KIEL (dpa-AFX) - Ein kräftiges Wirtschaftswachstum in Schleswig-Holstein hat auch bei den Sparkassen im vergangenen Jahr für gute Geschäfte gesorgt. "Die gute Konjunktur gibt dem Kreditgeschäft großen Auftrieb", sagte der Präsident des Sparkassen- und Giroverbandes für Schleswig-Holstein, Reinhard Boll, am Dienstag in Kiel.
Die Zusagen für neue Darlehen nahmen um 14,8 Prozent auf 5,83 Milliarden Euro zu. Davon entfielen 3,7 Milliarden Euro auf Unternehmen und Selbstständige (+17,5 Prozent). 2,3 Milliarden Euro wurden für Wohnungsbaukredite zugesagt (+11,2). Insgesamt waren vergangenes Jahr rund 29 Milliarden Euro an Unternehmen und Privatpersonen verliehen.
Auch die Kundeneinlagen stiegen 2014: von 23,5 Milliarden auf 24,5 Milliarden Euro. Im Gegensatz zu anderen Ländern ist das Geschäft der schleswig-holsteinischen Sparkassen traditionell eher kreditlastig - bedingt unter anderem durch die mittelständisch geprägte Wirtschaftsstruktur. Für viele Unternehmen im Land ist eine Sparkasse die Hausbank. Dies könne in anderen Phasen bestimmt auch mal ein Nachteil sein, sagte Boll. Etwa wenn Kredite von schwächelnden Unternehmen nicht bedient werden können.
Dies ist derzeit aber nicht der Fall. Und so ist der nördlichste Regionalverband der einzige bundesweit, der ein steigendes Betriebsergebnis aufweisen kann, wie Boll sagte. "Ich bin stolz darauf, dass es den Sparkassen so gut geht wie seit Jahren nicht mehr."
Der Jahresüberschuss nach Steuern stieg ebenfalls: Die 13 Geldinstitute erwirtschafteten einen Jahresüberschuss von 84,1 Millionen Euro. 2013 waren es 40,3 Millionen Euro gewesen. Und auch ihr Eigenkapital konnten die Sparkassen trotz erheblicher Belastungen aufgrund niedriger Zinsen stärken. Demnach beläuft sich die durchschnittliche Kernkapitalquote auf 11,9 Prozent. "Damit werden alle Sparkassen die ab 2019 geltenden verschärften Eigenkapital-Anforderungen nach Basel III mehr als voll erfüllen", erläuterte Boll. Die Sparkassen müssen ihre Risikoanlagen künftig mit 10,5 Prozent Eigenkapital untermauern.
Die Aussichten fürs laufende Jahr bewertet der Verbandschef positiv. Die Auftragslage der Wirtschaft und die private Nachfrage wegen niedriger Zinsen und günstiger Energiepreise seien gut. Boll prognostizierte ein Jahresergebnis von 100 Millionen Euro.
Die Zahl der Filialen und Selbstbedienungs-Geschäftsstellen verringerte sich im vergangenen Jahr leicht von 467 auf 458, auch die Beschäftigtenzahl ging leicht zurück. Das Netz könnte sich künftig weiter ausdünnen, weil weniger Kunden in die Filialen gehen und immer mehr das Internet nutzen. Zudem lasse sich mit dem Einlagengeschäft immer weniger Geld verdienen. Dennoch werden die Sparkassen wohl in der Fläche bleiben, denn die Nähe zum Kunden sei ein Wettbewerbsvorteil, sagte Boll. Deshalb müsse eine künftige Vertriebsstrategie beides bieten: Die Beratung in der Filiale und die Erledigung von Bankgeschäften online.