MÜNCHEN/LONDON/PARIS (dpa-AFX) - Die Rüstungskonzerne EADS und BAE Systems ringen laut einem Insider um mehr Zeit für ihre umstrittenen Fusionspläne. Die Unternehmen wollten auf diese Weise die Chance wahren, dass die Regierungen von Frankreich, Großbritannien und Deutschland sich auf eine gemeinsame Linie einigen können, erfuhr die Nachrichtenagentur Bloomberg am Dienstag von zwei mit den Verhandlungen vertrauten Personen. Eigentlich läuft die Frist an diesem Mittwoch (10. Oktober) ab. Dann muss zumindest ein Zwischenergebnis vorliegen.
Den Informanten zufolge haben die Regierungen von Frankreich und Großbritannien einer Fristverlängerung bereits zugestimmt. Falls Deutschland sich ebenfalls dafür ausspreche, würde EADS den Deutschen Jobgarantien anbieten, verlautete nun aus den Verhandlungskreisen. Ein EADS-Sprecher lehnte eine Stellungnahme ab, bei BAE war für einen Kommentar zunächst niemand zu erreichen.
REGIERUNGEN ÜBERZEUGEN
EADS und BAE müssen zunächst die Regierungen von ihren Fusionsplänen überzeugen. Das Rüstungsgeschäft gilt als politisch sensibel. Staaten wollen die für die Landesverteidigung wichtigen Industriebereiche nicht zum Spielball ausländischer Investoren oder anderer Regierungen werden lassen. Auch der Bestand von Standorten und Arbeitsplätzen gilt als Knackpunkt. EADS ist bisher vor allem mit Airbus in der zivilen Luftfahrt stark, BAE gilt als Rüstungsspezialist.
Gegenwind kommt auch vonseiten der Aktionäre. Der größte Anteilseigner von BAE, der Investmentfonds Invesco Perpetual, zweifelte am Montag öffentlich den Sinn der geplanten Fusion an. 'Invesco versteht die strategische Logik des geplanten Zusammenschlusses nicht', hieß es in einem an der Londoner Börse veröffentlichten Schreiben. Auch eine zu erwartende hohe Staatsbeteiligung an dem neuen Konzern passt dem Großinvestor, einer internationalen Vermögensverwaltung, nicht. Die Fonds von Invesco halten derzeit gut 13 Prozent der BAE-Aktien.
STELLUNG AUF US-MARKT IN GEFAHR?
Invesco fürchtet, dass eine Fusion von BAE mit EADS die Stellung der Briten auf dem US-amerikanischen Rüstungsmarkt untergraben würde. Noch seien keine Vorteile aus der Fusion erkennbar, die diesen Nachteil ausgleichen könnten, argumentierte der Großaktionär. Hinzu kommen Befürchtungen, dass die Ausschüttungen sinken könnten. 'Wir sind sehr besorgt, dass Dividenden an Aktionäre bei dem Zusammenschluss keine Priorität haben werden', hieß es.
Am Sonntag hatte der britische Verteidigungsminister Philip Hammond gefordert, dass Frankreich und Deutschland bei einer Fusion ihre Beteiligungen reduzieren. Bisher verfügen beide Länder direkt und indirekt über jeweils gut 22 Prozent der EADS-Anteile, die deutschen Interessen nimmt dabei der Autokonzern Daimler wahr. Bei BAE Systems sind keine Staaten direkt oder indirekt Großaktionäre, allerdings hält die britische Regierung eine sogenannte goldene Aktie, mit der sie etwa die feindliche Übernahme des Konzerns verhindern kann.
'GOLDENE AKTIE' ALS LÖSUNG
EADS-Vorstandschef Tom Enders und BAE-Systens-Lenker Ian King hatten mehrfach dafür plädiert, dass die Staaten alle ihre Anteile abgeben und ihre Interessen nur noch mit einer 'goldenen Aktie' geltend machen. Die Konzernchefs versprechen sich von einer solchen Regelung mehr Aufträge in den USA und Asien, wo größere europäische Staatsbeteiligungen kritisch gesehen werden.
