FRANKFURT (dpa-AFX) - Die deutschen Sparkassen sehen sich als Opfer der immer strengeren Regeln für die Bankenbranche. "Bei der Regulierung ist bei Gesetzgebern, bei Betroffenen und wohl auch bei den Aufsehern die Übersicht verloren gegangen", sagte der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, Georg Fahrenschon, am Mittwoch bei einer Banken-Tagung des "Handelsblatts" in Frankfurt. Es gebe kein in sich logisches, geschlossenes System mehr. "Von der regulatorischen Wucht werden besonders Institute getroffen, die nicht im Mittelpunkt der Finanzkrise standen."
Es werde nicht mehr genug nach dem Risikogehalt in den Geschäftsmodellen der Institute unterschieden. Um dem "Overkill an Regulierung" zu begegnen, entstehe für mittlere und kleine Sparkassen der Druck, sich zusammenzuschließen. "Die Regulierung wird immer mehr selbst zu einem systemischen Risiko", sagte Fahrenschon. Bei der europäischen Bankenabwicklung seien die mittelgroßen deutschen Kreditinstitute mit eigenen Sicherungssystemen die Hauptzahlmeister.
Auch an der laufenden Überprüfung der Banken durch die Europäische Zentralbank ließ Fahrenschon kein gutes Haar. Damit entferne sich die Aufsicht immer mehr von gängigen Rechnungslegungsstandards. "Für Deutschland werden härtere Krisenszenarien angenommen als für andere europäische Staaten", sagte der frühere Politiker. "Die gesündesten Institute werden am kritischsten betrachtet, während Institute, die bereits am Tropf der EZB hängen, bevorzugt werden."
Dennoch gab sich Fahrenschon optimistisch, dass die Institute aus seinem Einflussbereich gut abschneiden werden. Bei "fairen und nachvollziehbaren Bedingungen" würden die Landesbanken den Bilanztest der EZB gut bewältigen. Die Sparkassen verzeichneten eine "sehr erfreuliche" Geschäftsentwicklung.tb