Investing.com – Der morgige Mittwoch wird für Russland ein bedeutungsvoller Tag werden, denn es müssen 117 Millionen Dollar an Zahlungen für zwei auf Dollar lautende Eurobonds geleistet werden.
Sollte es nicht möglich sein, diesen Verpflichtungen nachzukommen, weil die ausländischen Devisenreserven der russischen Zentralbank im Zuge der Sanktionen eingefroren worden, wird es Russland künftig schwer haben, neue Kreditgeber zu finden. Die russische Regierung verabschiedete zwar bereits ein Gesetz, damit solche Zahlungen auch in Rubel geleistet werden können, aber die Kreditgeber dürften davon alles andere als begeistert sein.
Ein Beamter des US-Finanzministeriums sagte dazu:
„Ein Zahlungsausfall würde es für Russland zunehmend schwieriger machen, neue Kreditgeber zu finden, und diejenigen, die dem Land Kredite gewähren, würden höhere Zinsen verlangen. Das würde zu einer weiteren Belastung der russischen Wirtschaft führen.“
Sieht man sich die erheblichen Kursverluste der russischen Staatsanleihen an, dann spiegelt dies wider, dass der Markt einem möglichen Zahlungsausfall eine hohe Wahrscheinlichkeit beimisst.
Am Montag wurden die russischen Eurobonds, die eine Laufzeit bis 2023 und 2043 haben, bei unter 20 Cent pro Dollar gehandelt. Es sind die Ersten, für die seit dem Einmarsch Russlands in der Ukraine eine planmäßige Zinszahlung ansteht.
Dass der russische Markt für internationale Finanzdienstleister immer unattraktiver wird, belegt auch die Tatsache, dass die Deutsche Bank (DE:DBKGn), Goldman Sachs (NYSE:GS) und JPMorgan (NYSE:JPM) ihre Geschäfte in Russland bereits eingestellt haben.
Die Unicredit (MI:CRDI) konnte sich zu diesem Schritt bisher nicht überwinden, was daran liegt, dass sie die europäische Bank ist, die sich am stärksten in Russland engagiert hat. Eine vollständige Abschreibung des Russlandgeschäfts würde die Bank rund 7,4 Milliarden Euro kosten. Ob es dann noch zu einer Ausschüttung von Dividenden an Aktionäre kommen kann, ist mehr als fraglich.
Der Unicredit CEO Andrea Orcel geht davon aus, dass Russland in eine Stagflation schlittert, was nichts weniger bedeutet als eine hohe Inflation bei niedrigem Wachstum. Ein wirtschaftliches Umfeld, in dem Finanzdienstleistungen wesentlich weniger gefragt sind, als es bisher der Fall war.
Von Marco Oehrl
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