von Geoffrey Smith
Investing.com - Chinas Wirtschaft schrumpfte im ersten Quartal erwartungsgemäß zum ersten Mal seit drei Jahrzehnten. Präsident Trump legte einen Plan zur Wiedereröffnung der Wirtschaft vor, doch es werden die Gouverneure der Bundesstaaten sein, die "das Kommando haben". Frankreich forderte auf das Schärfste "Coronabonds", um die Euro-Zone zusammenzuhalten. Die Wall Street profitiert von einem Bericht, wonach der Gilead-Wirkstoff Remdesivir im Kampf gegen Covid-19 Heilung verspricht. Die Energiemärkte bleiben volatil, und sowohl Öl als auch Gas ringen mit einem kurzfristigen rekordhohen Überangebot. Folgendes sollten Sie am Freitag, dem 17. April, über das Geschehen an den Finanzmärkten wissen:
1. Trump schiebt Verantwortung auf Gouverneure
US-Präsident Trump machte vor einer drohenden Auseinandersetzung mit den Gouverneuren der Bundesstaaten einen Rückzieher und sagte, sie hätten "das Kommando", wenn es um die Wiedereröffnung ihrer jeweiligen Wirtschaft gehe.
Am Montag hatte US-Präsident Donald Trump im Kampf gegen Covid-19 noch die alleinige Entscheidungsgewalt für sich beansprucht.
In den neuen Richtlinien, die am Donnerstag vom Weißen Haus veröffentlicht wurden, sind keine festen Termine für die Aufhebung der Restriktionen enthalten, aber es wird empfohlen, dass die Staaten zunächst einen zweiwöchigen Abwärtstrend bei den Infektionen verzeichnen.
Dennoch will Trump die US-Wirtschaft so schnell wie möglich wieder hochfahren: "Wir brauchen eine funktionierende Wirtschaft, und wir wollen sie sehr, sehr schnell wieder in Gang bringen", sagte er.
2. Chinas Wachstumszahlen erwartungsgemäß schlecht
Die chinesische Wirtschaft ist im ersten Quartal zum ersten Mal seit Beginn der Datenaufzeichnung vor fast 30 Jahren geschrumpft.
Das Bruttoinlandsprodukt schrumpfte im Vergleich zum ersten Quartal 2019 um 6,8% und sank saisonbereinigt um 9,8% im Vergleich zu den vorangegangenen drei Monaten.
Unterdessen zog die Produktion in den Fabriken schneller wieder an als in der Dienstleistungswirtschaft. Die Industrieproduktion ging im März im Vergleich zum Vorjahr um 1,1% zurück, während die Einzelhandelsumsätze um 15,8% einbrachen. Als Reaktion darauf erreichten die Kupfer-Futures ein Einmonatshoch von 2,36 Dollar pro Pfund.
Da die chinesischen Fabriken exportorientiert sind und die Nachfrage in Europa und Nordamerika im zweiten Quartal wahrscheinlich einbrechen wird, ist nach Ansicht von Analysten noch unklar, ob der industrielle Aufschwung nachhaltig sein kann.
Unabhängig davon hat China auch die Zahl der Covid-19 Todesopfer in Wuhan nach einer "Überprüfung" um etwa 50% nach oben korrigiert.
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3. Wall Street wieder im Rallye-Modus
Die Futures auf die US-amerikanischen Aktienmärkte zeigen steil nach oben. Grund dafür ist die Hoffnung der Anleger auf ein baldiges Ende der Coronavirus-Krise.
Die Dow Jones Futures gewannen 769 Punkte oder 3,3%, während die S&P 500 Futures um 3,0% zulegten und die Nasdaq 100 Futures um 2,3% kletterten.
Die europäischen Aktienmärkte profitierten zudem von positiven Unternehmensmeldungen durch L’Oreal (PA:OREP) and LVMH (PA:LVMH).
Die Aktienmärkte wurden zusätzlich durch einen Bericht Auftrieb erhalten, wonach der Gilead-Wirkstoff Remdesivir vielversprechende Ergebnisse im Kampf gegen Covid-19 gezeigt hatte. Solche Berichte sind aber nicht neu. Im Februar testeten chinesische Wissenschaftler das Medikament, doch das Unternehmen selbst hielt sich mit klaren Aussagen zurück.
Die Gilead-Aktie (NASDAQ:GILD) gewann vorbörslich gut 16%.
Unternehmensseitig stehen heute auch die Quartalszahlen des Konsumgiganten Procter & Gamble (NYSE:PG) im Fokus.
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4. Macron drängt auf Coronabonds
Der französische Präsident Emmanuel Macron erneuerte seine Forderungen nach gemeinsamen Schulden der Eurozone als Teil der europäischen Reaktion auf die Virus-Krise.
"Wenn wir es heute nicht schaffen, sage ich Ihnen, dass die Populisten gewinnen werden - heute, morgen, übermorgen, in Italien, in Spanien, vielleicht in Frankreich und anderswo", sagte Macron der Financial Times in einem Interview.
Die Spreads europäischer Staatsanleihen haben sich in dieser Woche ausgeweitet, weil Italien die neue Kreditlinie des Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) nicht nutzen will, um die Coronakrise zu überstehen. Grund dafür ist die Angst, dass Länder wie Deutschland und die Niederlande in die allgemeine Wirtschaftspolitik eingreifen könnten.
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5. Energiemärkte bleiben volatil
Die Energiepreise erleben erneut einen sehr unbeständigen Tag mit einem extremen Überangebot auf dem physischen Markt für Öl und Gas.
Der Frontkonrakt für die US-amerikanische Ölsorte verbilligte sich um mehr als 8% auf ein neues 18-Jahrestief von 18,02 Dollar je Barrel, erholte sich in den letzten Minuten aber und stand zuletzt nur noch 6,2% im Minus bei 18,63 Dollar. Da meiste Open Interest und Volumen konzentriert sich inzwischen aber auf den Juni-Kontrakt, der zur Stunde 0,16 Cents zugelegt auf 25,69 Dollar je Barrel.
Die Nordseesorte Brent zur Juni-Lieferung gewann 2,6% auf 28,65 Dollar je Barrel.
Anderswo gab es Einzelberichte, wonach Russland einen neuen Tiefstpreis für eine Ladung LNG zur Lieferung nach Nordasien, dem wichtigsten Markt der Welt, gezahlt habe. Der gemeldete Preis betrug 2,05 Dollar/mmBtu.
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