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STICHWORT/EZB: Negativzins auf Zentralbankgeld - was soll das?

Veröffentlicht am 05.06.2014, 15:39
Aktualisiert 05.06.2014, 15:42

FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Europäische Zentralbank (EZB) hat an diesem Donnerstag Neuland betreten. Als erste große Notenbank erhebt sie eine Gebühr auf überschüssiges Geld, das Geschäftsbanken bei ihr parken. Mit diesem Schritt soll Zentralbankgeld in andere, wachstumsfreundlichere Kanäle gelenkt werden. Auch die sehr niedrige Inflation soll damit angehoben werden. Zudem könnte der aus Sicht der EZB unangenehm hohe Eurokurs, der die Exportwirtschaft im Währungsraum belastet, durch die Maßnahme geschwächt werden.

Der sogenannte Einlagenzins entfällt auf überschüssiges Geld, das Banken über Nacht bei der EZB horten. Er dient als Orientierung für kurzfristige Kreditgeschäfte, an der sich zum Beispiel Geldmarktfonds und Tagesgeldkonten ausrichten. Normalerweise ist der Einlagenzins positiv, im Sommer 2012 fiel er auf null, nun weiter auf minus 0,1 Prozent. Damit liegt die Zinsuntergrenze in der Eurozone tiefer als in den anderen großen Währungsräumen. Das könnte Investoren veranlassen, in großem Stil Mittel umzuschichten, was den Eurokurs drücken würde.

Ein weiteres Ziel des Instruments ist, dass Banken ihre Kreditvergabe ausweiten, die insbesondere in Südeuropa schwach ist und das dortige Wachstum dämpft. Auch könnten die Geldhäuser verstärkt in Aktien oder Anleihen investieren. Dies würde die Renditen der jeweiligen Wertpapiere verringern und Druck auf den starken Euro ausüben. In der Folge würden günstigere Exporte den Außenhandel stärken, während teurere Einfuhren die Inflation anheben würden.

Die konkreten Auswirkungen von Negativzinsen sind allerdings ungewiss, weil es kaum praktische Erfahrungen damit gibt. In Europa haben diesen Schritt bisher nur die schwedische und die dänische Notenbank vollzogen. In Schweden hat der Negativzins von 2009 bis 2010 jedoch kaum eine Rolle gespielt, weil die schwedische Notenbank zugleich überschüssiges Zentralbankgeld abgeschöpft hat, wie es in einer Studie der US-Bank Goldman Sachs heißt.

Das dänische Experiment taugt demgegenüber eher für einen Vergleich: Nach der im Sommer 2012 vollzogenen Zinssenkung unter Null sind dort die Sätze, zu denen Banken kurzfristig Geld handeln (Interbankensätze) ebenfalls unter die Nullgrenze gesunken. Dies hat Anlagen in dänischer Krone weniger attraktiv gemacht und den Aufwertungsdruck auf die Krone gemindert. Allerdings fällt der dänische Negativzins in die Zeit, in der EZB-Chef Draghi seine "Euro-Garantie" ("Whatever it takes") ausgesprochen hat, was den Euro stark aufwerten lies.

Die Commerzbank kommt in einer Studie zu dem Ergebnis, dass ein negativer Einlagezins ein Dilemma mit sich bringen kann: So spreche der Negativzins an sich zwar für eine Schwächung des starken Euro. Allerdings kostet er die Banken auch Geld, was einer Ausweitung der Kreditvergabe im Weg stehen kann. Versucht die Notenbank für Entlastung zu sorgen, etwa indem sie den Geldhäusern erlaubt, überschüssiges Geld anstatt auf dem Einlagenkonto woanders zu parken, kann das zwar die Kreditvergabe stützen. Die Wirkung auf die Marktzinsen und den Euro dürfte dann aber abnehmen.br

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