgen um die Entwicklung in China zurück. Bereits vor einer Woche hatte der Konzern einen überraschend niedrigen Vorsteuerverlust von 8,7 Millionen Euro für das erste Quartal gemeldet. Dazu trug auch ein Ertrag von 8,2 Millionen Euro aus der Beteiligung am Kupferhersteller Aurubis (ETR:NDA) bei. Der Umsatz ging vor allem wegen eines gesunkenen Handelsgeschäfts leicht von 2,45 auf 2,3 Milliarden Euro zurück.
Die verlustreichen Sorgen-Töchter Peiner Träger und die Präzisrohr-Gruppe, die gerade in Frankreich stark vertreten ist und die Krise der dortigen Autoindustrie zu spüren bekommt, erzielten wieder ein ausgeglichenes Ergebnis. Das Unternehmen führte dies auf seinen tiefen Umbau in beiden Bereichen zurück. "Die sichtbaren Erfolge des Trägerbereichs sowie der Präzisrohr-Gruppe bestätigen die Richtigkeit des eingeschlagenen Weges und verstärken unsere Motivation, die umfassenden Maßnahmenpakete in allen Konzerngesellschaften mit Nachdruck fortzuführen", erklärte Salzgitter in einer Mitteilung. Der Konzern will insgesamt 1500 der rund 25 000 Stellen im Konzern streichen.
Erneut erhebliche Verluste gab es im Großrohrgeschäft, das lange unter mangelnder Auslastung litt. Seit April sieht es besser aus. Da begann die Produktion für die durch das Schwarze Meer geplante Gaspipeline South Stream. Dass Salzgitter sich aus Krisen kämpfen kann, zeigt die Entwicklung in der Technologie-Sparte, zu der vor allem der Anlagen-Bauer Klöckner-Werke gehört. Der lange verlustreiche Bereich steigerte zu Jahresbeginn seinen Vorsteuergewinn von 2,8 auf 9,2 Millionen Euro.
Der wichtigste Konzernbereich, das Flachstahlgeschäft, reduzierte seinen Verlust von 7,3 auf 2,2 Millionen Euro. Damit deutet sich auch bei Salzgitter nach Jahren des Niedergangs an, dass das Schlimmste im Stahlgeschäft überstanden ist. In den vergangenen Tagen hatten bereits die Salzgitter-Konkurrenten ArcelorMittal (ASX:MT) (FSE:ISPA) und ThyssenKrupp(ETR:TKA) überraschend gute Zahlen für ihr europäisches Stahlgeschäft gemeldet.
Salzgitter betonte allerdings, dass der Margendruck wegen des "fortdauernden Ungleichgewichts von Angebot und Nachfrage" weiter hoch sei. Die Stahlbranche hat sich lange nicht von den Folgen der Finanz- und Schuldenkrise erholt. Der Wirtschaftseinbruch in Südeuropa hielt die Stahlpreise auf dem ganzen Kontinent unter Druck. Hauptgrund dafür waren erhebliche Überkapazitäten.tb