BERLIN (dpa-AFX) - Mit drei Musterklagen will die Textilbranche die milliardenschwere Förderung erneuerbarer Energien zu Fall bringen. 'Produktion in Deutschland wird bestraft', sagte Wolf-Rüdiger Baumann, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbands Textil und Mode, am Dienstag in Berlin mit Blick auf die hohen Belastungen. Die Förderung müssen Unternehmen wie Bürger über den Strompreis bezahlen.
Drei Textil-Unternehmen hatten zunächst die Zahlung der im Erneuerbaren-Energien-Gesetz (EEG) festgelegten Umlage verweigert und zahlen sie nun nur noch unter Vorbehalt. Sie klagen vor den Landgerichten Bochum, Stuttgart und Chemnitz - in rund zwei Jahren könnte sich nach der zunächst nötigen Ausschöpfung dieser Rechtswege das Bundesverfassungsgericht mit den Musterklagen beschäftigen. Eine erste mündliche Verhandlung ist für November geplant.
Der Regensburger Verfassungsrechtler Gerrit Manssen betonte, die Verhältnismäßigkeit sei nicht mehr gegeben. Während sich die Erhebung der Steuern nach der Leistungsfähigkeit richte, müssten die EEG-Umlage alle Stromverbraucher gleichermaßen als Abgabe zahlen, auch der Hartz-IV-Empfänger. Während es für die energieintensive Industrie weitgehende Befreiungsregelungen bei der Umlage gibt, muss die Mehrzahl der 700 Textilunternehmen die volle Umlage bezahlen.
Die Branche argumentiert, auch der Kohlepfennig sei 1994 vom Bundesverfassungsgericht als unzulässige Förderung einer Energieart gekippt worden. 'Die Subventionsmaschinerie muss gestoppt werden', forderte Baumann. Da die Förderung auf 20 Jahre garantiert werde, summierten sich die gezahlten und noch zu zahlenden Vergütungen für Ökostrom bereits jetzt auf bis zu 200 Milliarden Euro.
Man sei für die Energiewende, aber mit dem jetzigen Fördersystem rolle auf Deutschland eine unkalkulierbare Kostenlawine zu. 'Die Umlage kennt nur eine Richtung: nach oben', sagte Baumann. Man sei offen für Alternativen, etwa eine Erhöhung der Stromsteuer oder eine Bezuschussung von Wind- und Sonnenstrom über den Staatshaushalt. 'Das Genialste wäre natürlich, wenn man es über Energieeinsparungen regeln könnte', betonte Baumann.
Die Branche, in der noch 120.000 Menschen arbeiten, beziffert ihre Mehrausgaben durch die Umlage auf 70 Millionen Euro jährlich. Einen Haushalt mit einem Verbrauch von 3.500 Kilowattstunden kostet die Ökoenergie-Förderung etwa 125 Euro. Diese Summe könnte 2013 auf rund 175 Euro pro Jahr steigen, schätzen Energieexperten.
2011 flossen 16,4 Milliarden Euro an Ökoenergie-Umlage an die Betreiber von Windrädern, Solarparks, Wasserkraftwerken und Biogasanlagen. Wegen des rasanten Ausbaus erneuerbarer Energien könnte die Umlage 2013 deutlich steigen. Kostentreibend hinzukommt, dass die Bürger und mittelständische Unternehmen Ausnahmen bei der Umlage für energieintensive Unternehmen mitbezahlen müssen. Zugleich senkt mehr Ökostrom aber auch die Einkaufspreise für Strom, viele Versorger geben diese aber nur bedingt an die Kunden weiter.
Manssen glaubt aber nicht, dass die Umlage bei einem Erfolg der Klage rückwirkend erstattet werden könnte. Daher würde es wohl auch keinen Sinn machen, wenn Bürger die Umlage nur noch unter Vorbehalt zahlen. Im kommenden Jahr soll es zwar für weitere Unternehmen Ausnahmen geben. Aber in der Textilbranche fallen nur rund 30 Unternehmen unter diese Härtefallregelungen.
Ein Kriterium ist, dass Stromkosten einen Anteil von 14 Prozent an der Bruttowertschöpfung haben, weshalb gerade die Unternehmen der Textilbranche nach eigener Darstellung nun leer ausgehen, die ihre Energiekosten gedrosselt haben. 'Es werden die bestraft, die in den letzten Jahren massiv in Energieeinsparungen investiert haben', so Dieter Dörrmann von der Spinnweberei Uhingen in Baden-Württemberg.
