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Schärfere Asbestvorschriften, um EU-Arbeitnehmer besser zu schützen

Veröffentlicht am 22.03.2023, 18:00
Schärfere Asbestvorschriften, um EU-Arbeitnehmer besser zu schützen

Um das Klima zu schützen, wird die Sanierung von Gebäuden vorangetrieben. Für Handwerker können die Arbeiten allerdings mit Gesundheitsrisiken verbunden sein. Denn in vielen Gebäuden steckt Asbest. In Deutschland wurden die Herstellung und die Verwendung von Asbest bereits 1993 verboten.

"Atmet man Asbetfasern ein, besteht das Risiko, Krebs zu bekommen und daran zu sterben. Die Arbeitsbedingungen müssen sicher sein."

Katia Rozières Technische Assistentin in der Asbestüberwachung

Im Kampf gegen den Klimawandel will Europa bis 2030 die Renovierung von 35 Millionen Gebäuden fördern. Arbeiter haben dabei das Risiko, Asbest ausgesetzt zu werden. Wie kann der Kampf gegen dieses giftige Material, das in vielen Gebäuden vorhanden ist, verstärkt werden?

Um die Arbeitnehmer-Sicherheit zu erhöhen, schlägt die Europäische Kommission vor, den Grenzwert für die berufliche Exposition gegenüber Asbestfasern um das Zehnfache des aktuellen Wertes zu senken. In Frankreich gilt dieser Grenzwert bereits, in der Region Toulouse trifft die euronews-Reporterin Fachleute aus diesem Bereich. Auf einer Asbestsanierungsbaustelle erklärt ihr der Fachmann für die Dekontaminierung die zahlreichen ergriffenen Sicherheitsmaßnahmen:

"Für die Arbeiter sind das persönliche Schutzausrüstungen und Atemschutzgeräte", sagt Emmanuel Pezet, der Leiter der Asbestsanierung bei Mason. "Das hängt von der Höhe der Staubbelastung und der Risikoanalyse der Baustelle ab. Dann gibt es eine mobile Dekontaminationseinheit, Bauzäune, Aushänge, Beschilderung sowie einen Abfallbereich."

Emmanuel Pezet, der Leiter der Asbestsanierung bei Mason euronews

Frankreich ist Vorreiter in der Asbestvorsorge

In Frankreich gilt ein sehr strenger Rechtsrahmen für die Mittel, die zum Schutz der Arbeiter und der Umwelt auf solchen Baustellen eingesetzt werden müssen. Staubmessungen werden systematisch durchgeführt. Emmanuel Pezet erklärt: "Es gibt Umweltpumpen und es gibt auch Pumpen, um die Einhaltung des Arbeitsplatzgrenzwertes zu überwachen."

Gefährliche Asbestbeseitigung Euronews

Asbest ist krebserregendEingeatmete Asbestfasern können schwere Erkrankungen wie Lungenkrebs verursachen, die im Durchschnitt 30 Jahre nach der Exposition auftreten. Trotz dieser Gefahr fühlt sich Florian Thamalet geschützt:

"Mein Beruf als Asbestsanierer macht mir keine Angst, weil wir sehr gut geschützt werden. Wir sind die ersten, die wissen, wo man diese gefährlichen Fasern findet, im Gegensatz zu anderen Gewerken auf einer normalen Baustelle."

Asbestsanier Florian Thamalet hat keine Angst euronews

Arbeitnehmer sollen besser geschützt werden

Schätzungen zufolge sind derzeit 4 bis 7 Millionen Arbeiter Asbest ausgesetzt. 97 % von ihnen arbeiten im Baugewerbe und 2 % in der Abfallwirtschaft.

Was schlägt die Europäische Kommission vor, um diese Arbeiter zu schützen?

Ein Überblick: In der EU ist Asbest seit 2005 verboten.

Trotzdem sterben immer noch Menschen daran. Geschätzte 78% der arbeitsbedingten Krebsfälle werden mit Asbest in Verbindung gebracht.

Allein 2019 starben in der EU mehr als 70.000 Menschen aufgrund einer früheren Asbest-Exposition.

Asbest ist in Europas Wohn- und Bürogebäuden immer noch weit verbreitet.

Die größte Gefahr besteht, wenn die Fasern bei Renovierungsarbeiten freigesetzt werden.

Die Europäische Kommission schlägt vor, den Grenzwert für die Asbestexposition in der gesamten EU um das Zehnfache zu senken.

Der Grenzwert würde von 0,1 Fasern pro Kubikzentimeter auf 0,01 Fasern pro Kubikzentimeter sinken.

Weitere Ziele der Kommission sind die Unterstützung von Asbestopfern, der Schutz von Bauarbeitern und die Sicherstellung der ordnungsgemäßen Entsorgung von Asbest.

