NÜRNBERG/BERLIN (dpa-AFX) - Trotz des kräftigen Wirtschaftswachstums im ersten Quartal sind viele Unternehmen bei der Schaffung neuer Jobs zögerlich. Im Mai sei die Zahl der offenen Stellen sogar leicht zurückgegangen, berichtete die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Dienstag bei der Veröffentlichung ihres Stellenindexes BA-X in Nürnberg. Die Nachfrage nach Arbeitskräften bewege sich dennoch weiter auf hohem Niveau, betonte die Bundesagentur.
Der Indikator für das aktuelle Stellenangebot sank im Mai um 5 auf 149 Punkte - und damit auf den niedrigsten Stand seit September vergangenen Jahres. Im Vergleich zum Vorjahr liege der BA-X allerdings um drei Punkte im Plus, hieß es.
Für den Rückgang des Stellenangebots machte die Bundesbehörde unter anderem den milden Winter verantwortlich. Dadurch hätten witterungsbedingt weniger Menschen ihre Arbeit verloren als sonst. "Infolgedessen fällt auch der Einstellungsbedarf in diesem Frühjahr geringer aus", erklärte die BA.
Zur weiteren Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt gab sich die Bundesagentur trotz des aktuellen Nachfrageknicks zuversichtlich: "Die aktuelle positive wirtschaftliche Grundstimmung und die optimistischen Ausblicke der Unternehmen lassen auch für die kommenden Monate einen hohen Kräftebedarf erwarten", hieß es in einer Mitteilung.
Für den Mai gehen Volkswirte deutscher Großbanken von rund 2,83 Millionen Arbeitslosen aus. Dies wären rund 105 000 weniger als im April und rund 100 000 weniger als vor einem Jahr. Nach ihrer Einschätzung hat der Arbeitsmarkt im Mai noch einmal von dem wirtschaftlichen Aufschwung im ersten Quartal und dem milden Winter profitiert. In vielen Außenberufen, wie auf dem Bau, habe fast durchgearbeitet werden können.
Für das Gesamtjahr 2014 rechnen die Arbeitsmarktexperten vorerst mit einer Fortsetzung des Jobaufschwungs. Wenn auch leicht abgeschwächt werde der Abbau der Arbeitslosigkeit in der zweiten Jahreshälfte weitergehen, schätzen die Fachleute. Im Jahresschnitt rechnen sie mit einem Rückgang der Arbeitslosigkeit um 90 000 bis 100 000. Im Vorjahr war die Erwerbslosigkeit dagegen um mehr als 50 000 gestiegen.
Die zum Wochenbeginn bekanntgewordene Sorge deutscher Arbeitsagentur-Chefs, der Arbeitsmarkt könnte im Sommer an Schwung verlieren, teilt etwa Allianz-Volkswirt Rolf Schneider nicht: "Dazu ist die konjunkturelle Antriebskraft zu groß. Der Export läuft gut, trotz des starken Euros und der politischen Turbulenzen in der Ukraine", betont der Bankenvertreter.
Keine großen Fortschritte beim Abbau der Sockelarbeitslosigkeit erwartet hingegen der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) für 2014 und 2015. "Der harte Kern an Arbeitslosen wird kaum von der besseren Konjunktur profitieren", betonte BVR-Vorstandsmitglied Andreas Martin am Dienstag. Zudem würden die Einführung des allgemeinen gesetzlichen Mindestlohns und Teile der Rentenreform die Aktivierungschancen vermindern.gf