EU-Energiekommissar Günther Oettinger (CDU) kritisierte die Ökostrom-Förderung als mitverantwortlich für die hohen Strompreise. In der 'Bild'-Zeitung sprach er sich für eine Deckelung der Umlage aus. 'Sonst laufen die Kosten für Verbraucher und Wirtschaft aus dem Ruder.' Deutschland habe vor allem wegen der hohen Steuern und der Abgabe für erneuerbare Energien die zweithöchsten Strompreise in Europa. 'Das kann so nicht weitergehen, weil wir damit die Verbraucher überfordern und die Wirtschaft schädigen', so Oettinger./ir/DP/stb
Drei Textil-Unternehmen hatten zunächst die Zahlung der im Erneuerbaren-Energien-Gesetz (EEG) festgelegten Umlage verweigert und zahlen sie nun nur noch unter Vorbehalt. Sie klagen vor den Landgerichten Bochum, Stuttgart und Chemnitz - in rund zwei Jahren könnte sich nach der zunächst nötigen Ausschöpfung dieser Rechtswege das Bundesverfassungsgericht mit den Musterklagen beschäftigen. Eine erste mündliche Verhandlung ist für November geplant.
Der Regensburger Verfassungsrechtler Gerrit Manssen betonte, die Verhältnismäßigkeit sei nicht mehr gegeben. Während sich die Erhebung der Steuern nach der Leistungsfähigkeit richte, müssten die EEG-Umlage alle Stromverbraucher gleichermaßen als Abgabe zahlen, auch der Hartz-IV-Empfänger. Während es für die energieintensive Industrie weitgehende Befreiungsregelungen bei der Umlage gibt, muss die Mehrzahl der 700 Textilunternehmen die volle Umlage bezahlen.
Die Branche argumentiert, auch der Kohlepfennig sei 1994 vom Bundesverfassungsgericht als unzulässige Förderung einer Energieart gekippt worden. 'Die Subventionsmaschinerie muss gestoppt werden', forderte Baumann. Da die Förderung auf 20 Jahre garantiert werde, summierten sich die gezahlten und noch zu zahlenden Vergütungen für Ökostrom bereits jetzt auf bis zu 200 Milliarden Euro.
Man sei für die Energiewende, aber mit dem jetzigen Fördersystem rolle auf Deutschland eine unkalkulierbare Kostenlawine zu. 'Die Umlage kennt nur eine Richtung: nach oben', sagte Baumann. Man sei offen für Alternativen, etwa eine Erhöhung der Stromsteuer oder eine Bezuschussung von Wind- und Sonnenstrom über den Staatshaushalt. 'Das Genialste wäre natürlich, wenn man es über Energieeinsparungen regeln könnte', betonte Baumann.
Die Branche, in der noch 120.000 Menschen arbeiten, beziffert ihre Mehrausgaben durch die Umlage auf 70 Millionen Euro jährlich. Einen Haushalt mit einem Verbrauch von 3.500 Kilowattstunden kostet die Ökoenergie-Förderung etwa 125 Euro. Diese Summe könnte 2013 auf rund 175 Euro pro Jahr steigen, schätzen Energieexperten.
2011 flossen 16,4 Milliarden Euro an Ökoenergie-Umlage an die Betreiber von Windrädern, Solarparks, Wasserkraftwerken und Biogasanlagen. Wegen des rasanten Ausbaus erneuerbarer Energien könnte die Umlage 2013 deutlich steigen. Kostentreibend hinzukommt, dass die Bürger und mittelständische Unternehmen Ausnahmen bei der Umlage für energieintensive Unternehmen mitbezahlen müssen. Zugleich senkt mehr Ökostrom aber auch die Einkaufspreise für Strom, viele Versorger geben diese aber nur bedingt an die Kunden weiter.
Manssen glaubt aber nicht, dass die Umlage bei einem Erfolg der Klage rückwirkend erstattet werden könnte. Daher würde es wohl auch keinen Sinn machen, wenn Bürger die Umlage nur noch unter Vorbehalt zahlen. Im kommenden Jahr soll es zwar für weitere Unternehmen Ausnahmen geben. Aber in der Textilbranche fallen nur rund 30 Unternehmen unter diese Härtefallregelungen.
Ein Kriterium ist, dass Stromkosten einen Anteil von 14 Prozent an der Bruttowertschöpfung haben, weshalb gerade die Unternehmen der Textilbranche nach eigener Darstellung nun leer ausgehen, die ihre Energiekosten gedrosselt haben. 'Es werden die bestraft, die in den letzten Jahren massiv in Energieeinsparungen investiert haben', so Dieter Dörrmann von der Spinnweberei Uhingen in Baden-Württemberg.
EU-Energiekommissar Günther Oettinger (CDU) kritisierte die Ökostrom-Förderung als mitverantwortlich für die hohen Strompreise. In der 'Bild'-Zeitung sprach er sich für eine Deckelung der Umlage aus. 'Sonst laufen die Kosten für Verbraucher und Wirtschaft aus dem Ruder.' Deutschland habe vor allem wegen der hohen Steuern und der Abgabe für erneuerbare Energien die zweithöchsten Strompreise in Europa. 'Das kann so nicht weitergehen, weil wir damit die Verbraucher überfordern und die Wirtschaft schädigen', so Oettinger./ir/DP/stb