Umgang mit Asbest-Risiken

In einem Unternehmen im Süden von Toulouse, das sich mit dem Management von Berufsrisiken befasst, trifft die Reporterin den Leiter im Asbest-Schulungszentrum. Dort lernt man den Umgang mit den Schutz- und Dekontaminationsausrüstungen. Das Unternehmen analysiert auch die auf den Baustellen entnommenen Proben, um die Anzahl der Asbestfasern in der Luft zu überprüfen:

_"_Man braucht viele Techniken, die eingeführt werden müssen, sehr spezifische, hochleistungsfähige Geräte. Wir haben in Frankreich zehn Jahre Erfahrung mit diesem Wert, der in der ganzen Europäischen Union übernommen werden soll. Es hat gedauert, bis wir diese Quote erreicht haben", erzählt der Geschäftsführer von Aléa Contrôles Olivier Heaulme. "Um diesen Wert weiter zu senken, braucht es Zeit, neue Technologien und mehr Ausbildung."

Geschäftsführer von Aléa Contrôles Olivier Heaulme euronews

In Frankreich ist Asbest jedes Jahr für 3 bis 4000 arbeitsbedingte Erkrankungen verantwortlich. Eine Schulung ist für alle Berufe im Baugewerbe obligatorisch, sie wird jedoch nicht immer genutzt. Olivier Heaulme meint:

"Schulungen sind grundlegend. Ohne sie kann man sich nicht vor Asbest schützen. Sie machen die Arbeitnehmer auf die Risiken aufmerksam. Es gibt Techniken, Automatismen, um sich zu schützen, und diese Automatismen bekommt man durch immer wieder stattfindende Schulungen."

Eine Assistentin in der Asbestüberwachung durchläuft gerade eine Schulung: Sie trainiert die Gesten und Abläufe, um Risiken in den Betrieben zu beherrschen:

"Man hat eine große Verantwortung, um die Menschen vor Asbest zu schützen", findet Katia Rozières. "Wir müssen alle zur Verfügung stehenden Mittel nutzen. Es gibt viele Schutzmaßnahmen, wir müssen unter anderem auch darauf achten, dass sie auf der Baustelle respektiert werden."

Katia Rozières, Assistentin bei der Asbestüberwachung euronews

EU-Kommission stärkt Schutz vor Asbest

Die von der Europäischen Kommission vorgeschlagene Aktualisierung der Richtlinie über Asbest am Arbeitsplatz zum besseren Schutz der Arbeitnehmer wird von verschiedenen europäischen Fonds unterstützt: Aber reichen diese Maßnahmen aus, um dieses Problem der öffentlichen Gesundheit anzugehen? In Bilbao sprocht die Euronews-Reporterin darüber mit William Cockburn, dem Interimsdirektor der Europäischen Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz.

**William Cockburn, Interims-Exekutivdirektor, EU-OSHA:**Heute gibt es Todesfälle im Zusammenhang mit Kontaminationen, die in den Achtziger und Neunziger Jahren stattfanden. Bei Renovierungen oder Bauarbeiten besteht das Risiko, dass Arbeiter Asbest ausgesetzt werden. Wir brauchen gute Verfahren. Wir brauchen die vorgeschlagenen strengen Rechtsvorschriften mit geeigneten technischen Maßnahmen.

Euronews: Wie steht es mit dem Vorschlag der Europäischen Kommission, den Grenzwert für die Belastung durch Asbestfasern zu senken?

**William Cockburn:**Asbestfasern sind krebserregend, daher gibt es keine völlig sichere Belastungsmenge. Je mehr Fasern eingeatmet werden, desto größer ist das Risiko, krank zu werden. Die Rechtsvorschriften verpflichten Arbeitgeber, die Exposition auf das niedrigste technisch mögliche Niveau zu senken. Der Belastungsgrenzwert ist also kein akzeptabler Grenzwert. Es handelt sich vielmehr um eine Obergrenze. Durch die Einführung eines zehnmal strengeren Grenzwerts sollte sich das Schutzniveau für europäische Arbeitnehmer deutlich erhöhen, aber das muss mit einer Sensibilisierung, mit Leitlinien und Instrumenten sowie mit geeigneten Verfahren und Strategien einhergehen.

William Cockburn, dem Interimsdirektor der Europäischen Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz. euronews

Euronews: Viele Gewerkschaften fordern, dass der Expositionsgrenzwert um das Hundertfache niedriger sein sollte, um Arbeitnehmer wirksam zu schützen.

**William Cockburn:**Das ist ein schwieriges Thema, mit dem sich die Kommission in umfangreichen Studien befasst hat. Irgendwann nähert man sich der Nachweisgrenze. Hier in Bilbao gibt es ein geringes Risiko, Asbestfasern einzuatmen. Man muss einen praktischen Grenzwert finden.

Euronews: Was kostet die Einführung dieser Maßnahmen?

William Cockburn: Schätzungen zufolge sind diese Kosten nicht so hoch und können größtenteils an die Kunden weitergegeben werden. Natürlich werden Regierungen Kosten entstehen, da sie Inspektionsdienste ausbilden und neue Labore zum Nachweis dieser niedrigeren Werte einrichten müssen. Aber all diese Kosten verblassen im Vergleich zu den Einsparungen, die der Gesellschaft durch die Verringerung von Produktivitätsverlusten, Behandlungs- und Krankenhauskosten sowie Entschädigungszahlungen entstehen. Und, was vielleicht am wichtigsten ist, die Verringerung des menschlichen Leids.

Damit dieser neue Grenzwert in ganz Europa verbindlich wird, müssen das Parlament und der Rat der Europäischen Union eine Einigung erzielen, die dazu beiträgt, Arbeitnehmer besser vor Krebs zu schützen.

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