ZÜRICH/FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Wechselkursinterventionen der Schweizer Nationalbank (SNB) lassen die Devisenreserven des Landes immer weiter anschwellen: Im Mai kletterten die Währungsbestände auf ein neues Rekordhoch von 303,8 Milliarden Schweizer Franken, wie aus Angaben auf der Internetseite der Notenbank hervorgeht. Im Vormonat hatte der Wert noch bei 237,6 Milliarden Franken gelegen. Die wesentliche Ursache für den kräftigen Anstieg sind die Devisenkäufe, mit denen die SNB ihr Wechselkursziel von 1,20 Franken je Euro verteidigt.
Da die Schweizer Währung als sicherer Hafen gilt und sich die Schuldenkrise zuletzt laufend weiter zuspitzte, müssen die Notenbanker immer mehr Euro aufkaufen, um den Wert des Franken zu schwächen. Auf diese Weise stützt die SNB vor allem die heimische Exportwirtschaft, deren Produkte sich durch Kursauftrieb beim Franken im Ausland verteuern würden.
Nach Berechnungen von Thomas Flury, Währungsspezialist der Schweizer Großbank UBS, dürfte der Anstieg der Devisenreserven um 66 Milliarden Franken im Mai nahezu komplett auf Interventionen der SNB zurückzuführen sein. Lediglich sechs Milliarden könnten mit Kursgewinnen beim US-Dollar sowie beim japanischen Yen und beim kanadischen Dollar begründet werden. Laut den letzten verfügbaren Werten von Ende März hat die SNB neben dem Euro (Anteil 51 Prozent) auch große Reserven in anderen Währungen gehalten.
Aufgrund der Verschärfung der Eurokrise in den letzten Wochen war am Markt zuletzt viel über Eingriffe der SNB zur Stützung des von ihr im letzten September aufgestellten Mindestkurses von 1,20 Franken pro Euro spekuliert worden. Im Markt kursierten Spekulationen, die Käufe der Notenbank könnten im Mai in einer Größenordnung von mehr als 100 Milliarden Franken gelegen haben.
In der Schweiz nahm die Kritik an der Aufrechterhaltung des Mindestkurses zuletzt zu. Am vergangenen Wochenende hatte beispielsweise der ehemalige UBS-Chef Oswald Grübel in einer Kolumne geschrieben, die SNB lade der Schweizer Wirtschaft dadurch große Risiken auf. Es sei ohnehin 'nur noch eine Frage der Zeit und der Entwicklung der Eurokrise' bis sich die Mindestkurs-Strategie der SNB von selbst erledigt habe.
Man lebe derzeit in einer 'sehr verrückten Zeit', sagte Devisenexperte Flury der Schweizer Nachrichtenagentur AWP. Das ließe sich auch an der Entwicklung der Anleihemärkte ablesen - so liege die Rendite für zweijährige Staatsanleihen der Schweiz derzeit deutlich im Minus. Es sei auch nicht überraschend, dass die Märkte den Mindestkurs testen würden.
Anfang April hatte die SNB wiederholt Probleme, den Wechselkurs zu verteidigen. Seitdem konnte die gesetzte Untergrenze gehalten werden - allerdings zu einem hohen Preis, wie sich immer deutlicher herausstellt. Um ihr Kursziel zu erreichen, muss die Notenbank theoretisch unbegrenzt Euro aufkaufen. Sie kann zwar ohne Ende Franken drucken, doch damit könnten langfristig auch die Inflationsrisiken steigen.
Von dieser Seite droht derzeit jedoch keinerlei Gefahr - im Gegenteil: Zuletzt hatte die Schweiz eher mit deflationären Entwicklungen zu kämpfen. Die SNB müsse mit ihrem Handeln und geschickter Kommunikation ihre Glaubwürdigkeit zu verteidigen versuchen, meint UBS-Experte Flury./hbr/jsl
Da die Schweizer Währung als sicherer Hafen gilt und sich die Schuldenkrise zuletzt laufend weiter zuspitzte, müssen die Notenbanker immer mehr Euro aufkaufen, um den Wert des Franken zu schwächen. Auf diese Weise stützt die SNB vor allem die heimische Exportwirtschaft, deren Produkte sich durch Kursauftrieb beim Franken im Ausland verteuern würden.
Nach Berechnungen von Thomas Flury, Währungsspezialist der Schweizer Großbank UBS, dürfte der Anstieg der Devisenreserven um 66 Milliarden Franken im Mai nahezu komplett auf Interventionen der SNB zurückzuführen sein. Lediglich sechs Milliarden könnten mit Kursgewinnen beim US-Dollar sowie beim japanischen Yen und beim kanadischen Dollar begründet werden. Laut den letzten verfügbaren Werten von Ende März hat die SNB neben dem Euro (Anteil 51 Prozent) auch große Reserven in anderen Währungen gehalten.
Aufgrund der Verschärfung der Eurokrise in den letzten Wochen war am Markt zuletzt viel über Eingriffe der SNB zur Stützung des von ihr im letzten September aufgestellten Mindestkurses von 1,20 Franken pro Euro spekuliert worden. Im Markt kursierten Spekulationen, die Käufe der Notenbank könnten im Mai in einer Größenordnung von mehr als 100 Milliarden Franken gelegen haben.
In der Schweiz nahm die Kritik an der Aufrechterhaltung des Mindestkurses zuletzt zu. Am vergangenen Wochenende hatte beispielsweise der ehemalige UBS-Chef Oswald Grübel in einer Kolumne geschrieben, die SNB lade der Schweizer Wirtschaft dadurch große Risiken auf. Es sei ohnehin 'nur noch eine Frage der Zeit und der Entwicklung der Eurokrise' bis sich die Mindestkurs-Strategie der SNB von selbst erledigt habe.
Man lebe derzeit in einer 'sehr verrückten Zeit', sagte Devisenexperte Flury der Schweizer Nachrichtenagentur AWP. Das ließe sich auch an der Entwicklung der Anleihemärkte ablesen - so liege die Rendite für zweijährige Staatsanleihen der Schweiz derzeit deutlich im Minus. Es sei auch nicht überraschend, dass die Märkte den Mindestkurs testen würden.
Anfang April hatte die SNB wiederholt Probleme, den Wechselkurs zu verteidigen. Seitdem konnte die gesetzte Untergrenze gehalten werden - allerdings zu einem hohen Preis, wie sich immer deutlicher herausstellt. Um ihr Kursziel zu erreichen, muss die Notenbank theoretisch unbegrenzt Euro aufkaufen. Sie kann zwar ohne Ende Franken drucken, doch damit könnten langfristig auch die Inflationsrisiken steigen.
Von dieser Seite droht derzeit jedoch keinerlei Gefahr - im Gegenteil: Zuletzt hatte die Schweiz eher mit deflationären Entwicklungen zu kämpfen. Die SNB müsse mit ihrem Handeln und geschickter Kommunikation ihre Glaubwürdigkeit zu verteidigen versuchen, meint UBS-Experte Flury./hbr/jsl