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Trübe Stimmung - 'Bürger und Firmen müssen Gürtel enger schnallen'

Veröffentlicht am 27.12.2022, 00:07
© Reuters.

KÖLN (dpa-AFX) - Der Energiepreisschock und die unsichere geopolitische Lage verderben deutschen Unternehmen die Stimmung zum Jahreswechsel. Statt Optimismus wie noch vor einem Jahr herrscht einer Umfrage zufolge vielerorts jetzt Verunsicherung. Zahlreiche Branchen stellen sich auf schwierige Monate ein. "Ich glaube nicht, dass man sagen kann, die Rezession sei abgesagt. Sie dürfte aber schwächer ausfallen als zunächst befürchtet", sagte Michael Hüther, Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) der Deutschen Presse-Agentur.

Bei einer IW-Befragung beurteilten 39 von 49 Wirtschaftsverbänden die aktuelle Lage trüber als vor einem Jahr. Die Mehrheit rechnet zudem mit schlechteren Geschäften der Mitgliedsfirmen. Immerhin: Viele der umsatzstärksten 100 börsennotierten Unternehmen in Deutschland dürften nach einer EY-Auswertung mit einem Gewinn- und Umsatzpolster ins kommende Jahr gehen.

Vor einem Jahr hätten zahlreiche Unternehmen noch gedacht, die turbulentesten Zeiten seien überwunden, erläuterte das IW. Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine veränderte die Lage. "Die negativen Lagebeurteilungen haben ein fast historisches Ausmaß erreicht", sagte Hüther. Viele Branchen gingen verunsichert ins neue Jahr. "Die Unternehmen fragen sich, ob die Energiepreisbremsen greifen und wie es geopolitisch weitergeht. Die Unwägbarkeit der Energieversorgung ist der große Unsicherheitsfaktor."

Der Umfrage zufolge rechnen 30 Wirtschaftsverbände im kommenden Jahr mit schlechteren Geschäften ihrer Mitglieder. "Die Unternehmen gehen nicht davon aus, dass die hohen Energiepreise in absehbarer Zeit wieder sinken werden. Das dämpft den Blick auf das kommende Jahr enorm", erläuterte IW-Konjunkturexperte Michael Grömling.

Besonders düster ist die Stimmung in Branchen, die für ihre Produktion besonders viel Energie brauchen. So geht zum Beispiel die Chemieindustrie davon aus, 2023 deutlich weniger herzustellen. Mit einer Verschlechterung rechnen auch Handwerksunternehmen, die Bauwirtschaft, ein Teil des Finanzsektors und die Immobilienbranche. Sie erwarten wegen der gestiegenen Bauzinsen ein Ende des langen Immobilienbooms.

Lediglich 13 Verbände zeigten sich bei der Umfrage optimistisch, darunter die Messe- und Werbewirtschaft. Sie hofft darauf, dass Corona-Ausfälle aufgeholt werden. Auch der Tourismus geht von einem Nachholeffekt nach dem Einbruch in der Corona-Krise aus. Der Rest der Verbände rechnet damit, dass sich das Vorjahresergebnis 2023 halten lässt. Dazu zählt unter anderem die Investmentbranche.

Sorgen bereiten Hüther die Erwartungen hinsichtlich der Investitionen. "Das Ergebnis ist so schlecht wie nicht einmal während der Corona-Pandemie." 17 Branchen rechnen mit einem Rückgang. 22 Verbände, vorwiegend im Dienstleistungssektor, gehen von gleichbleibenden Investitionen aus, acht von höheren Ausgaben.

Auch Henrik Ahlers, Vorsitzender der Geschäftsführung des Prüfungs- und Beratungsunternehmens EY Deutschland, rechnet 2023 mit sinkender Investitionsbereitschaft: "Sowohl Bürger als auch Unternehmen müssen den Gürtel enger schnallen." Im zu Ende gehenden Jahr haben sich die 100 umsatzstärksten börsennotierten Unternehmen trotz Gegenwinds nach seiner Einschätzung dagegen "wacker geschlagen."

Von den Top 100 verzeichneten fast alle (93 Prozent) in den ersten drei Quartalen 2022 demnach ein Umsatzwachstum gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Der Gesamtumsatz legte um 30 Prozent auf 1,78 Billionen Euro zu. Ohne den Milliardenverlust des angeschlagenen Energiekonzerns Uniper (ETR:UN01) , der weitgehend verstaatlicht werden soll, wäre der operative Gewinn (Ebit) der Konzerne zusammengerechnet um 22 Prozent auf 145 Milliarden Euro gestiegen. Es waren jeweils die höchsten absoluten Werte seit der ersten Auswertung vor fünf Jahren.

Als Stabilitätsanker erweist sich nach Einschätzung Hüthers der Arbeitsmarkt. 23 Verbände erwarten hier eine stabile Entwicklung. Weitere 16 gehen von weniger Personal in ihren Mitgliedsunternehmen aus, darunter Banken und Sparkassen und die Landwirtschaft. Manche Branchen rechnen auch wegen des Fachkräftemangels mit weniger Mitarbeitern. Neun Wirtschaftszweige wollen die Beschäftigung aufbauen, unter anderem das Gastgewerbe und der Tourismus.

Das IW befragte von Mitte November bis Anfang Dezember 49 Wirtschaftsverbände, nicht jeder Verband beantwortete alle Fragen.

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