MÜNCHEN (dpa-AFX) - Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) sieht trotz Kritik aus der Wirtschaft keinen Zeitdruck bei der Entscheidung über den Bau der zwei umstrittenen Stromtrassen nach Bayern. Die Kernfrage sei eine andere, sagte Seehofer am Mittwoch in München. In Zukunft sollten erneuerbare Energien 40 Prozent des Stroms erzeugen, für die übrigen 60 Prozent des Bedarfs seien konventionelle Kraftwerke nötig.
Für die 40 Prozent an erneuerbaren Energien seien Reservekapazitäten nötig, um die Stromversorgung sicherzustellen, wenn Sonne und Wind nicht zur Verfügung stünden. "Das ist die wirklich wichtige Frage, die wird nur in Berlin gemeinsam mit uns entschieden werden."
Seehofer widersprach der Kritik aus der Wirtschaft, die schnelle Entscheidungen über den Bau der Stromtrassen anmahnt. "Worüber wir reden, ist die Versorgungssicherheit im nächsten Jahrzehnt, nicht in diesem Jahrzehnt." Seehofer bekräftigte, dass es zuerst einen dreimonatigen Dialog über die Zukunft der bayerischen Energieversorgung geben soll. "Wir machen den Dialogprozess mit großer Zustimmung der Bundesregierung von der Kanzlerin bis zum Gabriel."
Seehofer widersprach auch der Einschätzung von Bundesnetzagentur und des Netzbetreibers Tennet, die die geplanten Trassen für notwendig halten. "Was die Bundesnetzagentur und Tennet zwischendurch verkünden, ist alles schön, das ändert nichts am Vorgehen", sagte Seehofer.tw