Von Geoffrey Smith
Investing.com - China verabschiedet sich zum ersten Mal seit 30 Jahren von seinem Wachstumsziel und signalisiert ein baldiges Durchgreifen gegen die pro-demokratische Bewegung in Hongkong. Die Aktienmärkte korrigieren, aber werden die Handelswoche wahrscheinlich mit deutlichen Gewinn beenden, da man davon ausgeht, dass das Schlimmste der Corona-Pandemie hinter uns liegt. Die Aktie von Nvidia (NASDAQ:NVDA) steht im Fokus, nachdem der US-Chiphersteller nach der Schlussglocke am Donnerstag hohe Gewinne auswies.. Die weltweiten Stellenstreichungen gehen weiter, denn IBM (NYSE:IBM), Nissan (OTC:NSANY) und - höchstwahrscheinlich - Hewlett Packard Enterprise (NYSE:HPE) werden ihre Belegschaft massiv abbauen.
1. China will Hongkong stärker kontrollieren
China will in Hongkong mit einem neuen Sicherheitsgesetz massiv durchgreifen und den Stadtstaat stärker kontrollieren.
Damit droht eine neue Welle pro-demokratischer Proteste in der ehemaligen britischen Kolonie, die während der Coronavirus-Pandemie nachgelassen hatte, aber in den letzten Wochen wieder zugenommen hat.
Außerdem droht eine weitere Verschlechterung der Beziehungen zu den USA: Präsident Donald Trump kündigte Vergeltungsmaßnahmen für den Fall an, dass die bestehenden Privilegien Hongkongs aufgehoben würden, während der US-Senat mit parteiübergreifender Unterstützung einen Gesetzentwurf vorlegte, in dem Sanktionen gegen chinesische Beamte angedroht werden.
Der Hang Seng fiel um 5,6%, während die Aktienindizes von Festlandchina um über 2% sanken und der Yuan abwertete.
2. Peking streicht erstmalig Wachstumsziel 2020 - Kupfer und Ölpreis schwächer
Der zweite Paukenschlag beim jährlichen Nationalkongress der Volksrepublik Peking war, dass die Kommunistische Partei in diesem Jahr zum ersten Mal seit 30 Jahren ihr offizielles Ziel für das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts gestrichen hat.
Die Streichung des Wachstumsziels gilt als Hinweis darauf, dass die Wirtschaft länger als gedacht brauchen dürfte, um sich von der Coronavirus-Pandemie zu erholen (rund 100 Millionen Menschen sind in den nordöstlichen Regionen Chinas nach Anzeichen einer neuen Infektionswelle immer noch isoliert).
Die Industriemetalle, die angesichts der dynamischen Rallye der letzten Wochen ohnehin reif für Gewinnmitnahmen waren, reagierten besonders negativ auf die Nachricht aus China. Der US-Ölpreis fiel um 6,0% auf 31,89 Dollar pro Barrel, während Kupfer-Futures um 2,2% auf 2,38 Dollar pro Pfund und Nickel-Futures um 1,7% fielen.
3. US-Börsen dürften etwas tiefer in den Tag starten
Vor dem Hintergrund der Meldungen aus China, wonach sich Peking die Sonderverwaltungszone Hongkong unter den Nagel reissen will, dürften die US-Börsen etwas tiefer in den Freitag starten.
Der Dow Jones 30 Futures verliert 78 Punkte oder 0,3% und der S&P 500 Futures steht 0,25% tiefer. Für den Nasdaq 100 Futures geht es um 0,4% abwärts. Alle drei Aktienindizes dürften trotz der jüngsten Verluste die Handelswoche mit einem Plus von 2 bis 3% beenden. Es wäre der höchste Schlusskurs seit Anfang März.
4. NVIDIA-Gewinne sprudeln dank hoher Nachfrage nach Produkten für Gaming und Rechenzentren
Bei den Einzelwerten steht am Freitag der US-Chiphersteller NVIDIA (NASDAQ:NVDA) im Fokus, der gestern nach US-Börsenschluss die Erwartungen der Wall Street-Analysten übertraf.
Der Gewinn pro Aktie des Unternehmens hat sich im Vergleich zum Vorjahr auf 1,88 US-Dollar mehr als verdoppelt, da die durch die Pandemie erlassenen Lockdowns zu einem kräftigen Umsatzschub bei Produkten für Gaming und Rechenzentren führten.
Der Chiphersteller hat von zwei der durch die Pandemie ausgelösten großen Trends profitiert, da die Corona-Lockdowns zu einer Umverteilung der Unterhaltungsausgaben geführt und das Wachstum der Nachfrage nach Cloud-basierten Diensten seitens der Unternehmen, insbesondere der Online-Händler, beschleunigt haben.
Die Gewinne von Alibaba (NYSE:BABA) vor der US-Börseneröffnung am Freitag werden ebenfalls auf ähnliche Trends hin analysiert.
5. Weitere Stellenstreichungen drohen
Die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf andere Teile der Wirtschaft sind weiterhin zu spüren. Unternehmen auf der ganzen Welt kündigten in den letzten Tagen weitere Stellenstreichungen an.
Der japanische Nachrichtendienst Kyodo berichtete am Freitag, dass Nissan (T:7201) 20.000 Stellen streichen will, um das Angebot mit der langfristig erwarteten Nachfrage in Einklang zu bringen.
Auch International Business Machines (NYSE:IBM) kündigte zwischenzeitlich einen dauerhaften Stellenabbau an - den ersten unter dem neuen CEO Arvind Krishna. Das Wall Street Journal gab zwar nicht an, wie viele der rund 350.000 Mitarbeiter entlassen werden sollen, aber es hieß, es würden "mehrere Tausend" sein.
Auch Hewlett Packard Enterprise (NYSE:HPE) hat am Donnerstag ein Kostensenkungsprogramm in Höhe von 1 Milliarde Dollar angekündigt. Es ist nicht klar, ob das Unternehmen infolgedessen dauerhaft Arbeitsplätze abbauen wird.
Der britische Triebwerkshersteller Rolls Royce (LON:RR) hatte am Mittwoch bereits angekündigt, 9.000 Mitarbeiter zu entlassen.
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