In Berlin und Paris dürfte sich der Streit wiederum um das künftige
Gleichgewicht zwischen Deutschland und Frankreich drehen. Dabei spielt auch eine Rolle, wo die Zentrale des neuen Konzerns angesiedelt ist./stw/fn/stb
Den Informanten zufolge haben die Regierungen von Frankreich und Großbritannien einer Fristverlängerung bereits zugestimmt. Falls Deutschland sich ebenfalls dafür ausspreche, würde EADS den Deutschen Jobgarantien anbieten, verlautete nun aus den Verhandlungskreisen. Ein EADS-Sprecher lehnte eine Stellungnahme ab, bei BAE war für einen Kommentar zunächst niemand zu erreichen.
REGIERUNGEN ÜBERZEUGEN
EADS und BAE müssen zunächst die Regierungen von ihren Fusionsplänen überzeugen. Das Rüstungsgeschäft gilt als politisch sensibel. Staaten wollen die für die Landesverteidigung wichtigen Industriebereiche nicht zum Spielball ausländischer Investoren oder anderer Regierungen werden lassen. Auch der Bestand von Standorten und Arbeitsplätzen gilt als Knackpunkt. EADS ist bisher vor allem mit Airbus in der zivilen Luftfahrt stark, BAE gilt als Rüstungsspezialist.
Gegenwind kommt auch vonseiten der Aktionäre. Der größte Anteilseigner von BAE, der Investmentfonds Invesco Perpetual, zweifelte am Montag öffentlich den Sinn der geplanten Fusion an. 'Invesco versteht die strategische Logik des geplanten Zusammenschlusses nicht', hieß es in einem an der Londoner Börse veröffentlichten Schreiben. Auch eine zu erwartende hohe Staatsbeteiligung an dem neuen Konzern passt dem Großinvestor, einer internationalen Vermögensverwaltung, nicht. Die Fonds von Invesco halten derzeit gut 13 Prozent der BAE-Aktien.
STELLUNG AUF US-MARKT IN GEFAHR?
Invesco fürchtet, dass eine Fusion von BAE mit EADS die Stellung der Briten auf dem US-amerikanischen Rüstungsmarkt untergraben würde. Noch seien keine Vorteile aus der Fusion erkennbar, die diesen Nachteil ausgleichen könnten, argumentierte der Großaktionär. Hinzu kommen Befürchtungen, dass die Ausschüttungen sinken könnten. 'Wir sind sehr besorgt, dass Dividenden an Aktionäre bei dem Zusammenschluss keine Priorität haben werden', hieß es.
Am Sonntag hatte der britische Verteidigungsminister Philip Hammond gefordert, dass Frankreich und Deutschland bei einer Fusion ihre Beteiligungen reduzieren. Bisher verfügen beide Länder direkt und indirekt über jeweils gut 22 Prozent der EADS-Anteile, die deutschen Interessen nimmt dabei der Autokonzern Daimler
'GOLDENE AKTIE' ALS LÖSUNG
EADS-Vorstandschef Tom Enders und BAE-Systens-Lenker Ian King hatten mehrfach dafür plädiert, dass die Staaten alle ihre Anteile abgeben und ihre Interessen nur noch mit einer 'goldenen Aktie' geltend machen. Die Konzernchefs versprechen sich von einer solchen Regelung mehr Aufträge in den USA und Asien, wo größere europäische Staatsbeteiligungen kritisch gesehen werden.
In Berlin und Paris dürfte sich der Streit wiederum um das künftige
Gleichgewicht zwischen Deutschland und Frankreich drehen. Dabei spielt auch eine Rolle, wo die Zentrale des neuen Konzerns angesiedelt ist./stw/fn/stb